Regelmäßig werden Klagen über die mangelnde Ausstattung des Bezirks Chorweiler mit medizinischer Infrastruktur laut.

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Fachärzte etwa sind im Kölner Norden kaum zu finden. Seit der Schließung der Notdienstpraxis in Chorweiler 2019 ist die nächstgelegene Anlaufstelle für Notfälle das Heilig-Geist-Krankenhauses in Longerich im Nachbarbezirk Nippes.

Ein Lichtblick ist seit 2021 die Kümmerei: Die von der AOK Rheinland/Hamburg unterstützte Einrichtung bietet ein fächerübergreifendes Netzwerk, das medizinische und soziale Beratungsangebote unter einem Dach vereint – ein Modellversuch, dessen Finanzierung zunächst bis Ende dieses Jahres gesichert war.

Gesicherter Weiterbetrieb der Kümmerei und Aufbau der Gesundheitsregion

Ein Weiterbetrieb stand in diesem Jahr jedoch lange Zeit infrage: eine Gesetzesänderung im vergangenen Frühjahr hätte die Finanzierung von Gesundheitskiosken, nach deren Prinzip auch die Kümmerei arbeitet, den Krankenkassen entzogen. Nun jedoch ist klar, dass der Erhalt der Kümmerei für mindestens drei weitere Jahre gesichert ist, denn in einer Zusammenarbeit des Landes NRW mit der Stadt Köln soll eine Gesundheitsregion Köln-Nord aufgebaut werden.

Unter diesem Label soll für die Einwohner von Chorweiler und Nippes der Zugang zu medizinischer Versorgung erleichtert werden, indem bestehende medizinische und soziale Einrichtungen besser vernetzt werden.

Eine Einbindung der Kümmerei bietet sich an, und tatsächlich soll diese als wesentlicher Baustein fungieren. Insgesamt wird das zunächst über drei Jahre laufende Projekt jedes Jahr mit 250.000 Euro aus Landesmitteln bezuschusst.

Neues Bauprojekt in Chorweiler

Vor allem die Grünen feiern dies als politischen Erfolg. "Wir sind überglücklich, dass diese für Chorweiler so wichtige, niedrigschwellige und interkulturelle Anlaufstelle erhalten bleibt", sagt Marc Kersten, Co-Sprecher der Grünen im Stadtbezirk. Derweil ist bereits ein weiterer Silberstreif am Horizont zu erkennen, nämlich in Gestalt des Bauprojekts, das in der Nachbarschaft der Kümmerei auf dem Grundstück der alten Postbank-Filiale geplant wird.

Seit Jahren fordern Bürger und Politiker, dass dieses auch ein medizinisches Versorgungszentrum beinhalten sollte, nun findet sich diese Forderung in einem Einleitungsbeschluss für einen Bebauungsplan wieder, den der Stadtentwicklungsausschuss im vergangenen September beschlossen hatte.

Das freut auch Dieter Höhnen. Der frühere Vorsitzende des Bürgervereins Heimersdorf / Seeberg-Süd hatte sich nicht nur während der Pandemie für mehr Impfmöglichkeiten im Bezirk eingesetzt, sondern sich auch 2019 an den Protesten gegen die Schließung der Notfallpraxis beteiligt.

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Er hoffe nun darauf, dass "nicht nur Erwartungen geweckt werden, sondern dass Verwaltung und Politik alles in die Waagschale werfen, dass der einzige Kölner Stadtbezirk ohne Krankenhaus zeitnah auf eine spürbare Verbesserung hoffen darf", sagt Höhnen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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