Die Gastronomen am Brüsseler Platz sehen schwarz: Aus Protest gegen eine neue Verordnung der Stadt hängen sie ihre Schaufenster dunkel ab.
Sie wollen symbolisieren, wie der Platz ohne sie aussähe. Die Stadt Köln hatte am Montag (16. Dezember) mitgeteilt, dass die Außenbereiche der dortigen rund zehn Cafés, Bars und Restaurants ab 1. Februar 2025 freitags, samstags und vor Feiertagen vorerst nur noch bis 22 Uhr geöffnet sein dürfen. Auch soll dann ein Verweilverbot auf dem Platz gelten. Und die Stadt prüft, ob sie die Kirche St. Michael in seiner Mitte einzäunt.
Grund für die Einschränkungen ist ein rechtskräftiges Urteil des Oberverwaltungsgerichts, das die Stadt zwingt, mehr für die Gesundheit von Anwohnern zu tun – sprich den Lärm zu reduzieren. Geklagt hatten fünf Anwohner, die der Lärm störte. Dagegen wollen sich ansässige Ladenbetreiber und auch andere Anwohner, die sich von dem Verweilverbot nun eingeschränkt sehen, wehren.
Christoph Becker, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Nordrhein, sagte am Freitag vor Ort: "Der Brüsseler Platz kann der Anfang vom Ende sein: Die Befürchtung besteht, dass das, was sich hier auf dramatische Weise abspielt, ganz Köln droht." Der Fall zeige, dass es nur einen klagenden Anwohner brauche, um ähnliches auch an anderen Plätzen in der Stadt auszulösen. Die Gastronomen wollen nicht die Leidtragenden sein, sie sehen sich als "Ordnungsbringer" an dem Platz und nicht Verursacher von Störungen. Die Vorsitzende der IG Gastro in Köln, Maike Block, sagte: "Die Stadt muss das mildeste Mittel wählen, um den Konflikt zu lösen." Und das sei nicht die Einschränkung von Gastronomen oder ein Verweilverbot. Die Verbände kündigten an, ein juristisches Vorgehen zu prüfen.
Gastronomen am Brüsseler Platz fürchten um ihre Existenz
Bei einem Treffen der Betroffenen im Café Hallmackenreuther sagte Inhaber Cyrus Bakhtyar zu dem noch ausstehenden Ratsentscheid, er habe große Befürchtungen, wenn die Verordnung langfristig bestehen bleibe: "Das würde mich so treffen, dass ich den Laden schließen kann." Er führe das Café seit 35 Jahren und habe im Sommer 50 Angestellte, die teils in zweiter Generation bei ihm arbeiteten – es seien auch viele Arbeitsplätze bedroht. "Wenn wir um 22 Uhr den Platz verlassen müssen, werden die Gäste von vornherein nicht mehr hierherkommen."
Christian Becker führt das benachbarte Tante Kurt seit 2021. Er sagte, seinen Pachtvertrag würde er unter den neuen Bedingungen nicht mehr verlängern. Seine Gäste kämen erst ab acht Uhr abends. Müsste er die Terrasse um 22 Uhr schließen, falle sein Geschäft komplett aus. "Wir verdienen unser Geld im Sommer auf der Terrasse, um im Winter zu überleben", sagte Becker, der nach eigenen Angaben zwischen 30 und 40 Angestellte hat. Einen Zaun nannte er "absurd an einem der schönsten Plätze in der viertgrößten Stadt Deutschlands".
Für Frust sorgt bei den Gastronomen auch, dass sie von der neuen Verordnung nicht persönlich in Kenntnis gesetzt wurden. Lukas Sorgalla öffnete im Sommer seine eigene Bar, das Rosa. Am Freitag sagte er sichtlich bewegt: "Ich habe am Montag auf Social Media erfahren, dass ich meinen Laden wahrscheinlich wieder schließen kann." © Kölner Stadt-Anzeiger
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