Die Dips, das Fladenbrot und das Teiggebäck am Buffet waren inspiriert von der türkischen Küche und bereits ein Fingerzeig: Die Lesung "Buch für die Stadt" am Donnerstagabend auf Initiative des "Kölner Stadt-Anzeiger" und des Literaturhauses entführte das Publikum nach Istanbul.

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In diesem Jahr las Detlev Prößdorf in der Christuskirche in Wiesdorf aus dem Buch "Dschinns" von Fatma Aydemir. "Ja, Dschinns, das sind kleine Wahrheiten und Wünsche innerhalb der Familie", erklärte Prößdorf. Und genau von diesen handelte auch das Buch.

Der 59-jährige Hüseyin hat sich endlich einen Traum erfüllt und sich eine Eigentumswohnung in Istanbul gekauft. Nach vielen Jahren harter Arbeit als Gastarbeiter in einer deutschen Metallfabrik ging er in Frührente und floh aus dem kalten Deutschland. Doch während er in der Großstadt auf seine vier Kinder und seine Frau wartete, die nachkommen wollten, erlitt er einen Herzinfarkt und starb. Da es im Islam üblich ist, die Beisetzung innerhalb von 24 Stunden durchzuführen, reiste die restliche Familie also nicht mehr für einen neuen Lebensabschnitt, sondern für die Beerdigung des geliebten Vaters und Ehemanns in die Türkei.

Auch heute spielt die Beziehung zu den ehemaligen Gastarbeitern und ihren Nachfahren eine wichtige Rolle

Ingrid Mayer, Gemeindemitglied und Besucherin der Lesung

Diese Reise und individuelle Entwicklung der einzelnen Familienmitglieder werden in fünf Kapiteln dargestellt, eins für jedes Kind sowie die Ehefrau. Von der Trauer über die Wut auf den Vater, das Hinterfragen von Geschlechterrollen und der eigenen Sexualität sowie Familienstreitigkeiten und Generationskonflikte deckt das Buch alle Bereiche ab. Auch die eigene Herkunft und die eventuell typisierte Identität werden thematisiert.

"Auch heute spielt die Beziehung zu den ehemaligen Gastarbeitern und ihren Nachfahren eine wichtige Rolle", erklärte Ingrid Mayer. Die Schlebuscherin ist Gemeindemitglied und besuchte die Lesung gemeinsam mit ihrer Freundin Maria Zoschke. Für die beiden war dies nicht die erste Veranstaltung dieser Art, aber das Thema berührte die beiden ganz besonders. "In den Familien gibt es heute wegen dieser Vergangenheit immer noch viele Probleme und man muss alles tun, dass sie behoben werden", sagte Zoschke.

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Leverkusen: Turkish Chamber Orchestra sorgt für musikalische Untermalung

Warum die Lesung so besonders ist? Das ist für die Rentnerinnen klar, denn sie sind nicht nur Literaturfans, sondern ebenfalls begeisterte Musikliebhaberinnen und an diesem Abend war auch Betin Güneș‘ Turkish Chamber Orchestra vor Ort. Die Musiker unterstrichen mit den Geigen, Celli, dem Fagott, dem Flügel und der Trompete die unterschiedlichen Stimmungen der Charaktere und sorgten zwischen den einzelnen Leseabschnitten für kurze Denkphasen - mal mit tiefen Tönen, dann wieder mit fröhlichen Melodien schufen sie in der Kirche eine ganz besondere Atmosphäre.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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