Ein Aschenbecher ist ein eher ungewöhnliches Erinnerungsstück, um nicht zu sagen ein skurriles. Das ist Markus Verhall, Regisseur beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) seit 25 Jahren, durchaus bewusst.
Doch für den Mann aus Brauweiler hat das eingeschweißte Exemplar aus Glas, in dem neun Zigarettenstummel und Tabakkrümel liegen, einen besonderen Wert.
Pulheim: Letztes Fernsehinterview
Die Menthol-Zigaretten der Marke Reyno hat Altkanzler und Kettenraucher Helmut Schmidt am 25. April 2015 in der Fernsehsendung "Menschen bei
Doch besagte Sendung war die letzte mit der Moderatorin, zu der sich der Hanseat Schmidt hinreißen ließ. "Er war überzeugt, dass er nicht mehr lange zu leben hat, das hat er in der Sendung gesagt, daher wollte ich den Aschenbecher für die Nachwelt aufbewahren. Ich habe gedacht, dass er musealen Wert hat", sagt der 60-Jährige. Die Passage, in der Schmidt über den Tod spricht, sei allerdings herausgeschnitten worden. "Wir haben immer mindestens zwei Stunden aufgezeichnet, 75 Minuten wurden gesendet", erinnert sich der Familienvater.
Aschenbecher als Geburtstagsgeschenk
Genau genommen waren es zwei Aschenbecher, voll mit Kippen, die nach der Aufzeichnung im Hamburger Hotel Atlantic übrig blieben. Da in den ARD-Studios schon nicht mehr geraucht werden durfte, dies aber für Helmut Schmidt Voraussetzung für den Termin war, musste die Crew auf das Atlantic ausweichen.
Den einen Aschenbecher, ebenfalls eingeschweißt, hat Markus Verhall Sandra Maischberger im August 2016 zu ihrem 50. Geburtstag geschenkt. "Sie hat sich total gefreut." An das letzte Fernsehinterview der Moderatorin mit dem Altkanzler im April 2015 erinnert ein Foto. Es zeigt Sandra Maischberger in dem Moment, in dem sie Helmut Schmidt eine E-Zigarette anbietet. Der Blick des passionierten Kettenrauchers spricht Bände.
Seinen Aschenbecher hat Markus Verhall zunächst in einem Schrank in seinem Büro aufbewahrt. Um zu vermeiden, dass sich die ausgedrückten Zigarettenstummel in Wohlgefallen auflösen, habe er beschlossen, auch dieses Exemplar einschweißen zu lassen. Seither steht das besondere Erinnerungsstück auf dem Schreibtisch in Markus Verhalls Arbeitszimmer in Brauweiler.
Von dem Gedanken, es könnte "musealen Wert haben", hat er sich inzwischen verabschiedet. "Ich habe gedacht, die Leute freuen sich, wenn ich ihn ihnen überlasse. Aber es gestaltet sich schwierig." © Kölner Stadt-Anzeiger
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