"Gates Ventures", die persönliche Investmentfirma von Microsoft-Mitbegründer Bill Gates, fördert ein Forschungsprojekt am Fraunhofer-Institut für Algorithmen und wissenschaftliches Rechnen (SCAI) in Sankt Augustin.

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Das Projekt ist Teil des bisher größten Forschungsvorhabens zur Erzeugung und Bewertung synthetischer Patientendaten mittels Künstlicher Intelligenz (KI) in Europa.

Professor Holger Fröhlich leitet die Zusammenarbeit mit Gates Ventures und ist Mitglied der Gesamtprojektleitung von "Synthia", einem Verbund von 32 internationalen Projektpartnern aus Pharma- und Medizintechnikunternehmen sowie klinischen und akademischen Einrichtungen. Konkret arbeiten er und sein Team an der Entwicklung, Anwendung und Bewertung von KI-Verfahren, um Daten aus klinischen Studien täuschend echt nachzuahmen.

In Sankt Augustin wird erforscht, wie man Alzheimer und Diabetes frühzeitiger erkennen kann

"Uns interessiert, wie man in Zukunft schwerwiegende Erkrankungen wie Alzheimer und Diabetes frühzeitiger erkennen kann, welche Prognose es für den Einzelnen gibt und wie man gegen diese Krankheiten wirksamere Medikamente entwickeln kann", erläutert Fröhlich. Ein Schlüssel hierzu ist die Analyse großer Mengen von Patientendaten mittels moderner KI-Verfahren. Doch der Zugang zu solchen Daten ist aus datenschutzrechtlichen Gründen in Europa und besonders in Deutschland langwierig und teuer. Vertragsverhandlungen dauern oft Jahre, und es ist nicht klar, ob die dann am Ende erhaltenen Daten wirklich geeignet sind, eine spezielle wissenschaftliche Frage zu beantworten.

Spätestens seit dem Erscheinen von ChatGPT ist bekannt, dass sogenannte generative KI-Verfahren täuschend echte Texte, Bilder, Musikstücke oder Programmcode erzeugen können. Doch funktioniert das auch für Patientendaten? Hier genau setzen das Forschungsprojekt und die darauf aufbauende Zusammenarbeit mit Gates Ventures an.

In Sankt Augustin wird geprüft, wie KI helfen kann, dass Medikamente in Europa früher zugelassen werden

Insbesondere geht es dabei um die Erzeugung qualitativ hochwertiger synthetischer Patientendaten mittels für diesen Zweck maßgeschneidert entwickelter generativer KI-Verfahren. Solche synthetischen Daten könnten dann nicht nur helfen, datenschutzrechtliche Hürden beim Teilen realer Daten besser in den Griff zu bekommen, sondern sie könnten auch dazu dienen, KI-Verfahren zu verbessern, die zum Beispiel die Frühdiagnose von Alzheimer ermöglichen.

Zudem könnten synthetische Patientendaten dazu genutzt werden, um verschiedene Studien miteinander kombinieren. So könnte die Zulassung neuer Medikamente beschleunigt werden. Ein Beispiel der Nutzung ist, wie oft Patienten zu Kontrolluntersuchungen kommen müssen. Mittels KI kann aus den vorliegenden Daten ein optimales Zeitintervall errechnet werden, was insgesamt Kosten sparen könnte.

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Neben Gates-Ventures fördern die Europäische Kommission und weitere europäische Pharma- und Medizintechnikunternehmen das Projekt mit insgesamt 24,1 Millionen Euro. Das im September 2024 gestartete Projekt läuft bis August 2029.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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