Schulabbrecher: In Hessen gibt es besonders wenige Schulabbrecher. Den Grundstein dafür hat allerdings nicht nur das Kultusministerium gelegt.
In Hessen gibt es weniger Schulabbrecher als anderswo in Deutschland. Das ist ein Grund zur Freude. Gewiss, man kann es auch ohne Schulabschluss im Leben zu etwas bringen. Aber nicht jeder, der die Schule ohne Hauptschulabschluss verlässt, hat die Begabung eines Albert Einstein, die das fehlende Abschlusszeugnis ausgleichen könnte.
In der Rangfolge der Bundesländer mit den wenigsten Schulabbrechern liegt Hessen – hinter Bayern – auf dem zweiten Platz. Die Ursachen dafür sind allerdings nicht so leicht zu bestimmen, wie es das Kultusministerium vorgibt. In der Behörde in Wiesbaden klopft man sich etwas zu demonstrativ selbst auf die Schulter, denn das Land ist mit seiner Bildungspolitik keineswegs alleine dafür verantwortlich. Es gibt große Unterstützer, die man durchaus erwähnen sollte, was das Kultusministerium aber zugunsten des Eigenlobs vernachlässigt.
Viele Stiftungen haben sich der Bildungsförderung verschrieben. Sie unterstützen zum Beispiel gezielt lernschwache Schüler, die versetzungsgefährdet sind. Als Beispiel sei die Polytechnische Gesellschaft in Frankfurt genannt, die mit ihren Programmen Deutschsommer und Diesterweg-Stipendium viel Gutes tut. Wer einmal bei einem Workshop gesehen hat, mit wie viel Hingabe die Pädagogen sich den Schülern widmen, der kann nur voll des Lobes für diese Arbeit sein. Hier sieht man, wie eine gezielte Förderung die Schullaufbahn positiv beeinflussen kann.
Den Effekt der Vorlaufkurse zur Deutschförderung überschätzt das Kultusministerium auch. Denn diese Kurse sind erst seit dem Schuljahr 2021/2022 für Kinder im Vorschulalter ohne ausreichende Sprachkenntnisse verpflichtend. Erst in einigen Jahren wird messbar sein, ob die fraglos sinnvolle Maßnahme die Schulabbrecherquote weiter senkt. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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