Büromöbelmarkt: Auf der Orgatec-Messe in Köln dreht sich alles um Nachhaltigkeit und Wiederverwertbarkeit von Büromöbeln. Bei SumSum in Frankfurt gehört das zum Kerngeschäft.
"Refurbishment ist hier auf der Orgatec gerade das Thema überhaupt", sagt Kirstin Hoppelshäuser. Die Inhaberin des Frankfurter Unternehmens SumSum war bis zum Freitag auf der Kölner Messe, die vom Industrieverband Büro und Arbeitswelt organisiert wird, unterwegs. Dort sei es fast überall um Nachhaltigkeit und die Wiederverwertbarkeit gebrauchter Büromöbel gegangen. Das ist das Kerngeschäft des 1997 gegründeten Unternehmens, das mit seinem Namen auf Bienenfleiß verweist.
Auf der Kölner Messe war Hoppelshäuser unter anderem, um einzukaufen. Und auch dabei geht es – wie bei SumSum üblich – im Wesentlichen nicht um Neuware. "Wir kaufen oft Messemöbel in großen Stückzahlen", berichtet sie. In ihrem Geschäft am Frankfurter Osthafen bietet das Unternehmen auf zwei Etagen mit insgesamt 4000 Quadratmetern alles, was für die Büroeinrichtung benötigt wird: Von Schreibtischen über Stühle, Regale sowie Rollcontainer bis zu Lampen und Papierkörben. Aber auch Trennwände, Sofas, Sessel und andere Elemente zur Ausstattung von Lounges, wie sie heute zu modernen Büros gehören, sind dort zu finden.
Für eine bessere CO2-Bilanz
"Manche unserer Schreibtische sind seit mehr als 20 Jahren im Einsatz", berichtet die Unternehmerin. Bei einigen habe man inzwischen mal die Platte ausgetauscht, so seien sie auch weiterhin gut einsetzbar, wenn beispielsweise ein Pressezentrum für ein sportliches Großereignis wie die Fußball-Europameisterschaft bestückt werden müsse. Damit alle Möbel aussehen wie neu, hat das Unternehmen, wie Hoppelshäuser berichtet, gerade eine neue spezielle Maschine für die Reinigung angeschafft, die mit Wassermolekülen arbeite. Denn die Nachfrage steige stetig, auch, weil Unternehmen durch die Nutzung gebrauchter Büromöbel ihre CO-Bilanz verbessern könnten.
Während Einzelstücke in den Hallen an der Lindleystraße auch an Privatkunden verkauft werden, steht das Gros des Bestands aber bereit, um an Firmenkunden verkauft oder vermietet zu werden.
Das Kundenspektrum ist nach Darstellung von Hoppelshäuser vielfältig, es reicht vom kleinen Start-up über Anwaltskanzleien oder Unternehmensberatungen, die für ein zeitlich begrenztes Projekt von sechs bis 18 Monaten eine Einrichtung benötigen, bis hin zu großen Konzernen, die tausende Drehstühle jedes Jahr benötigen. Je nach Fabrikat liegt die Miete für einen Arbeitsplatz bei neun bis 35 Euro im Monat. Hinzu kommen noch Kosten für den Auf- und Abbau. "Wer Möbel länger als ein Jahr nutzen will, dem raten wir eher zum Kauf", sagt die SumSum-Chefin, die ihren Kunden aber auch anbietet, die Möbel zurückzukaufen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.
Nicht nur der Trend zu mehr Nachhaltigkeit sorgt für die Nachfrage nach Mietmöbeln. Insbesondere bei jungen Unternehmen, bei denen noch nicht absehbar sei, wie sie sich weiterentwickeln würden, werde die Flexibilität des Mietmodells geschätzt, sagt Hoppelshäuser. Schließlich könnten damit hohe Investitionskosten und langwierige Abschreibungen vermieden werden. Die Miete hingegen sei leichter steuerlich geltend zu machen.
Mieten statt Kaufen liegt allgemein im Trend. Viele Anbieter, darunter auch Ikea, experimentieren derzeit mit entsprechenden Modellen. Valide Zahlen zum Markt für die Büromöbelvermietung gibt es auch bei den zuständigen Verbänden nicht. Hoppelshäuser schätzt ihn auf 50 Millionen Euro im Jahr und zählt ihr Unternehmen mit zwölf Mitarbeitern zu den "Top Drei" in Deutschland. Es gebe nur wenige, die wie sie kurzfristig große Aufträge mit hochwertigen Möbeln erfüllen könnten. Dazu tragen auch Kooperationen bei, wie sie SumSum beispielsweise mit der Edel-Marke USM-Haller hat. Deren Regalsysteme füllen einen großen Teil der Lagerflächen in Frankfurt.
Bei den Möbelherstellern auf der Kölner Messe wird Hoppelshäusers Geschäftsmodell daher nicht als etwas angesehen, das ihnen Konkurrenz macht, sondern eher hilft, neue Geschäftsfelder zu erschließen. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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