Great Christmas Circus: Preisträger des Zirkusfestivals in Monte Carlo und ein waghalsiger Clown: Beim Gastspiel des Great Christmas Circus in Frankfurt kommen Jung und Alt auf ihre Kosten.
Wenn auf dem Festplatz am Ratsweg ein blau-weißes Zirkuszelt seine Masten gen Himmel reckt, weiß der Frankfurter: Es weihnachtet sehr. Die Familie Wille aus dem fränkischen Dürrwangen hat das Chapiteau einst in Italien eigens für den Frankfurter Weihnachtszirkus schneidern lassen, den "Great Christmas Circus". Mittlerweile gehört die Weihnachtsshow der Zirkusfamilie um den Direktor Manuel Wille zum Frankfurter Fest-Inventar wie der Weihnachtsmarkt auf dem Römerberg.
Selbst der Oberbürgermeister hat einen Narren, Pardon, Clown, am weihnachtlichen Zirkusspektakel gefressen, seit er im vergangenen Jahr mit seiner Familie in eine Vorstellung gegangen und fröhlich wieder herausgekommen ist. Deshalb hat Mike Josef auch die Schirmherrschaft für eine Benefizaktion des Zirkus übernommen, der 100 Karten für eine Nachmittagsvorstellung am 24. Dezember der Frankfurter Tafel gespendet hat, auf dass auch einige einkommensschwache Familien in den Genuss des Zirkusvergnügens kommen.
Seit Wochen hängen in Frankfurt vielerorts Plakate, auf denen ein Mann mit roter Fliege, schwarzem Frack mit rotem Rand und weißen Handschuhen zu sehen ist, dem sich seine blonden Haare zum Himmel sträuben. Dieser Augenfänger ist ein Clown. Ein berühmter Clown. Der mutigste Clown der Welt.
Denn der Amerikaner Bello Nock macht nicht nur hinreißende Späße, sondern bietet auch eine waghalsige Artistennummer im sogenannten Todesrad, einer Art Tretmühle, bei der ein Stahlträger mit je einem Rad an beiden Enden zuweilen in hoher Geschwindigkeit rotiert. In und auf diesen Rädern balancieren in der Regel zwei Artisten. Beim "Great Christmas Circus" sind es der Clown Bello Nock und seine Partnerin. Nock tut so, als sei er zufällig in die Tretmühle geraten und könne jederzeit abstürzen. Tatsächlich aber beherrscht er das Gerät meisterlich.
So souverän Nock im Todesrad rotiert, so hinreißend agiert er als eine Art Supermann in einem dick aufgeblasenen Kostüm. In der Eingangsszene dieser herrlichen Nummer kugelt er, unsichtbar eingeschlossen in einen farbigen Würfel aus Gummi, durch die Manege, um schließlich als muskelprotzender Gummimann seinem Gefängnis zu entsteigen. Dieser Auftritt ist angewandter Surrealismus.
Wenn Nock eine Besucherin in die Manege holt, um mit ihr virtuelles Bogenschießen mit einem dünnen, langen Luftballon zu praktizieren, stellt er diese nicht bloß, sondern bringt sie zum Lachen und fröhlichen Mitmachen. Bello Nock – ein Clown auf höchstem Niveau.
Weltklasse bietet auch die Truppe Amaraa aus der Mongolei. Mit ihrer Schleuderbrett-Nummer haben die dreizehn Artisten im vergangenen Jahr beim Festival in Monte Carlo einen Silbernen Clown gewonnen. Jetzt bietet sich dem Frankfurter Publikum die Gelegenheit, tollkühne Frauen und Männer zu erleben, die von ihren Partnern katapultartig zehn Meter hoch in die Luft geschleudert werden, dort Pirouetten und Saltos drehen und von anderen Kollegen sicher aufgefangen werden. Amaraa gestalten auch die flotte Eröffnungsnummer mit einer Darbietung, bei der die einen lange Seile schwingen und die anderen über diese Seile hüpfen und hechten.
Ein weiterer Höhepunkt der Show ist die Darbietung der kolumbianischen Hochseiltruppe Robles. Die Südamerikaner balancieren traumsicher auf dem dünnen Stahlseil und formen sich auf dem Höhepunkt zu einer sogenannten Siebener-Pyramide, einer der schwierigsten Nummern der Hochseilartistik. Jonglage gehört in jede gute Zirkusshow. Der Weihnachtszirkus der Familie Wille kann gleich mit zwei Nummern dieses Genres aufwarten.
Die Tschechin Helena Polach balanciert mit Fußbällen und zeigt dabei eine Geschicklichkeit, mit der sich nicht einmal die von Eintracht-Star Omar Marmoush messen kann. Aber das, was der Portugiese Danny Luftman bietet, haben selbst eingefleischte Artistikfans noch nie oder höchst selten gesehen. Luftman – ob das nun sein richtiger Name oder ein Phantasiename ist, weiß nur er – lässt Boomerangs durch das Zirkuszelt kreiseln und fängt sie sicher wieder auf. Meistens zumindest. Wie schwierig diese Kunst ist, merkte man bei seinem ersten Versuch mit fünf solcher australischer Wurfstöcke. Zwei von ihnen segelten an ihm vorbei. Beim zweiten Versuch gelang der Trick jedoch.
Natürlich finden sich auch schwächere Nummern im Programm des Weihnachtszirkus. Aber insgesamt ist die Show abwechslungsreich, für Besucher jeden Alters, vom Kind bis zum Greis, ist etwas dabei. Bemerkenswert ist, dass der Frankfurter Weihnachtszirkus sich noch eine Kapelle leistet, die wirklich flott aufspielt. Flott ist überhaupt das Kennzeichen des dreistündigen Programms. Mit dem "Great Christmas Circus" kommt man denn auch flott durch die besinnlichen Tage.
Der "Great Christmas Circus" gastiert bis zum 12. Januar auf dem Festplatz am Ratsweg. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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