Fotografie Forum Frankfurt: Bei einer Podiumsdiskussion in Frankfurt zum Jubiläum "40 Jahre Fotografie Forum" wird die Befürchtung laut, dass "das Brot-und-Butter-Geschäft" wegbrechen werde.
Zu seinem Jubiläum hat das vor 40 Jahren gegründete Frankfurter Fotografie Forum schon ein Programm auf die Beine gestellt, dass sich wahrlich sehen lassen kann. Das reichte von der spektakulären Ausstellung mit den Bildern der äthiopischen Fotografin Aïda Muluneh gleich zum Auftakt über die Foto-Triennale Ray im Sommer bis hin zur aktuellen Schau mit frühen Schwarz-Weiß-Arbeiten Martin Parrs. Dass aber zu der schlicht als Gesprächsabend angekündigten Veranstaltung "Celebration Imagination" alle im Haus vorhandenen Sitzgelegenheiten nicht ausreichen würden, den Andrang zu fassen, war eine Überraschung. Einerseits.
Denn andererseits versprach schon die Besetzung des Podiums mit dem – neben Karin Steins und Werner Kolligs – entscheidend an der Gründung des Forums beteiligten Manfred Heiting, mit der dem Verein gleichfalls seit 40 Jahren verbundenen Martina Mettner und der künstlerischen Leiterin Celina Lunsford einen bunten Abend voller Anekdoten. Die gab es tatsächlich reichlich aus einer Zeit, in der die Fotografie noch vergleichsweise wenig galt im Kunst- und Ausstellungsbetrieb. Sicher, in Frankfurt gab es immerhin den Kunstverein im Steinernen Haus, wo Peter Weiermair früh schon Künstler wie Robert Mapplethorpe, Lynn Davis oder Will McBride vorstellte. Von einer breiten Akzeptanz der Fotografie als künstlerischem Medium indes, von ganz dem fotografischen Bild gewidmeten Sammlungen gar, wie sie heute selbstverständlich Teil des Frankfurter Museums für Moderne Kunst und – nicht zuletzt dank einer Schenkung Manfred Heitings – des Städels sind, konnte seinerzeit noch keine Rede sein.
Wenn nun Heiting, der sich schon seit den Sechzigerjahren einen Namen als Sammler gemacht hatte, von den ersten Jahren des Fotografie Forums im Leinwandhaus erzählte, von den dank zahlreicher Unterstützer "breiten Füßen, auf denen wir stehen konnten", und von den Reisen in die Vereinigten Staaten, von denen er mit Robert Franks "The Americans", mit Arbeiten von Ansel Adams oder Walker Evans im Gepäck zurückkehrte, dann machte sich Nostalgie breit.
Die Zukunft der Fotografie als Leitmedium der Gegenwart
Keineswegs aber hatte es auf dem von dem langjährigen Redakteur im Feuilleton dieser Zeitung, Freddy Langer, moderierten Podium damit sein Bewenden. Das Motto des Fotografie Forums "Was Fotografie ist und sein kann", wie es Manfred Heiting seinerzeit schon formulierte, ist schließlich immer noch Programm. "Klassiker, Neuentdeckungen und große Namen", so Lunsford, journalistische, dokumentarische und im engeren Sinne künstlerische Fotografie, hier hat seit jeher alles seinen Platz. Und doch hat sich das Medium, haben sich die Bedingungen in den vergangenen Jahrzehnten radikal verändert.
Folgt man dem mittlerweile 81 Jahre alten Manfred Heiting, dann gibt es heute schlicht von allem viel zu viel zur gleichen Zeit. Eingedenk der vielen Festivals und der zahlreichen Preise und der Masse an Fotobüchern mag man ihm kaum widersprechen. "Das Inflationäre", so Heiting, "ist überall." Und da war von den revolutionären Veränderungen, die sich mit der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz in der Werbefotografie ebenso ankündigen wie im Bildjournalismus, noch nicht einmal die Rede. Die frühere Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Photographie, Martina Mettner, goss am Ende mehr als nur einen Tropfen Wasser in den Wein zum stolzen Jubiläum. Die Zukunft der Fotografie als Leitmedium der Gegenwart ist demnach ungewiss. Zwar werde es, so Mettner, freie Arbeiten wohl immer geben, doch "das Brot-und-Butter-Geschäft" werde weitgehend verschwinden.
Die Jubiläumspublikation "Celebration Imagination" ist jetzt erhältlich. Die aktuelle Ausstellung "Martin Parr. Early Works" ist im Fotografie Forum Frankfurt, Braubachstraße 30–32, noch bis 5. Januar 2025 zu sehen. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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