Lückenschluss vor Freigabe: Das neue Ohmtal-Dreieck wird die A 49 später als gedacht mit der A 5 verbinden.
Auf die Verzögerung kommt es nun aber nicht mehr an. Wichtiger sind der Nutzen - und das Bemühen, die nächsten Projekte in Angriff zu nehmen.
Zwischen Rülfenrod und Maulbach bekommt die Vielzahl an Dreiecken und Kreuzen an deutschen Autobahnen einen Neuling mit klangvollem Namen dazu. In ein paar Wochen geht dort das Ohmtal-Dreieck in Betrieb. Es verbindet fortan die A 49 mit der A 5 und mithin die Gegend um Kassel besser als bisher mit dem Gießener Becken. Zwar zieht sich die Freigabe etwas länger hin als von den Projektmanagern gedacht. Denn an den Leitplanken und an der Entwässerung sind noch Restarbeiten fällig. Aber darauf kommt es nun auch nicht mehr an angesichts der vielen Jahre, die bis zu dem Lückenschluss der A 49 unweit von Homberg/Ohm vergangen sind.
Wichtiger ist der Nutzen. Beim Blick auf die Karte wird deutlich, welch weiten Bogen sich viele Auto- und Lastwagenfahrer in der Zukunft auf dem Weg von Nord- nach Mittelhessen sowie ins Rhein-Main-Gebiet sparen können. Zeit ist im Geschäftsleben immer auch Geld. Fortan werden die von den Mittelständlern in dieser bisher eher schlecht als recht angebundenen Region hergestellten Waren schneller zu den Kunden kommen können. Und wer sich in der Gegend etwas auskennt, der weiß: Diesen Vorteil werden viele Unternehmen genießen, nicht nur die zahlreichen Automobilzulieferer.
Drei Jahrzehnte Kampf für Bahnstrecke
Wer auf die Karte schaut und sich in der regionalen Geschichte etwas auskennt, denkt womöglich an ein anderes Langzeitprojekt. Denn unweit des neuen Ohmtal-Dreiecks zweigte vor einigen Jahrzehnten von der Bahnstrecke Fulda–Gießen noch die Lumdatalbahn ab. Von ihr ist zwar nur noch ein Teilstück für den Güterverkehr in Betrieb, der an einem Unternehmen hängt.
Doch Bahn-Freunde in dieser mit guten Verkehrswegen nicht gesegneten Ecke wollen gerne wieder Personenzüge auf der Strecke sehen. Nur: Die erste Studie zur Reaktivierung der Lumdatalbahn ist 30 Jahre alt. Es folgten weitere Untersuchungen. Jene von 2017 und 2018 unterstützen das bürgerschaftliche Projekt, seit dem vergangenen Jahr gibt es eine Planungsvereinbarung. Es gibt sogar schon einen Namen: "Als RB43 könnte unsere Lumdatalbahn betrieben werden", heißt beim Verein, der das Vorhaben vorantreibt.
Wann diese Regionalbahn erstmals zwischen Rabenau-Londorf und Gießen pendeln wird, steht aber dahin. "In wenigen Jahren", heißt es. Dabei ist Zeit nicht nur Geld. Je eher solche Nebenstrecken wieder in Betrieb gehen, desto schneller dürfte sich das in Randlagen verbreitete Gefühl des Abgehängtseins verflüchtigen, das sich in unerfreulichen Wahlergebnissen ausdrückt. Gleichzeitig belebt sich der ländliche Raum. Und dadurch sinkt der Druck auf den Wohnungsmarkt in den Städten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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