König Fußball, so sagt man, regiert die Welt. Also jedenfalls, wenn man entweder die WM 1974 schon live miterlebt hat oder wenn man (so wie ich) in einem derartig fußballbegeisterten Haushalt aufgewachsen ist, dass man sich bereits zur Grundschulzeit sonntags statt Pippi Langstrumpf oder irgendwelchen bunten Ninja-Schildkröten Dokus über längst vergangene Weltmeisterschaften ansehen musste. Oder mit einem Haufen aufgeregt durcheinanderquatschenden interfamiliären Teilzeit-Bundestrainern lautstark abwägen, ob Lothar Matthäus, Franz Beckenbauer oder Matthias Sammer der beste deutsche Fußballer war.
In einer normalen Grundschule Ende der Neunziger Jahre hießen die Fußballhelden
Während ich also in der dritten Klasse mit den Jungs darüber stritt, ob die Trikots von Borussia Dortmund hübscher waren als die von Bayern München oder dem Hamburger SV, anstatt mit den Mädchen darüber, wer die schönste Barbie und die niedlichsten Sommerkleidchen hatte, manifestierte sich eine schräge Liebe zum Fußball in mir. Und mal abgesehen von diesem billigen Rollen-Klischeedenken, mit dem ich Jungs zum Kicken sowie Mädchen zu Püppchen kategorisierte, blieb mir die Liebe zum Spiel bis heute erhalten. Aber keine Angst, das hier ist immer noch ein Wochenrückblick und kein Jahrhundert-Rückblick und daher beschränke ich den Radius der Retrospektive ab dieser Zwischenübersicht wieder konzeptloyal auf die vergangenen sieben Tage.
Es gibt nur 1 Rudi Völler
Kommen wir also zu den aktuellen Geschehnissen. Als Bundestrainer
Zur Freude der weiteren knapp 80 Millionen Hobby-Bundestrainer außerhalb meiner Familie ging diese Demission mit einigen bemerkenswerten Nachwirkungen einher. Zunächst natürlich einem Traumszenario für Romantiker:
Wenn Du es nicht kleben kannst, dann Nagelsmann!
Das ist aber noch lange nicht alles. Endlich gibt es auch wieder ein flächendeckendes Gesprächsthema für die Mittagspausen an allen deutschen Arbeitsplätzen und auf allen deutschen Schulhöfen: Wer wird neuer Nationaltrainer?
Ob sich Nagelsmann mit erst 36 Jahren bereits auf einem gemütlichen Nationaltrainer-Job ausruhen möchte, scheint zumindest fraglich. Zumal er nicht unbedingt als klassisches Nivea-Model durchgeht und sich auch selten die Hand in den Schritt schiebt, um die aktuelle Geruchssituation seiner Gemächtsstruktur zu testen. Womit auch Außenseiter eine Chance auf einen der meistdiskutierten Jobs des Landes haben. Felix Magath etwa. Der lebendig gewordene Medizinball hat als Trainer immerhin drei Mal die Deutsche Meisterschaft und zwei Mal den Pokalsieg errungen – und war vor 20 Jahren Trainer des Jahres. Damals trainierte er den VfB Stuttgart und ließ Spieler wie
Ebenfalls in der Diskussion:
Dementsprechend scheint der DFB inzwischen so verzweifelt zu sein, dass selbst
GNTB – Germany's Next Topbundestrainer
Wer es am Ende wird, ist noch nicht absehbar. Mit dem nächsten Länderspiel in vier Wochen in den USA vor der Brust bleibt allerdings nicht allzu viel Zeit, um sich ausführlich mit 20 Kandidaten auszutauschen. Außer natürlich, Tante Käthe (wie der nicht gendernde Interimstrainer Rudi Völler seit seiner aktiven Zeit genannt wird) hängt noch ein paar Spiele dran. Fußball-Nostalgiker, Paul Breitner und andere Freunde von 60er-Jahre Trendfrisuren würde es sicher freuen. Realistisch scheint diese Variante allerdings nicht zu sein. Völler ist zwar sieben Jahre jünger als van Gaal, scheint sich aber auf dem gemütlichen Funktionärsposten beim DFB ganz kommod eingerichtet zu haben. Die ständigen Mätzchen der heutigen Spielergeneration, die größtenteils seine Enkel sein könnten, sind nichts für den wertekonservativen Weißbier-Rambo, der in seiner ersten Amtszeit als Bundestrainer bereits Kneipenlegende Waldi Hartmann in die ewigen Alkoholwrack-Jagdgründe echauffiert hat.
Aus der Sicht eines Malochers wie Völler, der als Spieler stets über bedingungslosen Einsatz kam und weniger über maradonaesque Filigranität, sind Eskapaden wie eingeflogene Star-Friseure, nächtelange PlayStation-Sessions, Instagram-Selbstbeweihräucherung und Spielerfrauen-Lotto-Toto-Rennquintett vermutlich unangenehmer als Elektroautos für die FDP. Ob ausgerechnet der altersweise Strafraum-Senior Völler noch mal langfristig auf die Trainerbank zurückkehrt, um sich dann mit einem Rudel durchgeknallter 20-Jähriger rumschlagen zu müssen, denen Likes von Lena Meyer-Landrut oder der Echtpelz-Ikone Loredana zuweilen wichtiger erscheinen als Trainingsdisziplin, scheint ziemlich unwahrscheinlich.
Mein Vorschlag wäre daher unkonventionell, aber dafür Erfolg versprechend:
Darüber hinaus liefert sie regelmäßig Motivationssprüche auf Sepp-Herberger-Niveau ("Wenn du ganz nach oben willst, musst du die Zähne zusammenbeißen"), verlangt als staatlich (und von ProSieben) geprüfte Drill-Masterin stets eiskalte Selbstbeherrschung beim Training ("Ihr müsst hart werden. Ich will nichts schwabbeln sehen"), wird endlich akkurate Wege finden, Spieler wie Thilo Kehrer auszusortieren, ohne ihre sportliche Karriere zu beschädigen ("Hübsches Gesicht, lange Beine – das reicht nicht!") und kann sich nach ihrer langjährigen Feldstudie als ergebnisoffene Dating-Expertin wunderbar in die Bedürfnisse der jungen Kicker hineinversetzen: ("Ich bin auch viel geritten – aber nicht unbedingt auf Pferden"). Also, lieber DFB: Mach et! Dann haben die Fans auch endlich wieder ein Foto für Dich!
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