Silvester in den Holzer Wiesen – hört sich eigentlich ganz gemütlich an. Aber beim vergangenen Jahreswechsel kam es zu einem unangenehmen Vorfall, für den sich ein 36-jähriger Mann vorm Amtsgericht verantworten musste. Er hatte offenbar seine Aggressionen nicht unter Kontrolle.
Als um 0 Uhr die Knallerei losging, habe er Angst um sein Auto bekommen, erzählt der Angeklagte, dessen Aussage eine Dolmetscherin aus dem Rumänischen übersetzen musste. Gegenüber hatte eine Gruppe, mehrere Pärchen Mitte 20, gefeiert, die offenbar einen großen Fundus an Knallkörpern und Raketen hatten, die sie in der Stichstraße abfeuerten. "Ich habe denen gesagt, sie sollen keine Böller unter mein Auto werfen." Offenbar hatte er Angst, dass es in Flammen aufgehen könnte. Schließlich habe er es weggefahren, später wieder in die alte Parklücke zurückgesetzt.
Dabei war er alles andere als nüchtern: Vor Mitternacht habe er Schnäpse, Bier und Schampus getrunken, sagt er. Dem Alkoholtest nach, der später bei der Polizei gemacht wurde, muss er eher stark betrunken gewesen sein, denn die ermittelten über drei Promille. "Ich habe mich wohl ein bisschen aufgeregt", antwortet er auf die Frage von Richter Adam, weshalb er denn glaube, weshalb aus der Gruppe die Polizei gerufen wurde.
Leverkusen: Zeugen erzählen andere Geschichte
Die Zeugen aus der Gruppe erzählen übereinstimmend eine ziemlich andere Geschichte: Erst seien sie beleidigt worden, "Verpisst euch von hier", war noch nicht die unfreundlichste Ansprache. "Wir dürfen hier aber sein und böllern", sei ihre Antwort gewesen. Böller und Raketen hätten sie garantiert nicht auf das Auto des Angeklagten abgefeuert, der eine andere Wahrnehmung hatte und immer wütender geworden sei.
Schließlich sei er in sein Auto gestiegen und mit quietschenden Reifen los- und offenbar gezielt auf einen Mann aus der Gruppe zugefahren. Erst im letzten Moment soll der volltrunkene Bauelektriker das Steuer zur Seite gerissen haben. Der Mann auf der Straße habe gerade eine Rakete anzünden wollen, als er einen schnellen Satz zur Seite machen musste. "Er hätte ihn sonst erwischt", sagt ein Zeuge aus der Gruppe. Dass er seinen Wagen im letzten Moment eingelenkt hatte, hat dem Elektriker eine Bestrafung wegen versuchter schwerer Körperverletzung erspart, das Auto wird in solchen Fällen als Waffe gewertet. So blieb es bei einem gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr und Trunkenheitsfahrt, die der Angeklagte auch zugab.
Das Strafregister des Angeklagten ist bisher leer gewesen. Richter Dietmar Adam ersparte ihm vielleicht gerade deshalb nicht eine strenge und auch laute Ansprache bei der Urteilsbegründung. "Für ihr Auto hat keine Gefahr bestanden. Aber Sie haben unbedingt gewollt, dass die endlich mit dem Böllern aufhören sollten."
Auf seinen Führerschein, den er schon im Januar abgeben musste, wird der Angeklagte noch mindestens drei Monate warten müssen, dann kann er sich darum kümmern. Sein Ausraster kostet ihn 90 Tagessätze à 70 Euro, macht 6300 Euro – für den Angeklagten war das ein teures Neujahrsfest. © Kölner Stadt-Anzeiger
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