Kaum ein Handwerksberuf hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so sehr verändert wie der des Bestatters.

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"Mein Großvater war Schreiner und hat auch die Särge für die Verstorbenen noch selber gezimmert", berichtet Elke Birkhölzer. Vorher habe er bei den Verstorbenen Maß genommen für die passende Sarggröße. Übergeblieben aus dieser Zeit seien jedoch nur die 36 Stunden, die laut Gesetz ein Verstorbener am Sterbeort bleiben darf. "Das war genau die Zeit, die der Schreiner brauchte, um den Sarg zu bauen", erklärt die Bestatterin.

Erftstadt: Unternehmen in der dritten Generation

Elke Birkhölzer führt das Bestattungsunternehmen mit inzwischen sechs Mitarbeitern in der dritten Generation. Ihr Großvater hatte die Schreinerei mit Bestattung 1927 gegründet und allein geführt.

Besonders vorbereitete Trauerfeiern habe es zu seiner Zeit nicht gegeben. In der Regel sei der Pfarrer früher der Erste gewesen, den die Hinterbliebenen gerufen hätten, und er habe dann auch die Trauermesse gehalten. Heutzutage werde oft direkt der Bestatter angerufen. "Doch ich darf erst tätig werden, wenn ein Arzt den Totenschein ausgestellt hat", sagt Birkhölzer, die rund um die Uhr in Bereitschaft ist.

Es ist der schönste und vielseitigste Beruf, den man sich nur vorstellen kann

Elke Birkhölzer, Bestatterin aus Erftstadt

Früher hätten die Nachbarn oder die Angehörigen auch den "Leichenschmaus" vorbereitet. Doch auch diese Aufgabe übernehme inzwischen oft der Bestatter. Schon ihr Vater habe die Särge nicht mehr selbst gebaut, als er mit seiner Frau 1962 das Familienunternehmen übernommen habe.

Erst seit 2003 ein offizieller Ausbildungsberuf

Als Schreinermeister hat er das Möbelgeschäft Anfang der 1970er-Jahre aufgebaut, wo er die industriell gefertigten Möbel für die Kunden individuell auf Maß brachte. Seit 1998 gibt es zwei Geschäfte. Elke Birkhölzers Bruder führt das Möbelgeschäft, sie das Bestattungsunternehmen.

Ende 2001 legte sie als erste Bestatterin in Erftstadt die Prüfung zur Bestattungsmeisterin (Funeralmaster) vor der IHK in Düsseldorf ab. Erst seit 2003 ist der Beruf des Bestatters auch offiziell ein Ausbildungsberuf. "Es ist der vielseitigste und schönste Beruf, den man sich nur vorstellen kann", versichert sie.

Die studierte Betriebswirtin und ausgebildete Trauerbegleiterin hat jedes einzelne Modul dieses Handwerks gelernt. Dazu gehören die Gespräche mit Trauernden und die Organisation der Trauerfeiern. "Wichtig ist den meisten Angehörigen, dass ihr Verstorbener bei der Trauerfeier im Mittelpunkt steht", sagt sie. Auch ihr sei das sehr wichtig. "Ich ermuntere die Trauernden deswegen dazu, auch persönliche Dinge des Verstorbenen mit zur Trauerfeier zu bringen."

Die Versorgung des Verstorbenen
ist die zentrale Aufgabe

Elke Birkhölzer sucht mit den Hinterbliebenen die passende Musik aus, sie kümmert sich um den Blumen- und Grabschmuck, sie gibt auf Wunsch auch die Traueranzeigen auf, gestaltet die Trauerkarten und sucht den passenden Ort für die Trauerfeier. "Gesetzlich vorgeschrieben ist ja nur der letzte Ruheort", sagt sie. Das seien der Friedhof, der Ruhewald oder das Meer.

Die Trauerfeier sei heute fast überall möglich. "Uns ist es dabei sehr wichtig, jede so individuell wie möglich zu gestalten." Zentrale Aufgabe des Bestatters sei die Versorgung der Verstorbenen. "Dazu gehört es, den Verstorbenen hygienisch zu versorgen, anzukleiden und für eine offene Verabschiedung herzurichten", zählt sie auf. Und: "Das machen wir auch, wenn der Verstorbene anschließend eingeäschert wird."

Künstler fertigen Urnen aus Holz

Einäscherungen und Urnenbeisetzungen seien sehr gefragt. Ihr Großvater und auch ihr Vater hätten es nur mit Sargbestattungen zu tun gehabt. "Heute werden die meisten Verstorbenen in Urnen beigesetzt", sagt Birkhölzer.

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In ihrem Geschäft bietet sie Särge an, aber auch von Künstlern handgefertigte Urnen aus Holz und bunte oder einfarbige Behältnisse aus abbaubaren Kunststoffen, die auf Wunsch handbemalt werden dürften.

Am Donnerstag (19. Dezember) stellen wir eine Goldschmiedin vor.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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