Als das Blaulicht angeht und weit über hundert Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes Haltung annehmen und applaudieren, da fließt auch bei Ingeborg Schmidt ein Tränchen.
Seit mehr als zwei Jahrzehnten hat die Rösratherin den Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) geführt, nun will sie wie berichtet kürzer treten in der Hilfsorganisation, deren Arbeit sie mit ihrer Familie mit viel Herzblut lebt.
So wie ihr Sohn Steffen Schmidt, der zeitgleich das Amt des Kreisbereitschaftsleiters abgab – und die Blaulicht-Abschiedsparade der DRK-Ehrenamtler für seine Mutter vor dem Bergischen Löwen organisiert hat. Drinnen sind bei der Kreisdelegiertenversammlung nicht nur die beiden gebührend verabschiedet, sondern auch die Weichen für die Zukunft des DRK-Kreisverbands gestellt worden.
"Keine warmen Worte – Du packst an", würdigte Dr. Carsten Müntjes vom DRK-Landesverband Nordrhein die scheidende Kreisvorsitzende. Ingeborg Schmidts Engagement, ihre Verlässlichkeit und ihr stetes Ringen um eine gute Lösung, waren nur einige der Eigenschaften, die Müntjes und Landrat Stephan Santelmann in ihren Laudationen herausstellten.
Einen "beeindruckenden Einsatz", eine "große Authentizität" und eine "hohe Fachkenntnis", bescheinigte Müntjes der 69-jährigen Rösratherin, die wie berichtet nach 22 Jahren nicht erneut als Kreisvorsitzende kandidieren, sondern sich auf ihre Arbeit im DRK-Ortsverein Rösrath konzentrieren möchte. Müntjes: "Dir ging es nie darum, im Rampenlicht zu stehen." Stattdessen packe Ingeborg Schmidt an, nehme andere mit – und gehe nach vorne.
"Ingeborg Schmidt hat den DRK-Kreisverband wieder auf grundgesunde Füße gestellt", würdigte Landrat Stephan Santelmann Schmidts nachhaltige Neustrukturierungsarbeit in einem Kreisverband, der bei ihrer Amtsübernahme 2003 nicht nur finanziell in Turbulenzen steckte und der heute wieder schwarze Zahlen schreibt und komplett neu aufgestellt ist.
"Die Zusammenarbeit mit dir war meine schönste Zeit", so DRK-Kreisgeschäftsführer Reinhold Feistl, der neben Ingeborg Schmidt bis auf Kreisverbandsarzt Dr. Ingo Weber, Schatzmeister Gunter Derksen und Jugendrotkreuz-Kreisleiter Stefan Ebert alle bisherigen Kreisvorstandsmitglieder verabschiedete. Darunter auch den stellvertretenden Kreisvorsitzenden Horst Gabriel, der seit weit mehr als 30 Jahren im Vorstand aktiv war, und vom neuen DRK-Kreisvorsitzenden Lutz Urbach – ebenso wie Ingeborg Schmidt – zum Ehrenmitglied des DRK-Kreisverbands ernannt wurde. Diesen Beschluss hatte der neugewählte Vorstand (siehe "Neuer Kreisvorstand") kurzerhand im Rahmen der laufenden Veranstaltung gefasst.
Mit ihrem Einsatz und ihrer Direktheit hat sich Ingeborg Schmidt nicht immer Freunde gemacht
Reinhold Feistl lobte vor allem die Direktheit, Klarheit und Offenheit der scheidenden Vorsitzenden.
Auch wenn sie sich mit ihrem Einsatz und ihrer direkten Art "nicht immer Freunde gemacht" habe, erinnerte Tatjana Barale vom DRK Bensberg/Refrath im Namen der Ortsvereine, um dann tiefste Anerkennung auszudrücken: "Du lebst für das DRK mit Haut, Haar und Seele." Sprach's und überreichte mit dem Betrag einer Sammlung der Ehrenamtler für die scheidende Vorsitzende das, was man jemandem, der schon sämtliche Ehrungen erhalten hat, der von Bundeskanzlerin Angela Merkel ebenso gewürdigt wurde wie von Bundespräsident Joachim Gauck, noch geben könne: ein einfaches und ehrliches Danke!
"Die kann arbeiten, aber die hat diktatorische Tendenzen", erinnerte Ingeborg Schmidt augenzwinkernd in ihrem emotionalen Rückblick auf ihre Amtszeit an einen Ausspruch des damaligen Rösrather Bürgermeistes Karlheinz Krakau. "Da sag keiner, er habe es nicht gewusst."
Gewissenhaft und – wenn nötig – rund um die Uhr im Einsatz für das DRK
Gewissenhaft war sie und wenn es nötig war rund um die Uhr im Einsatz für die Menschen im Dienste des DRK. Aber sie wusste auch stets: "Es geht nur gemeinsam", bekannte Schmidt und dankte allen Mitstreiterinnen und Mitstreitern für ihren Einsatz, ihrer Familie, die wie sie im DRK aktiv ist. Und sie schrieb den Rotkreuzlern unter anderem ins Stammbuch, zusammenzuhalten, gemeinsam für die Sache einzutreten, Lösungen für Probleme zu suchen, auch wenn es schwierig sei – und das Jugendrotkreuz zu fördern. "Ohne geht es nicht", so Ingeborg Schmidt.
"Mama, wir waren nicht immer einer Meinung, aber wir haben immer eine Lösung gefunden", dankte auch Sohn Steffen Schmidt der scheidenden Vorsitzenden und übergab selbst nach mehr als einem Jahrzehnt die Kreisbereitschaftsleitung an seinen Nachfolger Marius Lötfering.
Einstimmig wählt Versammlung neuen Vorstand um Ex-Bürgermeister Lutz Urbach
Einstimmig wurde von den 52 Delegierten aus den Ortsvereinen bei der DRK-Kreisversammlung en bloc ein Vorstandsteam mit zahlreichen neuen Köpfen gewählt, bei dessen Gewinnung auch die scheidende Kreisvorsitzende maßgeblich mitgeholfen hatte.
Kaum etwas hätte wohl deutlicher gemacht, wofür Ingeborg Schmidt in ihrer DRK-Arbeit steht, als der Zwischenfall auf dem Weg zur Kreisversammlung, von dem der neue DRK-Kreisvorsitzender Lutz Urbach berichtete. Als sie mit Ingeborg Schmidt zum Versammlungsort im Bürgerhaus Bergischer Löwe gefahren seien, habe es hinter dem Gebäude eine Schlägerei gegeben. Sie alle hätten" aufhören, aufhören" gerufen, er selbst die Polizei und jemand anderes den Rettungsdienst gerufen – "Ingeborg Schmidt aber ist zu dem am Boden liegenden Mann hingegangen, der von einem anderen immer wieder getreten worden war, und hat sich um ihn gekümmert", so Urbach. Manche Dinge kann man nicht planen – und manche Eigenschaften der langjährigen Kreisvorsitzenden nicht besser beschreiben.
Was den neuen Kreisvorstand des DRK antreibt und was er vorhat
Guido WagnerRhein-Berg Dass das Deutsche Rote Kreuz gut ist, so hat der ehemalige Bergisch Gladbacher Bürgermeister Lutz Urbach in seiner Bewerbungsrede um den Kreisvorsitz bei der Jahreshauptversammlung des DRK-Kreisverbands gesagt, das habe er schon vorher gewusst. Wie gut es aber wirklich sei, habe er in der Not von 2015 erfahren, als Tausende Geflüchtete untergebracht werden mussten. "Das DRK hat uns damals den Hintern gerettet."
Er selbst habe keinen DRK-Stallgeruch, bekannte Urbach, auch wenn Sohn Fabian (25) als Notfallsanitäter und Tochter Johanna (18) ebenfalls bis zur Polizeiausbildung beim DRK tätig sei. Er habe aber tatkräftige Mitstreiter im Vorstand und wolle als Kreisvorsitzender auch alle seine Erfahrungen aus der Zeit als Bürgermeister mit einbringen. Mit der ehemaligen städtischen Fachbereichsleiterin Soziales, Sabine Hellwig, hat er sogar eine ehemalige städtische Führungskraft mit im neuen DRK-Kreisvorstand.
So wie Ingeborg Schmidt sich für den DRK-Kreisverband ins Zeug gelegt habe, könne man das nicht, würdigte Urbach das große Engagement seiner Vorgängerin, aber man wolle alles dafür tun, den gut aufgestellten Kreisverband in eine gute und sichere Zukunft zu führen und dabei – gerade am Anfang – auch viel zuhören. Die Besuche von Urbach und seinem Team im Vorfeld der Wahl waren nicht nur im Ortsverein Bergisch Gladbach gut angekommen.
Auch Rösraths Ex-Bürgermeister Marcus Mombauer gehört dem neuen DRK-Kreisvorstand an
Auch die stellvertretende Vorsitzende Sabine Hellwig, will ihre Erfahrung aus der Zeit bei der Stadt, in der sie bereits eng mit dem DRK zusammenarbeitete, mit einbringen – und nun "auch die andere Seite kennenlernen". Und der stellvertretende Kreisvorsitzende Mathias Conrad ist nicht nur Rechtsanwalt, sondern war vor seiner Pensionierung Jurist beim DRK-Landesverband und ehrenamtlicher Notfallseelsorger. Nun will sich der Wermelskirchener ehrenamtlich im DRK-Kreisverband einbringen, um dem "DRK ehrenamtlich etwas zurückzugeben", wie er sagt.
Wie Urbach aus der Politik bekannt ist auch sein ehemaliger Bürgermeisterkollege aus Rösrath, Marcus Mombauer, der in den neuen Kreisvorstand als Beisitzer gewählt wurde. "Rotes Kreuz ist Wir-Gefühl", bekannte er, das habe er nicht nur in seiner Zeit als Bürgermeister, sondern auch in seiner eigenen aktiven Zeit im DRK gespürt, so der heute als Dozent in Köln tätige frühere Bürgermeister (2008-2020). © Kölner Stadt-Anzeiger
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