Vor wenigen Tagen hat Alexander Miller den Posten des Geschäftsführers der Troisdorfer Wirtschaftsförderungs- und Stadtmarketing GmbH Trowista übernommen.

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Der 34-Jährige tritt damit die Nachfolge von Wolf-Dieter Grönwoldt an, der im Sommer überraschend gestorben war. Miller, der in Bonn Geographie mit dem Schwerpunkt Governance & Raum studiert hat, arbeitet schon seit 2021 bei der Trowista – und kennt die GmbH ebenso wie Herausforderungen, vor denen die Stadt steht.

Auch Troisdorfer Kunden suchen gezielt die Geschäfte auf

"Ein sensibles Thema" nennt der neue Geschäftsführer die Innenstadt. "Das sehen die Leute", weiß Miller. Das sei ein Innenstadtthema ebenso wie ein Thema des Strukturwandels. Der klassische Schaufensterbummel finde nicht mehr statt, "sehr bewusst" suchten Kundinnen und Kunden heute die Geschäfte auf.

Nach wie vor zögen die Innenstadtveranstaltungen viel Publikum in die City, erklärt Miller. Aber: "Frequenz ist nicht zwingend Umsatz." Hoffnungen setzen die Wirtschaftsförderer derweil auf das neue Happy Franky am Anfang der Kölner Straße. "Tolle Formate" sieht Geschäftsführer Miller dort und die Chance, dass von dort aus die Innenstadt belebt werden könne.

Stephan Frings erkennt in dem Konzept gar einen "Mikrokosmos für eine Innenstadt im Wandel", was auch Miller bestätigt: Die Kunden wollten ein Erlebnis, auch mal etwas ausprobieren können. Zumal korrekte Artikel-Bewertungen im Internet nicht mehr so leicht einzuholen seien.

Die sprichwörtlichen Nagelstudios, andernorts als Symbol des Niedergangs der Innenstädte gesehen, gibt es auch in Troisdorf. "Zu viele", sagt Stephan Frings, wenn auch noch in einem vertretbaren Rahmen. "Ich würde mir wünschen, dass die, bevor sie sich ansiedeln, Kontakt zur Trowista aufnehmen"; die Wirtschaftsförderer könnten dann einen Rat geben, ob eine Ansiedlung sinnvoll sei.

Mehr aber auch nicht, wie Frings und Miller betonten, wenn sich die Vermieter und Geschäftsleute einig würden. Dabei hilft das Bundesprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren", kurz ZIZ. Ein Dutzend Mietverträge wurde inzwischen geschlossen, für die die Stadt als Mieter eintritt und für zwei Jahre das Lokal untervermietet.

Troisdorf verzeichnet "normale Fluktuation"

Während der Vermieter auf 30 Prozent der bisherigen Miete verzichtet, bezahlen die Nutzer in den ersten zwei Jahren nur 20 Prozent; den Rest trägt das Programm. Aktuell gebe es dennoch in der Innenstadt zwischen 40 und 50 leerstehenden Läden, gibt Frings Auskunft.

Eine "normale Fluktuation in der aktuellen wirtschaftlichen Lage". In Lagen wie der Alten Poststraße fällt der Leerstand allerdings besonders ins Auge. Im einen oder anderen Fall werde noch immer eine zu hohe Miete erwartet, haben die Wirtschaftsförderer festgestellt, vermehrt meldeten sich aber auch Eigentümer, weil das Bundesprogramm bekannter werde.

Netzwerken ist das Rezept für eine erfolgreiche Wirtschaftsförderung

Alexander Miller, Wirtschaftsförderer

Ziel müsse es aber auch sein, die Mieter nach dem Auslaufen der Förderung zu halten, sagt Alexander Miller. Ein Bemühen, das Stephan Frings häufig von Erfolg belohnt sieht: "Das ist in vielen Fällen auch so passiert."

"Netzwerken ist das Rezept für eine erfolgreiche Wirtschaftsförderung", sagt Miller; dazu gehört unter anderem der Zentrenbeirat, der vor wenigen Tagen zu seiner fünften Sitzung zusammentrat. Vertreter unter anderem der Stadtverwaltung und der Vermieter, aber auch der Kirche und Jugend treffen sich hier. "Das sorgt dafür, dass man sich besser versteht", bestätigt Zentrenmanager Stephan Frings.

Frings gehört ebenfalls seit 2021 zum Team der Trowista, inzwischen kennt er nach eigener Einschätzung "die meisten Vermieter und Gewerbetreibenden". Ständig ist er in der Innenstadt unterwegs, aber auch die Zentren in den Ortsteilen wie Oberlar, Sieglar, Spich und Friedrich-Wilhelms-Hütte könnten von der Arbeit des Bundesprogramms ZIZ profitieren.

Quartiersarchitekt unterstützt die Troisdorfer Wirtschaftsförderung

Als "Ein-Mann-Armee für das Zentrenmanagement" bezeichnet Alexander Miller den Kollegen, dessen Stelle bislang ebenfalls über das ZIZ-Programm finanziert ist. Der strebt Kooperationen an, unter anderem mit dem Einzelhandelsverband und dem Verein Nachfolgeexperten. Intensiver soll zudem die Zusammenarbeit mit der Werbegemeinschaft Troisdorf Aktiv werden, die auch Mitgesellschafter der Trowista ist. Das Ziel: "Die einzelnen Akteure zusammenzukriegen, an einem Strang zu ziehen."

Dazu gehört auch die Stadtverwaltung, zu der die Wirtschaftsförderer einen "kurzen Draht" pflegen. Das hilft, wenn man bei der Sichtung von Unterlagen feststellt, dass die letzte Nutzungsänderung einer Immobilie 1947 vorgenommen wurde oder ein Ladenlokal in den Plänen gar nicht auftaucht. Schließlich ist auch der Quartiersarchitekt Veysel Akyol im Auftrag der Wirtschaftsförderung im Einsatz: Er berät zu den Chancen, aber auch den Kosten eines Umbaus.

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Seit Oktober 2022 arbeiten überdies Planungsbüros und Beschäftigte der Stadtverwaltung an einem Masterplan für die Troisdorfer Innenstadt. Ihr Ziel: Die City soll 24 Stunden täglich genutzt werden – durch die Anpassung von Öffnungszeiten zum Beispiel, Kulturveranstaltungen, Freizeitangebote und Gastronomie am Abend.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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