Es schnauft, qualmt, dröhnt und quietscht. Hin und her fahren die Züge auf den Gleisen zwischen Hellenthal, Schleiden und Blumenthal.
Eilig rollt der rote Schienenbus durch die Landschaft, während ein Güterzug Panzer geladen hat, die er eigentlich gerne zum Verladebahnhof Höddelbusch bringen möchte, damit sie von dort auf den Truppenübungsplatz Vogelsang fahren können. Doch das ist leider unmöglich, denn so originalgetreu der Nachbau auch ist, Höddelbusch gibt es bisher noch nicht.
Es ist ein Großprojekt, das auch in der Verkleinerung kaum geringer erscheint. Die Oleftalbahn, so der Plan der Eisenbahnfreunde Hellenthal, soll so, wie sie in den 1950er-Jahren war, im Modell nachgebaut werden. Im Maßstab 1:87 und dem Modelleisenbahnformat H0 ist das immer noch eine anspruchsvolle Aufgabe. Am vergangenen Wochenende stellten die Eisenbahnfreunde der Öffentlichkeit bei einem Tag der offenen Tür den Stand des Vorhabens vor.
Vor allem ist es für die Modellbahnenthusiasten eine Herausforderung, die gesamte Anlage in einen etwa 40 Quadratmeter großen Raum zu quetschen. Denn der Clubraum des Vereins befindet sich im Keller der Hellenthaler Hauptschule. Er ist warm, er ist trocken, doch Platz im Übermaß bietet er nicht.
Zwischen Hellenthal und Schleiden kommen die Loks ins Schnaufen
So wurde die Anlage modular gebaut. Die einzelnen Segmente können transportiert und woanders wieder montiert werden, sollte sich die Notwendigkeit ergeben. Aktuell führt der Schienenstrang spiralenförmig einmal quer durch den Raum, um sich dann an der Außenwand bis zur Eingangstür fortzusetzen.
Mit dem originalgetreuen Modell des Bahnhofs in Hellenthal hat das Projekt 2014 gestartet, nachdem sich die Eisenbahnfreunde 2012 aus einem regelmäßigen Stammtisch zu einem Verein zusammengeschlossen haben. Zu dem Nachbau wurden Originalpläne studiert und maßstabsgerecht umgesetzt. Die nächste Phase war dann der Bahnhof Blumenthal. Aktuell widmen sich die unermüdlichen Modellbauer dem Bahnhof Schleiden.
An die letzte freie Seite des Raumes haben die Eisenbahnfreunde die Zufahrt und das Gelände für diesen Teil der Oleftalbahn gebaut. Die Gleise liegen schon, doch das Bahnhofsgebäude und sein Umfeld warten noch auf die Gestaltung. Diese Aufgabe hat Thomas Stoffels übernommen, der sich das für die Wintermonate vorgenommen hat.
Nach dem Bau des Hellenthaler Bahnhofs ist der in Schleiden dran
"Wir haben uns in den letzten Wochen darauf konzentriert, wenigstens die Gleise schon einmal für den Tag der offenen Tür zu verlegen", sagte er. Genau wie der Hellenthaler Bahnhof soll auch der Schleidener nach den originalen Plänen und nicht mit einem Bausatz gestaltet werden.
"Der soll so werden, wie er in den 60er-Jahren ausgesehen hat", sagte Dieter Janster. Denn dieses Gebäude war erst in der Nachkriegszeit errichtet worden. Der ursprüngliche Bahnhof aus dem 19. Jahrhundert ist im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.
Janster ist der Vorsitzende des Vereins. Er hat damit die Nachfolge von Wernfried Steinitz angetreten, der im letzten Herbst gestorben ist. "Damit sind 80 Prozent des Wissens verloren gegangen", bedauert Janster den Verlust des erfahrenen Eisenbahnenthusiasten.
Er kann sich noch, wie auch mehrere der Besucher, an die Zeiten erinnern, als zwischen Kall und Hellenthal regelmäßig der Schienenbus im Personenverkehr unterwegs war. "Ich habe in den 60er-Jahren bei der Eisenbahn gelernt und war dann als Zugbegleiter unterwegs", berichtete er.
Hellenthal: Besucher drängten sich in der Hauptschule um das Modell
Wie einige andere aus dem Verein hat Janster zu Hause auch noch eine große Modelleisenbahnanlage. "Ich habe noch die erste Bahn von 1956, die ich damals geschenkt bekam", erzählte er. Seitdem sind natürlich viele Teile dazugekommen. Auch seinen Sohn Christian hat er mit der Leidenschaft für die Modellbahn infiziert. "Wir haben hier einen Mix aus analoger und digitaler Technik, mit der auch Geräusche möglich sind", erläutert Janster.
Dicht drängten sich die sehr interessierten Gäste um die Anlage. Viele hatten auch ihre eigenen Modelle mitgebracht, um sie auszuprobieren. "Ich habe heute schon drei Loks repariert", so Janster. Wie er berichtet, scheuten viele jedoch die Investitionen in den Ersatz von verschlissenen Kohlen und Schleifer, so gering sie auch seien.
Dabei ist der Rat der erfahrenen Modelleisenbahner kostenlos. Denn jeder, so betont Janster, könne zu den Treffen des Vereins oder zum Stammtisch kommen. "Wir haben auch keinen Mitgliedsbeitrag", warb er.
Interessierte sind bei den Eisenbahnfreunden willkommen
Noch gibt es viel am Modell zu arbeiten. Ständig muss die Technik gewartet werden. Und auch die Erweiterung der Anlage ist schon geplant. Wenn Schleiden fertiggestellt ist, soll auch der Verladebahnhof Höddelbusch im Modell entstehen, auch wenn der Platz begrenzt ist.
"Vielleicht können wir den dann in den Flur bauen", überlegt Janster. Schranken- und Nebenanlagen sollten dabei selbstgebaut aus dem 3D-Drucker kommen, so die Planung. "Das ist aber noch Zukunftsmusik", betont er. Und dann Olef, mit dem historischen Ortskern, der als einer der längsten Bahnübergänge Deutschlands gilt? "Das werde ich nicht mehr erleben", sagt Janster lachend.
Einen anderen Wunsch hat er aber. "Unser Traum ist es, einmal im Jahr die Bahn komplett in einem großen Raum aufbauen zu können, zum Beispiel in der Aula der Hauptschule", gesteht er.
Die Eisenbahnfreunde Hellenthal treffen sich jeden Dienstag von 15 bis 17 Uhr in der Hauptschule Hellenthal an dem Modell der Oleftalbahn. An jedem ersten Freitag im Monat findet um 17 Uhr der Stammtisch des Vereins statt, ebenfalls in der Hauptschule Hellenthal. © Kölner Stadt-Anzeiger
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