Wenn man auf der Luxemburger Straße vom Gürtel kommend zum Weisshauskino läuft, kommt man seit 25 Jahren an der Boutique Shalima vorbei.
Wer das Geschäft betritt, findet die Inhaberin allerdings oft nicht irgendwo an den Ständern mit den Wintermänteln oder zwischen den farbenfrohen Schals und Mützen, sondern auf dem Fußboden kniend oder hockend. Es wäre verfehlt zu glauben, dass Ursula Traschütz dort eine Wollmaus aus der Ecke locken wollte. Nein, die Frau macht dort Kunst.
"Ich reiße, falte, knete, knicke, koloriere", erläutert sie und weist auf ihre Werke, die fast alle einen wohlüberlegten, passenden Namen haben. Da gibt es ein Kleid aus Papier, das "Wortgewand", da sind "Wortfetzen", "Fake News" oder im wahrsten Sinne des Wortes "verdrehte Tatsachen". Man schaut auf die "Knüller" oder "Reißer", auf "leere Versprechungen" und vor allem immer wieder auf Traschütz’ Lieblingswerkstoff neben dem alten Buch: den Kölner Stadt-Anzeiger.
Wechsel von Psychiatrie ins Geschäftsleben
Wahrscheinlich gebe es nur wenige Menschen in dieser Stadt, die eine so enge, geradezu intime Beziehung zu ihrer Zeitung hätten, sagt Traschütz augenzwinkernd und meint damit natürlich die Print-Ausgabe, die auch im integrierten Mal-Atelier von der dort werkenden Künstlerin Kristina Schade gerne als Arbeitsmaterial verwendet wird.
Ein Vierteljahrhundert ist es inzwischen her, seitdem die ehemalige Sozialarbeiterin von ihrer Tätigkeit in der Psychiatrie ins Geschäftsleben wechselte und in Sülz einen Laden für Wohnaccessoires eröffnete. Sie sei also quasi "von Wahnsinn zum Wohnsinn" gekommen, erklärt die Einzelhändlerin und offenbart damit erneut ihr Faible für Sprache und Wortwitz.
Im Laufe der Jahre änderte sich das Sortiment in Richtung Mode – "von salopp bis chic ist alles vertreten". Traschütz kauft fast nur Einzelteile, die sie mit viel Liebe aussucht und überwiegend aus den Niederlanden mitbringt.
Verbundenheit zu Sülz
Sie sei "sehr mit diesem Veedel verbunden", betont die Laden-Inhaberin. Die auch für sie schwere Corona-Zeit habe sie nur durch die Unterstützung ihrer Kundschaft überlebt, die ihre immer versichert habe: "Sie sind eine Institution! Sie müssen bleiben!"
Nicht nur wegen ihrer Papierkunst stört sie sich ein wenig an dem Begriff Boutique. "Das ist hier eher eine Kultur- und Begegnungsstätte mit Mode und Kunst", wo auch immer wieder kleine Kultur-Events oder Modenschauen stattfinden.
Nicht ohne Stolz verweist die gebürtige Heidelbergerin auf ihre fünf kölschen Jungs in Gestalt von drei Söhnen und zwei Enkeln und auf ihre Liebe zum Karneval, den sie gern mit den Ahl Säu feiert.
Und natürlich werde auch ihr Jubiläum gefeiert. Sogar an zwei Tagen, am 29. und 30. November – "mit Sekt und Prozenten". Fröhlich soll es werden, sagt die Geschäftsfrau, obwohl sie seit kurzem ein Damoklesschwert über sich hängen sieht. "Das Haus hier ist gerade verkauft worden, und es stehen Verhandlungen an…", sagt sie. Man wisse noch nicht, was wird.
Shalima, Luxemburger Straße 263, Sülz. Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags von 14 bis 18.30 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr, an den Adventssamstagen von 11 bis 18 Uhr. © Kölner Stadt-Anzeiger
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