Kaffee und Kuchen, Tee und Bionade gibt's hier kostenlos: Nur vier Plätze an einem runden Tisch bietet das Trödelcafé im Birlinghovener Ortskern.

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Sylvia Gayk will die Menschen einladen zum Schmausen - und zum Stöbern. Der Mix ist nicht nur ganz nach dem Geschmack der 55-Jährigen, er hat auch praktische Gründe: "Die Schwellenangst ist nicht so groß."

Lampen und Laternen hängen von der Decke, rechts fangen Blechschilder die Blicke ein, in der Mitte glänzt ein Porzellan-Antlitz im Art-Deco-Stil. Tabletts und Etageren, Kisten und Kästchen, Figuren und Skulpturen hat Gayk mit sicherem Auge arrangiert, sie ist gelernte Grafikerin und Bauzeichnerin, arbeitet freiberuflich an einer Kölner Hochschule als Dozentin für Bildende Künste und gibt Handwerkskurse, unter anderem an der Volkshochschule und in Schulen.

Mit Farbe verwandelt die Sankt Augustinerin unansehnliche Kleinmöbel in Hingucker

Zu ihrem neuen Projekt kam sie durch Zufall. Ein Pärchen betrieb den kleinen Handel an der Pleistalstraße und suchte Unterstützung. Gayk sagte Ja: "Ich wollte helfen. Es war ein reiner Freundschaftsdienst." Dann stieg ihr Bekannter aus, später wollte die Freundin ebenfalls aufhören. Sie stieg Mitte August in den Mietvertrag ein, renovierte, stückte den Warenbestand auf und machte ihr Hobby zum Nebenjob.

"Wir sind schon immer gern auf Flohmärkte gegangen", erzählt die Sankt Augustinerin, die mit ihrem Mann unweit des Trödelcafés wohnt. Vor allem in Holland und Belgien würden sie fündig. Alte Schätzchen zu entdecken und aufzupolieren, diese Leidenschaft verschafft nun zahlreichen erhaltenswerten Dingen ein neues Leben.

Nicht nur dekorative und nützliche Teile für Wand, Regal, Wohnzimmer und Küche gibt es in dem Sammelsurium zu entdecken. Sie arbeitet auch Tische, Schränkchen und Konsolen auf. Manches entdeckt sie auf dem Sperrmüll, anderes in Haushaltsauflösungen.

Das Alte hat oft eine bessere Qualität

Sankt Augustiner poliert in Birlinghoven alte Schätze auf

So wurden aus unansehnlich-dunkelbraunen, gedrechselten Kommoden mit ein wenig Geschick und grüner Farbe originelle Hingucker. Der verwitterte Klapptisch zeigt sich nach der Behandlung durch die Fachfrau als zartbeinige Schönheit in geölter Buche mit puderweißer Platte. Ungezählte Stunden steckten auch im Buffettschrank, Ausstellungsstück und Vitrine zugleich.

"Das Alte", sagte sie, "hat oft eine bessere Qualität." So wie die Uhren, die samt und sonders funktionieren. Nichts ist kaputt, auf den Sachen liegt kein Stäubchen, und anders als in so manchem Second-Hand-Geschäft riecht es appetitlich und nicht nach Muff. Billiges China-Zeug und anderer Plunder bleibe draußen, sagt Gayk, die die meisten Dinge zum kleinen Preis anbietet. "Ich will ja nicht reich werden."

Die Hobby-Tischlerin baut auch Kleinmöbel in ihrer Werkstatt daheim, "ausschließlich aus altem Material". Holzpaletten eigneten sich gut. Die nimmt sie auseinander, jagt die rohen Bretter ein paarmal durch den Hobel, schafft, wie beim weiß-blauen Wandregal, mit der Säge schwungvolle Konturen.

Der Nachhaltigkeitsgedanke, der sei ihr wichtig. Deshalb gebe es bei ihr auch weder Plastik- noch Papiertüten. Wer ein Trage-Behältnis braucht, kann eine Häkeltasche erstehen. Alles stabile Unikate, selbst entworfen und aus Bio-Baumwolle handgearbeitet.

Für einen gastronomischen Betrieb hätte Sylvia Gayk aufwendig umbauen müssen

Birlinghoven habe durch den kleinen Treffpunkt gewonnen, das meinen ihre Kunden. Sonst gibt es in dem Sankt Augustiner Örtchen nur das Bürgerhaus, einen Penny-Markt und eine Tankstelle. Dass das Trödelcafé anders als ursprünglich geplant kein richtiges Café ist, liege an den Behörden, erläutert Gayk.

Für eine regelrechte Gastronomie hätte sie aufwendig umbauen müssen. Die 55-Jährige mit der praktischen Ader suchte einen Mittelweg, mit Erfolg: "Ich darf meine Kunden einladen." Die Muffins, die es nur sonntags gibt, backt sie daheim. Wer mag, wirft einen kleinen Beitrag ins Porzellanschwein auf der Theke. "Das ist aber kein Muss."

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Nur dreimal in der Woche öffnet die Fundgrube, sonntags darf man nur schauen, nicht kaufen; so schreibt es das Ladenschlussgesetz vor. Dafür bietet Sylvia Gayk ihren Gästen Kunst und Künstlern einen Raum: Das Lädchen verwandelt sich dann in "Die kleine Kunstausstellung".

Das Trödelcafé, Pleistalstraße 213, hat dienstags und freitags von 11 bis 16.30 Uhr sowie sonntags von 13 bis 16 Uhr geöffnet.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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