Der Terrassensaal des Leverkusener Forums ist voll, es herrscht eine gespannte Stille, während alle darauf warten, dass der Gregory Porter aus einer unscheinbaren Tür aus einem Backstage Bereich kommt und ein Stück durch den Saal zurücklegen muss, bevor es auf die Bühne geht, wo die Band schon wartet.
Da ist er – ein Jazz-Star in Leverkusen: Er trägt seine ikonische Ballonmütze und den markanten Schal, die ihn wie einen geheimnisvollen Wanderer in der Jazz-Welt wirken lassen.
"Porter ist ein Phänomen", sagt Sophie Gaebel, eine Jazzliebhaberin, die aus Aachen angereist ist. Dieses Phänomen ist für eine der schönsten Stimmen der zeitgenössischen Musik bekannt – und das aus gutem Grund. Mit einem Bariton, so weich wie Samt und einer Phrasierung, die federleicht über die Melodien schwebt, versetzt er sein Publikum vom ersten Moment an in eine tranceartige Extase.
Mit dem Lied "If Love Is Overrated" berührt Porter besonders tief. Der Song entfaltet eine so sanfte und doch intensive Energie, dass sich im Halbdunkel des Saales einige Paare in die Arme nehmen.
Porter singt mit einer Intimität, als gäbe es nichts anderes auf der Welt, als diesen Moment. Es erinnert damit an die emotionale Kraft, die Gospelmusik wohl in seiner Kindheit für ihn hatte, als er mit seiner Mutter in der Kirche sang. Doch nur kurz nach dieser sehnsüchtigen Ballade wechselt Porter mühelos die Stimmung und startet in den groovenden Rhythmus von "Liquid Spirit". Der Song bringt den Saal buchstäblich zum Swingen.
Gregory Porter erzählt Geschichten in Leverkusen
Porters Stimme hat die besondere Gabe, Geschichten zu erzählen – nicht nur durch Worte, sondern durch jedes Timbre und jede kleine Nuance. Diese Qualität hat ihm längst einen Grammy und einen Echo eingebracht. Seine Musik ist eine Reise durch den Jazz, den er mit Soul und Pop-Anklängen verwebt und stets schwingen auch Gospel-Elemente mit. Vincent Fabians fasst es treffend zusammen: "Er singt nicht einfach. Er bringt dich dazu, zu fühlen, was er fühlt und für einen Moment teilt er mit dir seine Geschichte."
"No Love Dying", das Jazztage-Publikum erlebt Porters Reise durch verschiedene emotionale Welten mit, von tiefer Melancholie bis hin zur überschäumenden Lebensfreude. Doch der Abend endet so, wie er begonnen hat: mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Stille, die in donnerndem Applaus aufgeht, als der letzte Ton verklungen ist. Porter ist mehr als nur eine Stimme – er ist ein Geschichtenerzähler, ein Künstler, der Menschen erreicht
Seine Lieder sind nicht nur Musik, sie sind Erfahrungen, die unter die Haut gehen. Mit einem Lächeln und einer leichten Verbeugung verabschiedet sich Porter, während das Publikum in Leverkusen in ehrfürchtigem Jubel verharrt. © Kölner Stadt-Anzeiger
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