Als am Donnerstagabend um kurz vor 21 Uhr erneut ein Alarm durchs Stadtgebiet ging, herrschte bei einigen Menschen in Leverkusen sicher für den Bruchteil einer Sekunde Aufregung.

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Zumindest so lange, bis sich herausstellte: Die Sirene heulte durchgehend und gab damit das Zeichen für Entwarnung. Die Warnapp Nina schlug nur kurze Zeit später an und dann kam auch die offizielle Nachricht von der Stadt.

Bei Dynamit Nobel an der Kalkstraße in Manfort war am Donnerstagnachmittag ein Großbrand ausgebrochen. Bei Schweißarbeiten sei das Feuer ausgebrochen, das sich dann auf eine Halle ausgebreitet hatte. Die Rauchwolke war weithin sichtbar. Dichter, schwarzer Rauch erhob sich vom Werksgelände und zog in Richtung Norden. Die Stadt und die Warnapps meldeten das Austreten von Gefahrstoffen, Anwohnerinnen und Anwohner sollten Fenster und Türen geschlossen halten.

Wenn in Leverkusen der Alarm losgeht, sind alle Menschen besonders auf der Hut. Noch nicht lange her sind die beiden großen Katastrophen: Im September 2020 bei Dynamit Nobel und im Sommer 2021 das große Currenta-Unglück, bei dem sogar Menschen starben. Dazu das Hochwasser, ebenfalls vor drei Jahren. Die Leverkusenerinnen und Leverkusener sind einiges gewöhnt. Kein Wunder, dass bei jedem lauteren Knall im Chempark bei Einigen die Alarmglocken läuten.

Am Tag nach dem Brand bei Dynamit Nobel bleibt festzuhalten: Das Meldesystem hat funktioniert. Bis auf eine offenbar versehentlich falsch durchgegebene Meldung der Feuerwehr, die sich – so wie es auch gewollt ist – bei Radio Leverkusen ins Programm eingeschaltet hatte und den Hinweis gab, dass sich die Leute in obere Geschosse zurückziehen sollten. Das zog die Stadt kurze Zeit später zurück. Ein schnell eingerichteter Krisenstab, in dem unter anderem Vertreter von Stadt und Feuerwehr saßen, war für die Kommunikation zuständig.

Insgesamt waren laut Feuerwehrsprecherin Lisa Heider 412 Kräfte im Einsatz. Die gesamte Leverkusener Feuerwehr, die Werkfeuerwehr, dazu Kameradinnen und Kameraden aus dem Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis. Drei Brandherde hatte es gegeben. Die ersten beiden waren bis 20 Uhr gelöscht, beim dritten habe es Schwierigkeiten gegeben, weil die Feuerwehrleute nur schwer ans Feuer herangekommen seien, hatte Heider noch am Abend berichtet. Das Technische Hilfswerk half dabei, den Weg freizumachen. Noch bis 22.42 Uhr war die Leverkusener Feuerwehr vor Ort, dann übernahm die Werkfeuerwehr von Dynamit Nobel, die bis morgens Brandwache hielten.

Am Morgen danach ist vor dem Werk an der Kalkstraße vom Einsatz nichts mehr zu sehen. Auf dem Gelände stehen noch Feuerwehrwagen, das ist von draußen zu beobachten.

Offenbar hat es außerhalb des Geländes keine Rußpartikel geregnet. Zumindest hat die Stadt nach eigener Aussage "keine Erkenntnisse" darüber. Deshalb habe man auch keine Bodenproben entnommen, heißt es am Freitagvormittag aus dem Rathaus. Abends zuvor waren noch Fahrzeuge unterwegs, die auf möglichen Rußniederschlag hingewiesen hatten.

Die Stadt hat Luftmessungen in der gesamten Stadt vorgenommen, "zur Prüfung auf erhöhte Schadstoffkonzentrationen", wie Sprecher Eric Butterbrodt auf Anfrage des "Leverkusener Anzeiger" mitteilt. Er kann eine gute Nachricht vermelden: Weder "Warn- noch Gefahrenschwellen" seien bei den Messungen erreicht und überschritten worden.

Auch habe es keine Auffälligkeiten an der Einsatzstelle gegeben. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) hat zudem Wischproben von der Oberfläche genommen. Die Ergebnisse der Analyse stehen noch aus. Weiterhin gilt die Empfehlung der Stadt, Obst und Gemüse mit glatten Oberflächen aus dem Umfeld des Geländes abzuwaschen, bevor man es isst. Lebensmittel, die nicht abgewaschen werden können, sollen besser nicht gegessen werden, so die Stadt.

Weiterhin steht die Bürgerhotline der Stadt noch bis Freitag, 18 Uhr, zur Verfügung: 0214/40633000 und 0214/40633001. Auch E-Mails an 335-buergerservice@stadt.leverkusen.de sind möglich.

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Bleibt die Frage, was eigentlich genau bei Dynamit Nobel passiert ist. Die Polizei Köln hat inzwischen die Ermittlungen aufgenommen, die Bezirksregierung überwacht die weiteren Maßnahmen auf dem Gelände von Dynamit Nobel. Das Unternehmen hat auf Anfragen des "Leverkusener Anzeiger", sowohl per Telefon als auch per E-Mail, bisher nicht reagiert.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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