Die Bezirksregierung Köln will die ehemalige Eifelhöhen-Klinik in Marmagen ab Mai nicht mehr als Notunterkunft für Geflüchtete nutzen.
Das hat die Bezirksregierung nun auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt. Bis jetzt war offen, ob sie beim Kreis Euskirchen eine weitere Verlängerung der Duldung beantragt.
"Die Eifelhöhen-Klinik wird bis Ende April als Notunterkunft für Geflüchtete genutzt. Eine Nutzung in dieser Form über diesen Zeitpunkt hinaus ist nicht geplant", sagt Dennis Heidel, Pressesprecher der Bezirksregierung. Eine Verlängerung des Vertrags sei dementsprechend nicht mehr geplant.
Geflüchtete werden in anderen Landesunterkünften untergebracht
Die Geflüchteten werden laut Heidel in anderen Landesunterkünften untergebracht. Aktuell leben laut Heidel 607 Menschen in der Unterkunft in Marmagen. Wie viele es in den vergangenen Jahren insgesamt gewesen seien, könne er nicht sagen. "Diese Daten werden nicht erhoben. Die Maximalkapazität von 750 wurde nicht überschritten. Die konkrete Belegung richtet sich immer auch nach dem allgemeinen Zuzugsgeschehen", so Heidel.
Die Landesunterkunft in Marmagen hat sich aus Sicht der Bezirksregierung bewährt. "Einen großen Anteil daran hat ein ehrenamtliches Begegnungsteam mit einer Vielzahl von Akteuren aus der Gemeinde Nettersheim", sagt der Pressesprecher der Bezirksregierung.
Marmagen: Ehrenamtler planen Abschlussveranstaltung
Zu den treibenden Akteuren gehörten und gehören Ortsvorsteher Bernd Maus und der Vereinskartellvorsitzende Manfred Poth, die mit dem Umfeldmanagement des DRK eine funktionierende Begegnungskultur zwischen Einheimischen und Geflüchteten aufgebaut und damit das Konfliktpotenzial im Ort gesenkt haben. Am Mittwochvormittag gab es laut Poth eine turnusmäßige Sitzung des sogenannten Begegnungsteams. "Dabei haben wir uns darüber unterhalten, wie wir den Abschied Ende April gestalten. Es wird eine Art Abschluss-Integrationsveranstaltung", so Poth.
Die Pläne dafür würden, so der Vereinskartellvorsitzende, am 12. Februar weiter ausgearbeitet. "Wir haben nach meiner Wahrnehmung von der Stimmung her Ruhe im Dorf. Das lässt sich aber auch mithilfe der Kriminalitätsstatistik belegen", so Poth: "Unsere Projekte werden gut angenommen. Auch das hat zur Ruhe beigetragen."
Das ehrenamtliche Engagement zur Integration der Geflüchteten in den Alltag eines Eifeldorfes werde bis Ende April fortgeführt – mindestens. "Vielleicht setzen wir unser Engagement – in welcher Form auch immer – über den 30. April hinaus fort. Weil wir da eine funktionierende ehrenamtliche Gruppe zusammenhaben", sagt Poth.
Nach der Schließung der Reha-Einrichtung Anfang 2020 wurde das Gebäude 2021 als Impfzentrum und danach kurzfristig als Impfstelle genutzt. Seit Anfang 2023 sind in dem Gebäude geflüchtete Menschen untergebracht. Die werden aktuell von 90 Mitarbeitenden des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) betreut. "Natürlich machen wir uns Gedanken, wie wir mindestens den Großteil der Mitarbeitenden in anderen DRK-Einrichtungen weiterbeschäftigen", sagt Rolf Klöcker, DRK-Kreisgeschäftsführer im Gespräch mit dieser Zeitung.
DRK überlegt, sich um andere Notunterkünfte zu bewerben
Das DRK-Team habe in der Eifelhöhen-Klinik, aber auch in Marmagen selbst, einen "hervorragenden Job gemacht", lobt Klöcker. Ein kleiner Teil der Mitarbeitenden werde sicherlich in der ZUE in Euskirchen, die ebenfalls vom DRK betreut wird, eingesetzt werden können. Und dann beschäftige man sich damit, ob man nicht eine Geflüchtetenunterkunft über die Kreisgrenzen hinaus – natürlich in Absprache mit dem jeweiligen DRK-Verband – übernehmen könne. Laut Klöcker sind ZUEs in Alfter/Witterschlick (3. Quartal), Bergheim (3. Quartal) und Frechen (4. Quartal) geplant, wo das DRK seinen Hut in den Ring werfen könne.
Landrat Markus Ramers sagt auf Anfrage: "Es war klar, dass das Gebäude auch aufgrund seiner Lage nicht dauerhaft als Flüchtlingsunterkunft dienen konnte. Um so dankbarer bin ich der Marmagener Bevölkerung, wie sie mit dieser nicht einfachen Situation umgegangen ist. Es war beeindruckend, wie man auf die Geflüchteten zugegangen ist und was für tolle Begegnungsmöglichkeiten geschaffen wurden. Ein großes Dankeschön daher an alle, die sich im Sinne einer interkulturellen Verständigung engagiert haben."
Bürgermeister Crump freut sich über das Ende der Notunterkunft
Nettersheim Bürgermeister Norbert Crump sagt: "Das ist eine tolle Botschaft, die Marmagener warten bereits darauf." Über die weitere Entwicklung der Eifelhöhen-Klinik werde er am 11. Februar bei einer Bürgerversammlung informieren, zu der auch Landrat Markus Ramers kommen werde, kündigte Crump an. Allerdings stehe der Versammlungsort noch nicht fest.
Für den 4. Februar sei bereits im Vorfeld der offiziellen Bestätigung der Schließung der Notunterkunft eine Sitzung von Haupt- und Bauausschuss sowie dem Gemeinderat angesetzt worden, um die Bauleitplanung für das Gelände zu sichern. Das bedeutet eine Riesenwertsteigerung", so Crump.
Er sei "dankbar und glücklich" über das Engagement, das die Marmagener gezeigt hätten. Großartig sei auch die Arbeit des DRK als Betreiber gewesen. "Ich hoffe, dass es auch in den letzten dreieineinhalb Monaten so ruhig bleibt", sagt der Bürgermeister.
Jetzt sei es wichtig, eine Entwicklung für das Gelände auf den Weg zu bringen. "Leider sind wir nicht der Eigentümer", bedauert der Nettersheimer Bürgermeister. Es gebe zwar einige Anfragen von Investoren, aber noch kein Konzept, das präsentiert werden könne. Allerdings müsse davon ausgegangen werden, dass das Gebäude einige Zeit leer stehen werde. "Das kann passieren", warnt Crump vor überzogenen Erwartungen.
Eifelhöhen-Klinik in Marmagen: eine wechselvolle Geschichte
Die Eifelhöhen-Klinik Marmagen wurde 1970 als Naturparksanatorium Eifel GmbH gegründet. Im Mai 1973 begannen am Ortsrand von Marmagen auf dem früheren Galgenberg, der eigens umgetauft wurde in den wohlklingenderen Namen Mühlenberg, die Arbeiten am sechsstöckigen Kliniktrakt.
Im September 1975 nahm die Reha-Klinik den Betrieb mit 311 Betten und den drei Fachrichtungen Innere Medizin, Orthopädie und Neurologie auf. Seitdem wurden hier rund 150.000 Patienten behandelt.
Ab 1976 firmierte die Einrichtung als Eifelhöhen-Klinik GmbH & Co. KG. Der Klinikbetrieb florierte in den 1980er-Jahren und machte schnell die Erweiterung auf 450 Betten notwendig. 1987 folgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Im Juni 1991 ging die Einrichtung als erste deutsche Reha-Klinik an die Börse.
Mitte der 1990er-Jahre wurde es für die Klinik allerdings schwieriger, da sie durch Einsparungen im Gesundheitswesen hart getroffen wurde. Just in diesen Zeitraum fiel auch die Eröffnung der Kaiser-Karl-Klinik in Bonn, einer 100-prozentigen Tochter der Aktiengesellschaft. Die hatte in den Anfangsjahren einen hohen Zuschussbedarf.
Nach mageren Jahren mit sinkenden Umsätzen und Verlusten stellten sich ab 1999 sowohl in Marmagen als auch in der Bonner Kaiser-Karl-Klinik wieder positive Entwicklungen ein. Seit 2001 gehörte auch die Reha Düsseldorf GmbH zum Konzern. Von beiden defizitären Einrichtungen trennte sich der Konzern 2005 wieder. 2002 beteiligte sich die AG an der Aatalklinik in Bad Wünnenberg.
Im Februar 2020 schloss die Eifelhöhen-Klinik in Marmagen. Jahrelanges Missmanagement führte zunächst zum Insolvenzantrag, dann zur endgültigen Schließung. Ende Oktober 2019 wurde die Klinik erstmals aufgrund von erheblichen Hygienemängeln geschlossen. Der Kreistag beschloss Ende Juni 2020 mehrheitlich, das leerstehende, aber voll eingerichtete Gebäude ab dem 1. Juli zu mieten und für den Katastrophenfall vorzuhalten.
Als sogenannte Reserveklinik wurde die EHK aber nie genutzt. Dafür machte der Kreis im Dezember 2020 aus der Not eine Tugend und bereitete die ehemalige Reha-Klinik als Impfzentrum vor. Nach 146.587 verabreichten Dosen schloss das Impfzentrum im Oktober 2021, bevor nur zwei Monate später der Impfbetrieb wieder kurzzeitig aufgenommen wurde.
Seit Anfang 2023 nutzt das Land NRW das Gebäude als Notunterkunft für Geflüchtete. Angesichts der baulichen Mängel am Gebäude ist dies nur mit einer Duldung durch den Kreis Euskirchen als Bauaufsichtsbehörde möglich. (ch/tom) © Kölner Stadt-Anzeiger
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