Als legale Ersatzdroge wird Lachgas immer beliebter. Die Kartuschen gibt es in Supermärkten zu kaufen, auch Kioske bieten sie häufig an.
Die Kommunen Troisdorf und Eitorf berichten jetzt von Problemen mit der Vermüllung durch Lachgasflaschen, die eigentlich als Gefahrgut entsorgt werden müssen.
"Dieser Trend ist sehr präsent, wir haben bereits mit der Polizei über die Problematik kommuniziert", teilt Jessica Holländer, Pressesprecherin der Gemeinde Eitorf, mit. Der Polizei habe man die Hauptfundstellen der Kartuschen mitgeteilt, die diese nun vermehrt in ihre Streifendienste einbeziehen werde.
Wachsender Trend seit etwa zwei Jahren
Üblicherweise kommen Lachgaskartuschen beispielsweise für Sahnespender in der Gastronomie zum Einsatz. Atmet man das entweichende Dickstoffmonoxid ein, erlebt man ein kurzzeitiges Rauschgefühl, das nach wenigen Minuten wieder verfliegt. Die leeren Flaschen werfen Konsumenten oft achtlos weg, möglicherweise ohne zu wissen, dass sie eigentlich als Gefahrgut gelten.
In Eitorf finde man weggeworfene Lachgasflaschen in überschaubarem Rahmen seit gut einem Jahr, in den letzten drei bis vier Monaten besonders häufig an, teilt Jessica Holländer mit: "Anders als erwartet werden sie oft an Stellen gefunden, die gar nicht so wenig frequentiert sind – beispielsweise an Parkplätzen oder Anliegerstraßen."
Die Kommune Eitorf sammele die Flaschen dann ein und gebe sie zur Entsorgung an die RSAG oder auf Gefahrenstoffe spezialisierte Unternehmen weiter, so Holländer. Meist arbeite man hier mit der Firma Remondis zusammen.
In Troisdorf habe die illegale Entsorgung von Lachgasflaschen "sehr stark zugenommen", teilt Pressesprecher Mark Eickelmann mit: "Die leeren Flaschen finden wir zu unzähligen im gesamten Stadtgebiet."
Das Phänomen beobachte man seit 2023, sagt Dennis Schloßmacher, Sachbereichsleiter der Troisdorfer Straßenreinigung: "Es hat etwas gedauert, bis wir verstanden haben, was das ist und wofür sie genutzt werden. Wir haben uns immer darüber gewundert, warum wir so viele Flaschen und auch Ballons daneben gefunden haben."
Die Flaschen seien vor allem auf Parkplätzen anzufinden, so Schloßmacher: "eher an etwas abgelegenen Orten, die mit einem PKW zu erreichen sind, aber auch sehr häufig auf innerstädtischen Parkplätzen."
Ohnehin ist illegaler Müll für die Kommunen des Kreises eine Dauerbaustelle, bei Lachgaskartuschen gestalte sich die Entsorgung aber besonders schwierig, da die Flaschen dazu vollständig entleert sein müssen, so Pressesprecher Mark Eickelmann.
Explosionsgefahr in der Müllverwertungsanlage
Dies bestätigt Philip Moll, Pressesprecher der RSAG. Durch den enthaltenen Druck seien nicht restentleerte Kartuschen in der Entsorgung potenziell gefährlich: "Nicht ordnungsgemäß entsorgte Lachgaskartuschen können auf unseren Anlagen zu Sicherheitsrisiken und zusätzlichen Entsorgungskosten führen."
"Sicherheitsrisiken entstehen vor allem beim Transport und in der Müllverwertungsanlage, da es hier schnell zu Explosionen kommen kann", so RSAG-Pressesprecherin Kristin Huesmann. Bisher gab es bei der RSAG glücklicherweise noch keine solchen Vorfälle.
Nicht nachweisbar restentleerte Kartuschen nehme die RSAG aufgrund der hohen Sicherheitsrisiken grundsätzlich nicht an, sagt Huesmann: "Sollten Kund*innen diese illegal bei uns abstellen, bedeutet das für uns, dass wir diese aufwendig und teuer über unseren Entsorger für Schadstoffe entsorgen lassen müssen."
Nachweisbar restentleert seien die Kartuschen nur, wenn sie ein Loch aufweisen, so Philip Moll. In diesem Fall dürfen sie im Altmetall entsorgt werden. Eine zunehmende Anlieferung von Lachgaskartuschen stelle die RSAG seit etwa ein bis zwei Jahren fest, sagt Moll.
Kunden können Kartuschen im Handel zurückgeben
"Wichtig ist, dass nicht komplett entleerte Kartuschen über zugelassene Sondermüllentsorger abgegeben werden, die darauf spezialisiert sind", so Philip Moll. Die RSAG selbst verfügt im Rhein-Sieg-Kreis über keine solchen Sondermüllannahmestellen. Kunden können leere Lachgaskartuschen jedoch in der Regel dort, wo sie sie gekauft haben, wieder abgeben.
Im Troisdorfer Stadtgebiet gefundene Lachgaskartuschen müsse sein Team aufwändig einsammeln und per Hand entleeren, erzählt Dennis Schloßmacher vom Sachbereich Straßenreinigung: "Wir haben uns Möglichkeiten geschaffen, die Flaschen zu leeren und zu prüfen, um sie so über den Metallschrott zu entsorgen. Ansonsten haben wir wenig Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken."
Pressesprecher und Pressesprecherinnen aus Siegburg, Hennef, Sankt Augustin und Neunkirchen-Seelscheid teilen auf Anfrage mit, dass dort keine Probleme mit Lachgasflaschen bekannt seien. Es sei nicht leicht zu ermitteln, was sich genau in den Müllsammlungen befinde – deswegen könne die Kommune ein vermehrtes Auftreten der Kartuschen nicht ausschließen, so Anna Peters von der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid. © Kölner Stadt-Anzeiger
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