Seit Monaten ist auf der Autobahn A1/61 in Höhe der Ortschaft Bliesheim eine Baustelle eingerichtet. Um genau zu sein: seit Mitte Juli.
Und seit Mitte Juli wird es an dieser Stelle zäh im Berufsverkehr. Die Spuren sind verengt und verschwenkt, das Tempo ist auf 80 Kilometer pro Stunde gedrosselt. Wobei Tempo 80 zu den Stoßzeiten ein Traum wäre. Da hakt und stockt es so manches Mal.
Etliche Autofahrer sind verärgert, das hat auch schon die Autobahn GmbH zu spüren bekommen. Die Kritik: Die Baustelle sei zwar eingerichtet, nur werde nicht gebaut. Dass das nicht so ganz stimmen kann, zeigt ein Blick auf die Überreste der alten Brücke. Auf der Erftstadt-Bliesheim zugewandten Seite der Autobahn ist das Fundament in den vergangenen Tagen komplett entfernt worden. Dort klafft jetzt eine riesige Lücke in der Autobahnböschung.
Am 11. März 2022 hatte ein Lastwagen das Bauwerk gestreift, das in der Verlängerung der Merowinger Straße die Autobahn überspannte. Der Tieflader transportierte einen Bagger, dessen Arm touchierte die Brücke. Verletzt wurde bei dem Unfall niemand, aber Betonteile lagen weit verstreut auf der Autobahn. Sowohl der Überbau als auch der Pfeiler waren beschädigt. So schwer, dass nach eingehenden Untersuchungen nur der Abbruch blieb. Am Abend des 1. April verschwanden die Fahrbahnen der Autobahn unter einer schützenden Sandschicht, ein gewaltiger Betonbohrer zerlegte die Brücke.
Das Bliesheimer Projekt stand nicht im Plan, sondern kam überraschend hinzu.
Am Montag konnte der Verkehr auf der Autobahn wieder fließen. Dass der Neubau so lange auf sich hat warten lassen, erklärt Sabrina Kieback von der Autobahn GmbH. Normalerweise hätten Brückensanierungen oder Neubauten einen längeren Vorlauf. Das Bliesheimer Projekt stand nicht im Plan, sondern kam überraschend hinzu. "Wir haben es, auch auf Drängen der Stadt Erftstadt, dann priorisiert", sagt Kieback. Die neue Brücke wird gut drei Meter breiter als ihr Vorgänger, weil sie auf der nördlichen Seite einen kombinierten Geh- und Radweg bekommt.
Nachdem die Baustelle im Sommer eingerichtet worden sei, hätten Voruntersuchungen stattgefunden. Der Baugrund sei erkundet worden ob dort Leitungen oder Kampfmittel lägen, berichtet Kieback. Leitungen wurden gefunden, Bomben nicht. Es musste auch geklärt werden, ob die alten Widerlager genutzt werden können – mit der Erkenntnis, dass sie wegmüssen. Das auf der Bliesheimer Seite ist, wie gesagt, mittlerweile entfernt, dort müssen nun Leitungen umgelegt werden. Autofahrer, die sich morgens und abends durch die Engstelle quälen, haben ihrem Ärger nicht nur in den sozialen Netzwerken, sondern auch bei der Autobahn GmbH Luft gemacht.
Der November ist der verkehrsreichste Monat
"Es gibt massive Beschwerden über Verkehrsbehinderungen", sagt Sabrina Kieback. Den Eindruck, dass auf der Baustelle nie jemand zu sehen sei, kann sie sich nur mit den Arbeitszeiten der Bautrupps erklären: Die fingen an, wenn der morgendliche Berufsverkehr bereits abgeflossen sei. Verschärft werde die Lage dadurch, dass der November stets der verkehrsreichste Monat sei. Ohnehin sei das Verkehrsaufkommen mittlerweile wieder mindestens so hoch wie vor der Corona-Pandemie.
Ende des kommenden Jahres soll die neue Brücke fertig und damit die Verbindung zwischen Bliesheim und Friesheim wiederhergestellt sein. Das sei der Plan, und der könne mit großer Wahrscheinlichkeit eingehalten werden, versichert Sabrina Kieback. Um den Mittelteil der Brücke einsetzen zu können, müsse die Autobahn allerdings an zwei Wochenenden komplett gesperrt werden. © Kölner Stadt-Anzeiger
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