Noch sieht es auf der Schloßstraße wie in einer Sackgasse ohne Wendehammer aus. Autos fahren hinein, parken, wenden auf engstem Raum, kommen dabei auch schon mal auf den Bürgersteig - ein hübsches Durcheinander.

Mehr News aus Nordrhein-Westfalen finden Sie hier

Alles grundsätzlich in der "Temporären Fußgängerzone" verboten. Liebhaber dieses Anblicks sollten sich beeilen, denn spätestens Ende der Woche ist Schluss damit. Dann wird die Schloßstraße gesperrt werden. Die Vollsperrung kehrt zurück. Es wird eine Schranke aufgebaut werden und nur noch der Lieferverkehr zu bestimmten Zeiten hereingelassen. Die Stadt hat strenge Kontrollen angekündigt. Sie reagiert damit auf ein Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts, dass die bisherige "Temporäre Fußgängerzone" gekippt hatte.

Am Mittwochmorgen konnten sich Händler und Bürger über die neue Situation im Stadtteilbüro informieren. Besser gesagt: Sie hätten sich informieren können. Aber das Interesse war gering. So wie an den anderen Tagen auch. Inoffiziell wird unumwunden eingeräumt, dass das Stadtteilbüro, in dem über die Baustelle informiert wird, schlecht angenommen wird. Es kommt kaum jemand.

Das Gros der Händler in Bensberg lehnt eine Fußgängerzone ab

Dabei gebe es einiges zu besprechen. Das Gros der Händler lehnt eine Fußgängerzone ab. Die direkte Erreichbarkeit der Kundschaft mit Auto wird als lebenswichtig eingestuft. Zumindest eingeschränkt und mit allen verbotenen Anfahrten war die Schloßstraße bis dato keine reine Fußgängerzone. Gewollt oder ungewollt bewegte sich vieles in einer Art Grauzone. Damit wird es vorbei sein. Dann wird die Schloßstraße als Baustelle abgesperrt. Und das wird, so die Perspektive, auch so lange bleiben, bis die Schloßstraße als Einbahnstraße freigegeben werden kann. Bis dahin wird die Schloßstraße zwar offiziell keine Fußgängerzone sein, aber praktisch dann eben doch.

Einigen Händler ist das klar - anderen aber auch nicht. In der Schloßstraße freuen sich viele darüber, dass die Stadt diese juristische Niederlage einstecken musste. Schon aus Prinzip. Wer auf die Verwaltung nicht gut zu sprechen ist, der applaudiert begeistert. Andere sehen das Urteil wesentlich differenzierter. Nur namentlich genannt werden wollen sie nicht. Die Bensberger Händlerschaft ist kein monolithischer Block. Mit dem Urteil verliere die Stadt Handlungsmöglichkeiten. Ein stillschweigendes Tolerieren von kleinen Erleichterungen für die Händler, sei mit dem Urteil praktisch vom Tisch. Die Stadt werde sich nun auf nichts mehr einlassen.

Werner Stümper, Herrenausstatter und Initiator einer Petition gegen eine Fußgängerzone, kann dem nur begrenzt folgen. Er könne nicht erkennen, dass die Stadt bisher Grauzonen für die Händlerschaft genutzt habe. Es seien ja saftige Knöllchen verteilt worden (siehe Kasten). Dabei gebe es in der Stadt an anderen Stellen schmalere Straßen ohne Wendehammer. Klar sei für ihn, dass sich spätestens nach der Einrichtung der Vollsperrung die Fronten zwischen Händlern und Stadt weiter verhärten werden. "Ich selbst werde jetzt keine Aktionen mehr starten, sondern versuchen, das Jahr so gut es geht zu überstehen."

Vielen Dank für Ihr Interesse
Um Zugang zu allen exklusiven Artikeln des Kölner Stadt-Anzeigers zu erhalten, können Sie hier ein Abo abschließen.

Der Bagger in dem Baustellenloch ist eine kleine Attraktion in Bensberg

Während am oberen Teil der Baustelle erbittert um die Vollsperrung gestritten wird, geht es weiter unten auf der Straße mit einem großen Schritt weiter. Die Vorarbeiten für das Fontainenfeld lauf auf Hochtouren. Wasserfontänen vor der Schlossgalerie sollen in der neuen Schlossstraße eine Attraktion für Kinder werden und für Abkühlung sorgen. Dafür muss tief in die Erde, drei Meter tief, gebuddelt werden. In einer tiefen Baugrube, abgesichert durch hohe Spundwände, wird er Einbau einer Pumpe vorbereitet. Das tiefe Loch mit dem Bagger ist eine kleine Baustellenattraktion. Natürlich kein Vergleich mit der kommenden Schranke an der Einfahrt zur Schloßstraße.  © Kölner Stadt-Anzeiger

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.