Noch bis ins 18. Jahrhundert war die "Bärbelsjass" von Weinstöcken umgeben und die Wechselstation für die Pferde der Treidelschifffahrt befand sich dort.

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Ansonsten war die Bebauung spärlich. 100 Jahre später sah das schon anders aus; auf alten Flurkarten sind vor allem der "Bervertshof" und der "Nacken‘s Hof" an der Barbarastraße zu erkennen – letzterer besteht nach einem Umbau zum Wohnensemble im Jahr 1934 immer noch, während alle anderen Bauernhöfe im alten Rodenkirchen verschwunden sind.

Gert A. Nacken lebt dort seit seiner Geburt. Der 77-Jährige hat jetzt ein Buch über die Geschichte der Barbarastraße herausgebracht, die ein Stück weit auch seine eigene Geschichte und die seiner Vorfahren ist. Zwei Jahre hat der Rechtsanwalt für das Buch gearbeitet, hat Fotomaterial und Histörchen gesammelt und aufgeschrieben. Entstanden ist ein 114 Seiten starker, gut lesbarer, unterhaltsamer Blick zurück in die Entwicklungsgeschichte einer der ältesten Straßen in Rodenkirchen.

Erinnerungen an die Barbarastraße und ihre Geschichte

"Es hat mich gereizt, ein wenig Reklame zu machen für die Barbarastraße mit seiner schönen Geschichte", sagt der Autor und Anwohner. So manche persönliche Erlebnisse schildert er in seinem Buch. Zum Beispiel, dass er als Kind im Laden bei "Ackermanns" regelmäßig lose Zigarren gekauft hat, freilich nicht für sich, sondern für seinen Vater Julius. Das Tabak- und Süßwaren-Geschäft war in dem Backsteinhaus an der Ecke Hauptstraße und Barbarastraße Hauptstraße beheimatet, das heute ein Schmuckstück in Rodenkirchen ist.

Auch die Hintergründe zum Spielplatz an der Barbarastraße kennt Gert Nacken. Genau dort befand sich vormals der "Bervertshof", der zuletzt der Erbengemeinschaft Nacken gehörte. Die Hofanlage wurde Anfang der 1960er Jahre an die Gemeinde Rodenkirchen verkauft, mit der Auflage, dort einen Kinderspielplatz zu errichten. Der Hof wurde abgerissen.

In den Genuss des Spielplatzes kamen die rund 140 Kinder nicht, die in den 1920er und 1930er Jahren in der Barbarastraße wohnten. Aber damals vergnügten sich die Kinder auf der fast autolosen Straße, sie schwammen und angelten im Rhein, jeder kannte jeden. Gert Nacken stützt sich bei der Beschreibung des Kinderreichtums auf Kenntnisse des 102 Jahre alten Franz Bröhl, der als Kind ebenfalls in der Barbarastraße wohnte.

Einige Kapitel widmet der Autor der Kriegszerstörung 1945, dem Wiederaufbau, dem nahen Bauhausensemble und auch den Hochwässern 1993 und 1995.

Für die Zukunft wünscht sich Anwohner Nacken, dass die Barbarastraße wieder einen möglichst hohen Stellenwert erhält bei den derzeitigen Umgestaltungen im Zusammenhang mit dem angrenzenden Rathaus-Neubau. "Bislang hat die Straße nicht einmal einen Bürgersteig", bemängelt er. Das werde sich hoffentlich ändern. Sein Buch solle dazu beitragen.

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Die Barbarastraße in Köln-Rodenkirchen, ein Blick zurück, Dr. Gert A. Nacken, Nacken-Verlag, 114 Seiten, reich bebildert, ISBN 978-3-00-075532-3, 29 Euro. Im Buchhandel in Rodenkirchen erhältlich, auch per Mail. nackenverlag@gmail.com  © Kölner Stadt-Anzeiger

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