In dieser Statistik möchte niemand vorn sein. Ganz im Gegenteil. Je weiter hinten die Platzierung, desto besser.
Seit das Land am Dienstag eine umfassende Statistik zum Unterrichtsausfall im Schuljahr 2023/2024 veröffentlicht hat, beäugen Schulleitungen, Schüler und Eltern sehr genau, was da alles auf den Seiten des Ministeriums für Schule und Bildung zu finden ist.
Wer tief in das Labyrinth der Schulen eintaucht, stößt auf Zahlen, Daten, Fakten. Wochengenau ist nachzulesen, was auch in den Schulen geschehen ist. Oder eben auch nicht, weil Lehrer fehlen. Ein Problem, das seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten besteht. Allerdings: Die Zahlen des Landes sind nur bedingt vergleichbar, jede Schule hat eine andere Situation, der sie sich stellen muss. Das ist im wie bei den Äpfeln und Birnen. Hinein ins Zahlenwerk, direkt zum Albertus-Magnus-Gymnasium nach Bensberg.
Albertus-Magnus-Gymnasium schneidet schlecht ab
Es schneidet für die Jahrgänge der Sekundarstufe I (Klassen 5 bis 10) schlechter als im Landesvergleich ab, nur 77 Prozent des Unterrichts fanden gemäß Stundenplan statt. Landesweit sind dies 79,4 Prozent. Für die Sekundarstufe II (Klassen 11 bis 13) drehen sich die Werte um. 81,7 Prozent für die Schule stehen 79,7 im Landesmittel gegenüber.
Was heißt das denn konkret? Auch darüber gibt die Statistik Auskunft, und zwar nahezu erschöpfend. 13.518 Stunden hätte es laut Stundentafel für die Schüler der "Sek II" geben sollen, tatsächlich kamen aber nur 11.041 zustande. Für die meisten dieser fehlenden rund 2.500 Einheiten gab es entweder Distanzunterricht, Unterricht mit anderen Pädagogen oder Eigenarbeit der Heranwachsenden. Bemühungen um einen Ausgleich sind bei allen Schulen in Rhein-Berg zu finden, auch diese werden dokumentiert. Was am Ende übrig bleibt in der Statistik, ist der sogenannte "ersatzlose Stundenausfall".
Am AMG in der Sek I sind dies dann 813.915 Unterrichtsstunden (von über 15 Mio. gesamt), etwa 5,2 Prozent. In der Sekundarstufe landet das AMG bei 7,0 Prozent (2.155 Stunden). Damit liegt die Schule in der Nähe des landesweiten Mittels. Ersatzloser Ausfall: Diese Stunden müssen die Schüler irgendwie überbrücken, sie werden möglicherweise früher nach Hause geschickt oder sitzen im Schülercafé, sie lernen eigenverantwortlich oder spielen Karten. Was auch immer. Darüber schweigt die Statistik.
Deutlich nach oben reißen die Zahlen beim Nicolaus-Cusanus-Gymnasium aus. Für die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I fielen gleich 9,8 Prozent aller Unterrichtsstunden ersatzlos weg, dieser Wert liegt fast doppelt so hoch wie im Landesmittel. In der Summe weist die Tabelle 813.915 Ausfallstunden auf. Mögen sich die Schüler auch kurzfristig darüber freuen. Der "Stoff" muss irgendwann nachgeholt werden, spätestens im nächsten Schuljahr drohen Lücken im Wissen und schlechtere Noten.
Wenig Ausfall am Gymnasium Herkenrath
An der anderen Seite der Tabelle rangiert das Städtische Gymnasium in Herkenrath, die Schule ist Gladbacher Vorbild in der Statistik. Herkenrath gehört zu einer der wenigen Schulen der Region, die den ersatzlosen Stundenausfall in der Sekundarstufe II auf unter ein Prozent drücken konnten. Bei 0,8 landen die Herkenrather, nur 172 von 20421 Stunden fielen für die Schülerinnen und Schüler aus.
Im Mittelfeld schneidet das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Rösrath ab, bei 7,6 Prozent ersatzlosem Ausfall in der Sekundarstufe I und 3,5 Prozent in der Sekundarstufe II. Auch das Odenthaler Gymnasium gibt sich beim Thema Unterrichtsausfall unauffällig (6,2 in der Sek I, 3,3 in der Sek II).
Auch Gesamtschulen in der Statistik
Für Overath meldet das Paul-Klee-Gymnasium einen Ausfall von 5,8 Prozent in der Sek. I und 3,5 in der Sek II. Auch die Sekundarschule Overath platziert sich mit 5,6 Prozent Ausfall (Sek I) im Mittelfeld. Bei den Gesamtschulen scheint es bei der Lehrersituation schwieriger zu sein. Landesweit mussten 7,8 Prozent aller Stunden ausfallen für die Sekundarstufe I.
Die Kürtener Gesamtschule meldet 4,6 Prozent, das ist deutlich besser. Die Oberstufe (Sek II) setzt sich mit 0,8 Prozent Ausfall sogar an die Spitze der Bewegung, landesweit liegt dieser Wert bei 3,9 Prozent. In der Integrierte Gesamtschule in Paffrath fielen 6,7 Prozent der Stunden in der Sek. I aus, in der Sek . II 3,9 Prozent; ein Ergebnis im mittleren Bereich.
Für die Schülergruppe aus der Sekundarstufe II in Paffrath fanden also drei von vier Stunden statt, wie sie vorgesehen waren im Stundenplan, mit passendem Fachlehrer, ohne Ersatzkollegen oder Eigenarbeit. Strich unter die Zahlen: Weil die Schüler ja lernen wollen, ist für viele von ihnen jede Stunde Ausfall eine zu viel.
Alle Zahlen können leicht auf den Internetseiten des Ministeriums eingesehen werden. Dort findet sich die entsprechende Veröffentlichung mit einem weiterführenden Link zur Statistikseite. Dort können die Schulen bequem nach Stadt oder Gemeinde aufgerufen werden. © Kölner Stadt-Anzeiger
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