Hochbetrieb herrschte kürzlich beim Bauernhofmuseum "D'r Isenhardts Hoff" im Herzen der Reichshofer Ortschaft Eckenhagen, unterhalb der Barockkirche.
Rund 25 Mitglieder des Heimatvereins Eckenhagen waren eifrig damit beschäftigt, eine ganze Lkw-Ladung von 70 Zentnern Kohl zu verarbeiten, die wenige Tage zuvor in acht Gitterboxen aus dem Bornheimer Gebiet angeliefert worden waren.
Raspeln auf dem Elektro-Hobel
Der Vorsitzende Werner Valperz schilderte, dass nun zum 26. Mal die 1997 begonnene Tradition fortgesetzt wird, auf dem Museumsgelände beim "Kappes schaaven" Sauerkraut in der Weise herzustellen, wie es seit Jahrhunderten in der Region üblich war. Bei der Premiere waren es nur zehn Zentner Kohl .
Ganz modern, mit einer Standbohrmaschine und einem Forstner-Bohrer, wurde im ersten Arbeitsschritt zunächst der Strunk entfernt. Mehrere Frauen kümmerten sich anschließend um die Feinarbeit, denn auf einer großen Arbeitsplatte mussten die Kohlköpfe in Handarbeit von den äußeren Blättern, Strunkresten und schadhaften Stellen befreit werden.
Auf dem elektrischen Hobel wurde der Kappes sodann fein geraspelt, bevor er in großen Wannen – ebenfalls von Hand – mit einer genau abgemessenen Menge Salz vermengt und anschließend in Steingutfässer gefüllt wurde.
Kräftezehrend war das nun notwendige Stampfen. Peinlich genau achtete "Kappesmeister" Manfred Schöler darauf, dass der Stampfvorgang erst beendet wurde, wenn eine ausreichende Menge Saft ausgetreten war. Schließlich deckte er das noch junge Sauerkraut mit Keramikfliesen ab, die er mit Natursteinen beschwerte.
Jährlich ein anderer Gärungsverlauf
Schöler berichtete, dass er bereits seit zwei Wochen damit beschäftigt ist, die mehr als 30 nach der letzten Kappesaktion ausgewaschenen Fässer noch einmal gründlich zu reinigen und auf Pappunterlagen zu stellen, damit die empfindlichen Behälter beim Stampfen keinen Schaden nehmen. Ebenso penibel müssten die Fliesen und Natursteine gesäubert und anschließend entsprechend der unterschiedlichen Fassgrößen parat gelegt werden. Sorgfältig achtete er darauf, dass direkt nach dem Beschweren eine ausreichend hohe Flüssigkeitsschicht den Kohl bedeckt: "Zwei Zentimeter sind ein gutes Maß." Ansonsten drückte er mit der Faust solange nach, bis der gewünschte Pegel erreicht war.
Nachdem das letzte Fass gefüllt war, stand für die übrigen Helfer Aufräumen auf dem Programm, nur Schöler kontrollierte noch einmal jeden einzelnen Behälter. Nach mehr als fünf Stunden Arbeit gab es für alle als krönenden Abschluss der Aktion ein gemeinsames Mittagessen mit deftigem Gulasch.
Doch für den Kappesmeister bleibt auch danach noch viel zu tun. Bis zum Kappesfest im Heimatmuseum wird er tagtäglich die Fässer mit einem Inhalt von etwa 30 bis zu 250 Litern überprüfen. Bei jedem Rundgang muss der sich bildende Kahm abgeschöpft und der Flüssigkeitsstand überprüft werden.
Manfred Schöler erzählt, dass die Gärung des Kohls zum Sauerkraut in jedem Jahr anders verlaufe: "Das hängt ganz vom Kohl und der Witterung ab." In seltenen Fällen müsse er sogar etwas Salzlake nachgießen. Damit rechne er aber dieses Jahr nicht: "Der Kohl war ganz hervorragend."
Wie lecker das Sauerkraut letztendlich geworden ist, werden die Gäste beim Kappesfest erfahren, das der Heimatverein Eckenhagen am Samstag und Sonntag, 16. und 17. November, jeweils von 11 bis 17 Uhr am Bauernhofmuseum veranstaltet. © Kölner Stadt-Anzeiger
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