Kunstverein Familie Montez: Zwei, drei Meter hohe Skulpturen mit Wolle weich machen und surreale Bilder malen: Andreas Rohrbach und Thomas Erdelmeier bei Montez.

Mehr News aus Hessen finden Sie hier

Vielleicht sollte man die beiden einfach mal besuchen. Gerade jetzt, wo die Arbeit im Freien über den Winter schon bald weitgehend ruht. Wo Andreas Rohrbach etwa, statt sich dem Steineklopfen hinzugeben, wie der Bildhauer sein Tun gern lapidar beschreibt, sich vor allem auf die Zeichnung konzentriert oder aber seine schon mal zwei, drei Meter messenden Skulpturen mit Garn und Häkelnadel in windelweiche Formen bringt. Und wo Thomas Erdelmeier, der ein paar Häuser weiter wohnt im Kalter Grund genannten Tal des Spessarts, das der Ausstellung im Kunstverein Familie Montez ihren Namen gab, wo also Erdelmeier gerade reichlich Neues ausprobiert.

Immerhin kennt man den in Kirdorf geborenen Künstler vorwiegend als virtuosen Zeichner wuchernder, Anarchie und Alltag und ein wenig Science-Fiction, Cartoon und Manga, Comic, Graffiti und eine Menge Text auf einer Ebene zusammenführender Welten. Als Maler seltsam märchenhafter, surrealer Universen auch seit ein paar Jahren, die nun in gewaltigen Formaten noch einmal neue, wunderliche Galaxien auf Papier gebären, wenn Erdelmeier die Welt von Pieter Bruegel in das monochrome Delfter Blau der einst heiß begehrten Sammelteller taucht. Vor allem aber schließt er in "Vom kalten Grund" noch einmal an eine vor 20 Jahren zu einem vorläufigen Ende gelangte Werkphase mit frühen plastischen Arbeiten an.

Interessieren Sie die Artikel der F.A.Z.?
Uneingeschränkter Zugriff auf diesen und alle weiteren zahlungspflichtigen F+ Inhalte auf FAZ.NET. Jetzt Abo abschließen.

Freilich nicht mit irritierend klaustrophobisch anmutenden Behausungen, wie sie seinerzeit Eingang in die Sammlung des Museums für Moderne Kunst gefunden haben. Sondern mit einer wollstaubmausartigen, die Größe eines Opossums erreichenden Skulptur, wie sie sich in Erdelmeiers Haushalt womöglich beim Großreinemachen ganz von selbst zu ebenso dichter wie luftig-zarter Form verdichtet. Derweil zeigt sich der 1965 geborene Rohrbach in seinem Werk vor allem am Prozess interessiert. Das gilt für die aus Mainsandstein gehauene "Schaumgeborene", die indes vornehmlich aus Schaum zu bestehen scheint, geradeso wie für die Masche für Masche Form annehmenden Häkelarbeiten. Und für die konzentrierten, zart kolorierten Tuschezeichnungen gilt es ohnehin.

Eine Frage nach Leichtigkeit und Schwere

Dass Rohrbach, der zunächst eine klassische Steinmetzlehre absolviert hat, bevor er bei Ulrich Rückriem, Georg Herold und Franz West an der Städelschule studierte, von der klassischen Bildhauerei kommt, lässt sich indes nur schwerlich übersehen. Sind es doch neben dem Material und neben dem meditativ zu nennenden, sich selbst genügenden Prozess, vor allem klassisch skulpturale Fragen, die im Zentrum seines Schaffens stehen. Er fragt nach Leichtigkeit und Schwere etwa, nach Raum und Masse, Volumen, Dichte und Transparenz. Im Kalten Grund hat das alles seinen Ort. Und seine Zeit.

Vom Kalten Grund, Kunstverein Familie Montez unter der Frankfurter Honsellbrücke, bis 1. Dezember dienstags bis sonntags von 13 bis 19 Uhr geöffnet.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.