ÖPNV im Rhein-Main-Gebiet: Zugausfälle, Verspätungen, schlechte Kommunikation. Der Zugverkehr in der Rhein-Main-Region gibt kein gutes Bild ab – und treibt Kunden auf die Straße.

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Für viele Pendler in der Rhein-Main-Region ist das Bahnfahren unerträglich geworden. Einzelne Verspätungen und Ausfälle hat es schon immer gegeben, und sie lassen sich aufgrund der Komplexität des Systems Schiene auch gar nicht vermeiden. Aber die Verlässlichkeit des Schienenverkehrs in Rhein-Main stellt die Nerven von Kunden derzeit nicht nur gelegentlich auf eine Zerreißprobe. Vielmehr ist der Zustand des ÖPNV für manch einen Pendler nichts anderes als inakzeptabel, und er treibt treue Bahnkunden zurück auf die Straße. Das ist ein Armutszeugnis.

Wer zum Beispiel zu den Tausenden Menschen gehört, die mit der S-Bahn-Linie 1 von einem Ort an der Mainschiene aus nach Frankfurt hinein pendeln, kann sich von der Lage des ÖPNV in der Region täglich ein Bild machen. Die Zwischentakte, die eingeführt wurden, um stark frequentierte Linien zu Hauptverkehrszeiten zu entlasten, fallen häufiger aus, als dass sie fahren, einmal wegen angeblich fehlenden Personals, einmal wegen technischer Störungen.

Doch das Problem, das zahlende Kunden auf die Palme bringt, sind nicht Ausfallzeiten und Verspätungen allein. Es geht auch um den Umgang damit. Offenbar ist es beim RMV nicht möglich, die Kunden über ausfallende Züge zu informieren. Häufig fallen Züge, die in der App und sogar auf der Anzeige am Bahnsteig regulär aufgeführt sind, schlichtweg aus – keine Information, keine Durchsage.

Unzuverlässigkeit hemmt Verkehrswende

So entstehen an Bahnhöfen in der Wirtschaftsregion Rhein-Main, die sich als modern, digital und zukunftsgewandt versteht, chaotische Situationen von Fahrgästen, die ins Büro wollen, die wichtige Geschäftstermine haben, die ihre Kinder abholen müssen, die zur Baustelle müssen – und die schlichtweg nicht wissen, ob der Dienstleister sein Leistungsversprechen einhält und sie pünktlich dorthin bringt. Selbst eigenverantwortlich zu entscheiden, eine Verbindung früher zu nehmen, um Verspätungen und Ausfällen vorzubeugen, reicht dieser Tage beim RMV nicht mehr aus.

In diesem Zustand büßt der ÖPNV sein höchstes Gut ein: Verlässlichkeit. Wenn Arbeitnehmer nicht wissen, ob sie rechtzeitig ihren Dienst antreten können, für den sie bezahlt werden, werden sie die Bahn künftig (und womöglich für immer) links liegen lassen, es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig. Was das für die Verkehrswende bedeutet, ist offensichtlich.

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Der ÖPNV sollte möglichst für jeden erschwinglich sein, keine Frage. Aber beim RMV sollte es wie bei jedem anderen Unternehmen sein: Wichtiger als ein günstiges Produkt ist, dass das Produkt tadellos funktioniert. Wer heute eine Zeitkarte beim RMV erwirbt, erhält aber eine Leistung, die offensichtlich fehlerhaft und unzuverlässig ist. Das ist gerade für eine Pendlerregion wie Rhein-Main ein echtes Problem, das endlich angegangen werden muss.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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