Familientipp Grube Wilhelmine: Unter Sommerkahl im Spessart sind sogar Eheschließungen möglich: Die Grube Wilhelmine ist ein spannendes Ausflugsziel. Am Wochenende gibt es in den Bergwerksstollen einen Kunsthandwerkermarkt.
Hans Krautschneider bereitet es sichtlich Spaß, wenn er seinen Schützlingen eine gute Fahrt wünscht. Die Bergmannssprache ist schließlich nicht für jeden umgehend verständlich, und so hoffen die Besucher der Grube Wilhelmine vergeblich auf einen schönen kleinen Zug, der sie durch die Gänge der Bergwerksstollen zieht. Als Fahrt wird unter Tage aber schlicht und ergreifend jede Fortbewegung bezeichnet. So fahren zumindest jene Besucher, die größer als 1,60 Meter sind, krumm gebückt durch die niedrigen Gänge und lauschen Krautschneiders Ausführungen. Es geht um Mineralien wie Feldspat oder Quarz und um Erz.
All das hat sich in Millionen Jahren im Gneis gebildet, wie das besonders harte Gestein heißt, in das das Bergwerk in mühsamer Arbeit geschlagen worden ist, um vor allem Kupfer in letztlich recht bescheidener Menge gewinnen zu können. Erstmals 1870 urkundlich erwähnt, bereits 1542 freilich vom Erzbischof Albert von Köln genannt, ist die Grube bei Sommerkahl im bayrischen Teil des Spessarts nie eine wirkliche Erfolgsgeschichte geworden, da der Anteil an wertvollen Mineralien im Gestein recht klein ist. Weil vor allem Bauern in dem ländlichen Raum mit wenig Fachkompetenz im Bergwerk gearbeitet hätten, sei der Ertrag wohl umso geringer gewesen.
Markt im Stollen
Letzte Versuche mit einem moderneren Aufbereitungsprozess wurden im Frühjahr 1923 endgültig aufgegeben. Ein Verein hat die aus unbekannten Gründen zugeschütteten Stollen in den vergangenen beiden Jahrzehnten freigeräumt und derzeit rund 500 Meter an Wegen zugänglich gemacht. So dient die Grube nun vor allem im Sommer als Ausflugziel, Führungen können nach Vereinbarung für Gruppen ab fünf Besuchern gebucht werden. Außerdem sind standesamtliche Eheschließungen in einem entsprechend hergerichteten Hochzeitsstollen möglich. Zwar ist es dann bei ganzjährig neun Grad durchaus etwas frisch für Ehepaar und Gäste, dafür versprechen die Vereinsverantwortlichen eine stabile Verbindung: "Ehen, die im Bergwerk geschlossen werden, sind sprichwörtlich auf Fels gebaut."
Die Saison für die Grubenbesuche dauert jeweils von April bis September. Doch an diesem Wochenende, am 23. und 24. November, gibt es noch einmal eine besondere Möglichkeit, einen Blick in die Grube Wilhelmine werfen zu können. Dann nämlich werden für einen vorweihnachtlichen Kunsthandwerkermarkt die Bergwerksstollen geöffnet. Am Samstag kommt man von 15 bis 21 Uhr in die Stollen, am Sonntag sind sie von 11 bis 20 Uhr geöffnet. Auf dem "Barbaramarkt" kann man Kunsthandwerk und Mineralien erwerben, in der Grillhütte am Bergwerk gibt es einen Stand mit verschiedenen Glühweinsorten. Ein Schmied stellt sein Handwerk vor, ein Clown unterhält die Kinder, ein Karussell gibt es auch. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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