Frankfurter Verkehrswende: Der jüngste Radweg in Frankfurt ist nicht zu übersehen. Die Geschäftsleute an der Straße beklagen die Folgen durch fehlende Parkplätze.

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Die Farbe Rot weist Radfahrern seit wenigen Tagen den Weg entlang der Eschersheimer Landstraße in Richtung Norden. Nachdem in der ersten Herbstferienwoche zunächst ein Teil der Fahrbahndecke bis zur Hügelstraße erneuert wurde, konnte wegen des schönen Spätsommerwetters inzwischen der gesamte Fahrradstreifen stadtauswärts von der Humserstraße oberhalb des Polizeipräsidiums bis zur Hügelstraße markiert werden. Autos müssen nun mit einer Spur weniger auskommen. Die Geschäftsleute im Dornbusch haben eigentlich nichts gegen einen Radweg, wie sie sagen. Aber nachdem sie zunächst die mangelnde Kommunikation beklagt hatten, spüren sie jetzt die Folgen der Straßenumgestaltung. Das betrifft vor allem die Nutzbarkeit der gut 100 Parkplätze, von denen ein Fünftel wegfällt oder als Lieferzone ausgewiesen wird. "Die Leute kommen nicht aus den Parklücken heraus und fragen sich, wie sie abbiegen sollen", sagt Anita Schwarz, Inhaberin von "Pelze am Dornbusch" und Vorsitzende des Geschäftsrings, nach den ersten Erfahrungen mit neuen Pollern und Fahrbahntrennern.

In Höhe der Drogerie Rossmann gibt es aus Platzgründen gar keine Haltemöglichkeit mehr. Marktleiterin Ikram Azdouffali spricht von 20 Prozent Umsatzeinbuße in dieser Woche. Am Kebap-Haus an der Ecke fahren nach den Worten von Inhaber Sükrü Keskin jetzt viele vorbei, und Mehdi Davodi von der Handywerkstatt nennt einen Umsatzverlust von 50 Prozent. Eine kurze Haltemöglichkeit für Kunden und Lieferanten vermisst auch Metzger Raimondo Gallo. Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP) nannte die Zahlen, die sie am Mittwoch bei einem Ortstermin gehört hat, "alarmierend". Unter den Geschäftsleuten herrsche eine große Unsicherheit. "Warum müssen Radwege immer dort angelegt werden, wo Parkplätze sind?", fragte die wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU, Veronica Fabricius. Die Industrie- und Handelskammer hatte einen Katalog von 14 Änderungsvorschlägen an Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Die Grünen) geschickt. Fünf davon ist das Dezernat nachgekommen, indem etwa als Ladezone vorgesehene Flächen als Kurzzeitparkplatz ausgewiesen wurden. Die Ablehnung der anderen wurde ausführlich begründet. Die Stimmung unter den Geschäftsleuten hat das bisher nicht aufgehellt.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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