Handys in Schulen: Eine einheitliche Regelung darf nicht zu einer Liberalisierung der Handynutzung in den Schulen führen. Die Kinder und Jugendlichen müssen vor Übergriffen geschützt werden.
Wer beim Scrollen in den sozialen Netzwerken Pech hat, dem werden Videos angezeigt, die man lieber nicht sehen möchte. Besonders schlimm sind Videos, in denen Schüler andere Schüler filmen, während sie zum Beispiel auf der Schultoilette geschlagen oder bloßgestellt werden. Diese Filme werden von den Urhebern in Chats oder den sozialen Netzwerken verbreitet. Sie sind dann kaum noch aus der Welt zu bekommen.
Das Maß an Verrohung, das in solchen Videos sichtbar wird, ist verstörend. Für die Betroffenen sind diese Filme erniedrigend und können zu großen psychischen Problemen führen. Aber es gibt weitere Beispiele dafür, wie Handys in Schulen missbräuchlich eingesetzt werden.
Unlängst sorgten Berichte über Zerstörungswut in Schultoiletten für Aufmerksamkeit. Die Schüler dokumentierten ihre Taten mit dem Handy und brüsteten sich damit. Manche Schüler filmen auch heimlich Lehrer oder sich selbst. Eine Schülerin hat uns einmal persönlich berichtet, dass sie ihr Handy im Mäppchen aufgestellt habe und auf Tiktok "live" gegangen sei. Mitten im Unterricht.
Vermeiden lässt sich so etwas, indem strenge Regeln für die Nutzung von Handys erlassen werden. Viele Schulen sind dabei schon sehr erfolgreich. Wenn auf diesem Weg Cybermobbing verhindert werden kann, hat es sich schon gelohnt. Die Frage ist, ob dafür eine einheitliche Regelung auf Landes- oder sogar Bundesebene nötig ist. Hessens Kultusminister Armin Schwarz (CDU) sagt Ja, er verweist auf positive Erfahrungen aus anderen Ländern. Eltern, Lehrkräfte und sogar die Schüler seien darüber sehr glücklich.
Viele Eltern wünschen sich einen strengeren Umgang mit den digitalen Geräten. In Studien wird berichtet, dass immer mehr Kinder unter psychischen Erkrankungen leiden. Kinder- und Jugendpsychiater machen vor allem Smartphones und Social Media dafür verantwortlich.
Es ist gut, dass Kultusminister Schwarz die Debatte über die Handynutzung an Schulen angestoßen hat. Es gibt allerdings Einrichtungen, die das schon sehr erfolgreich selbst über ihre Schulordnung regeln. Es muss Konsens sein, dass eine Vereinheitlichung nicht zu einem Rückschritt führen darf, eine übergeordnete Regelung nicht zu einer Liberalisierung der Handynutzung in den Schulen führen darf. Die Kinder und Jugendlichen müssen vor Übergriffen geschützt werden. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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