Die Bundestagswahl 2017 ist Geschichte - und die Reaktionen auf die Wahlergebnisse fallen naturgemäß unterschiedlich aus. Während die AfD ihren Einzug ins Parlament feiert, wird selbiger von anderen Parteien äußerst kritisch bewertet. Gleichzeitig muss die SPD schwere Verluste hinnehmen. Die Reaktionen zur Wahl im Überblick.

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Deutschland hat gewählt, die Ergebnisse der Bundestagswahl 2017 stehen fest. Vor allem für die SPD ist das Ergebnis ein Desaster. Die Union kann sich zwar als stärkste Kraft behaupten, verliert aber ebenfalls an Zustimmung. Freuen könne sich hingegen die Anhänger der AfD, die als drittstärkste Kraft ins Parlament einziehen wird. Doch auch die Grünen und die FDP sind zufrieden.

So reagieren Parteien und Politiker auf den Ausgang der Wahl.

Union: Angela Merkel hoffte auf besseres Ergebnis

Angela Merkel äußerte nach der Bundestagswahl, dass sie sich ein besseres Ergebnis erhofft habe. Allerdings habe die Union ihre strategischen Ziele erreicht. Die Kanzlerin betonte zudem, dass die Union die AfD-Wähler zurückgewinnen wolle.

Auch Fraktionschef Volker Kauder sieht die Wahlziele der Union als erreicht an. CDU und CSU seien stärkste Parteien und stärkste Fraktion geworden. Zudem habe die Union erreicht, "dass wir einen Regierungsauftrag haben und gegen uns keine Regierung gebildet werden kann und Angela Merkel Kanzlerin bleibt".

CDU-Generalsekretär Peter Tauber bedankte sich über Twitter bei den Wählern und bei den Wahlkämpfern der Union.

SPD: Martin Schulz spricht von einer "Zäsur"

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat das starke Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl als bedrückend bezeichnet.

Mit ihr werde erstmals eine rechtsextreme Partei in Fraktionsstärke in den Bundestag einziehen. "Das ist eine Zäsur, und kein Demokrat kann darüber einfach hinweggehen", sagte Schulz am Sonntagabend.

Zentrale Aufgabe der SPD bleibe es, den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft zu organisieren. Man werde den Kampf für Demokratie, Toleranz und Respekt weiterführen. "Wir sind das Bollwerk der Demokratie in diesem Land."

Der amtierende Bundesjustizminister Heiko Maas bezeichnete das Wahlergebnis als größte Reifeprüfung der deutschen Demokratie seit der Wiedervereinigung. Auf Facebook schrieb der SPD-Politiker: "Wir müssen alles tun, um möglichst viele zurückzugewinnen, die heute gar nicht oder die AfD gewählt haben. Ich bin fest davon überzeugt, dass das gelingen kann."

Maas betonte in seinem Post, dass die SPD gegen jeglichen rechtsradikalen Provokationen im Parlament wehren werde.

Innerhalb seiner Partei erhielt Martin Schulz trotz des enttäuschenden Wahlergebnisses Unterstützung.

So sicherte Parteivize Manuela Schwesig ihm ihre Zustimmung zu. Die frühere Familienministerin und heutige Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern sagte, Schulz habe einen engagierten Wahlkampf gemacht. Es sei wichtig, "dass wir jetzt auch gemeinsam diese Niederlage tragen". Schulz als Parteivorsitzender stehe nicht in Frage.

SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sprach von einer "bittere Wahlniederlage für die SPD". Er sprach sich gegen eine neue große Koalition aus. "Der Platz der SPD ist bei diesem Wahlergebnis in der Opposition.

Auch der Sprecher des linken Flügels in der SPD-Bundestagsfraktion, Matthias Miersch, will nach der Wahl zu Martin Schulz halten. "Er hat weiter meine volle Unterstützung, auch künftig die Partei zu führen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

AfD: Klare Ansage von Alexander Gauland

AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland hat das gute Wahlergebnis seiner Partei als Kampfansage an die künftige Bundesregierung gewertet. "Sie kann sich warm anziehen. Wir werden sie jagen", sagte er am Sonntagabend in Berlin. "Wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen."

Spitzenkandidatin Alice Weidel bedankte sich auf Twitter für das Wahlergebnis. Dort schrieb sie: "Mein tiefer Dank an alle #AfDler, die durch Einsatz, Mut und Leidenschaft dieses großartige Ergebnis möglich gemacht haben!"

Die Parteivorsitzende der AfD, Frauke Petry, zeigte sich auf Twitter ebenfalls äußerst erfreut über das Wahlergebnis:

Der Thüringer AfD-Landesvorsitzende Björn Höcke hat das Ergebnis seiner Partei bei der Bundestagswahl als historisch bezeichnet. "Das ist ein überragendes Ergebnis. Ich bin überglücklich", sagte Höcke am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Mit Blick auf den Einzug seiner Partei in den Bundestag sagte er: "Wir werden mehr Meinungspluralismus erleben im Bundestag, wir werden eine lebendige Demokratie erleben durch die AfD."

Höcke betonte, seine Partei werde sich bei Fragen der Einwanderungs- und der Euro-Rettungspolitik fundamental gegen die Haltung der anderen Parteien stellen.

FDP: Christian Lindner freut sich über Erfolg

FDP-Chef Christian Lindner hat den Wiedereinzug der Liberalen in den Bundestag als großen Erfolg gewertet.

"Die vergangene Wahlperiode war die erste in der Geschichte der Republik, in der es keine liberale Stimme im Bundestag gab - es soll zugleich die letzte gewesen sein", sagte Lindner am Sonntagabend unter dem Beifall seiner Anhänger in Berlin. Und: "Ab jetzt gibt es wieder eine Fraktion der Freiheit im Deutschen Bundestag, denn die Menschen haben uns ein Comeback ermöglicht."

Auf Twitter bedankte sich Lindner zudem für das Wahlergebnis.

Bündnis 90/Die Grünen: Freude und Besorgnis

Bei den Grünen herrscht nach der Bundestagswahl sowohl Freude als auch Besorgnis.

Während die Partei ihr eigenes Abschneiden bei der Wahl sehr positiv aufnimmt, sieht sie besonders den Einzug der AfD ins Parlament kritisch.

Auch die Vorsitzende des Umweltausschusses, Bärbel Höhn, teilt diese Sorge.

Volker Beck bezeichnete die bevorstehende Legislaturperiode als Herausforderung. Es gelte die AfD zu bekämpfen anstatt "von ihrer Agenda das politische Klima bestimmen zu lassen."

Die Linke: Kritik an der Großen Koalition - und Freude

Auf Twitter feierte die Linke ihr Abschneiden bei der Bundestagswahl 2017.

Gleichzeitig griff sie die Große Koalition scharf an. Diese sie mitverantwortlich für das Erstarken des Rechtsextremismus in Deutschland.

Auch laut Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht sei die Linke mit dem Ergebnis der Wahl zufrieden. Allerdings hätte man Wagenknechts Meinung zufolge das Thema Flüchtlinge stärker in den Wahlkampf einbinden müssen.

Man habe "dort auch vielleicht bestimmte Probleme ausgeklammert, in der Sorge, dass man damit Ressentiments schürt", sagte sie am Sonntagabend in Berlin. "Aber am Ende hat man dann der AfD überlassen, bestimmte Dinge anzusprechen, von denen die Menschen einfach erleben, dass sie so sind."

Ihr Parteikollege Niema Movassat zeigte sich über die Aussage von AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland nach der Wahl besorgt. Zudem bezeichnete er ihn als: "Eine große Katastrophe für Deutschland".

Linken-Spitzenkandidat Dietmar Bartsch sieht die Linke nach der Wahl vor einer besonderen Herausforderung. Die Partei habe zwar zugelegt, gleichzeitig sei bei der Wahl aber auch ein klarer Rechtsruck beobachtbar. Die Linke müsse deutlich machen, "dass es einen anderen Kurs geben kann", so Bartsch im Interview mit der ARD

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(mit Material der dpa)

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