Leon Goretzka droht in der Nationalmannschaft wie auch beim FC Bayern München seinen Stammplatz zu verlieren. Während er sich beim DFB dem Konkurrenzkampf stellen muss, könnte beim FC Bayern ein Vereinswechsel eine Option sein.

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Er steckt in einem Formtief und wirkt frustriert. Am vergangenen Montag, beim Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Ukraine, wurde Leon Goretzka nach 62 Minuten ausgewechselt. Bis dahin lief die Partie größtenteils an ihm vorbei.

Goretzka hatte zwar eine gute Torchance, gewann aber lediglich 14 Prozent der Zweikämpfe. Als defensiver Mittelfeldspieler konnte er nicht verhindern, dass Deutschland nach einer 1:0-Führung das Spiel aus der Hand gab und zwischenzeitlich mit 1:3 in Rückstand geriet.

Fast noch ernüchternder aus Sicht von Goretzka ist, dass das Spiel nach seiner Auswechslung plötzlich besser lief. Die eingewechselten Spieler wie Kai Havertz und Jamal Musiala sorgten für frische Impulse, sodass die DFB-Elf mit dem 3:3 zumindest eine Niederlage abwendete.

Flick schützt Goretzka: "Leon kann seine Stärken einbringen"

"Das hatte nichts damit zu tun, dass ich mit Leon unzufrieden war. Wir wollten einfach auf eine Viererkette umstellen", sagte Bundestrainer Hansi Flick über die Auswechslung. Grundsätzlich nämlich würde Goretzka die Funktion als defensiver Abräumer vor der Verteidigung durchaus liegen, wie Flick erklärte: "Leon kann auf dieser Position seine Stärken einbringen. Er ist sehr zweikampfstark, er ist schnell und hat auch die notwendige Disziplin, um vor der Abwehr zu stehen."

Tatsache ist jedoch, dass Goretzka seinen Stammplatz längst nicht mehr sicher hat. Diese Entwicklung war zuletzt auch beim FC Bayern München zu beobachten. Der 28-Jährige stand nur in einem der letzten drei Bundesligaspiele in der Startelf – und zwar bei der 1:3-Niederlage gegen RB Leipzig.

Besonders bitter: Im letzten Bundesligaspiel beim 1. FC Köln wurde Goretzka in der 71. Minute eingewechselt, 14 Minuten später aber wieder aus dem Spiel genommen. Dies tat ihm offenbar weh. Als seine Mitspieler nach Abpfiff in einem geschlossenen Kreis per Handy verfolgten, wie der Meisterschaftskonkurrent Borussia Dortmund spielte, wendete sich Goretzka frustriert ab.

"Mit Goretzka habe ich fast ein bisschen mitgelitten, als er im letzten Saisonspiel beim 1. FC Köln ein- und dann wieder ausgewechselt wurde. Ich weiß, wie sich das anfühlt", sagte die frühere Bayern-Spielerin und heutige Sky-Experten Julia Simic im Interview mit unserer Redaktion. "Er hat nie zu seiner Form zurückgefunden und hatte wohl auch lang anhaltende Patellasehnenprobleme. Das kostet einige Prozentpunkte Leistungsfähigkeit. Er kam dadurch nie an die 100 Prozent."

Kimmich und Gündogan dürften bei der Nationalmannschaft gesetzt sein

Nun droht Goretzka sowohl in der Nationalmannschaft als auch beim FC Bayern München die Rolle des Reservisten. Bei der DFB-Elf dürften Joshua Kimmich und der frischgebackene Champions-League-Sieger Ilkay Gündogan derzeit die Nase vorne haben.

Der frühere Nationalspieler Philipp Lahm, der nun als Turnierdirektor der Europameisterschaft 2024 aktiv ist, sagte gegenüber der "Sport Bild": "Mit Ilkay Gündogan hat Deutschland einen Mittelfeldspieler der absoluten Weltklasse, und Joshua Kimmich hat seine Qualitäten längst unter Beweis gestellt."

Für Goretzka wäre dann womöglich kein Platz mehr. Zumal es mit Emre Can von Borussia Dortmund noch einen weiteren Akteur gäbe, der die Rolle des defensiven Abräumers im Mittelfeld einnehmen könnte.

Der FC Bayern hat ein Überangebot im Mittelfeld

Noch brisanter ist die Konkurrenzsituation beim FC Bayern. Kimmich scheint trotz aller Kritik, die in den vergangenen Monaten an seiner Spielweise aufkam, unter Trainer Thomas Tuchel weiterhin gesetzt zu sein. Laut einem Bericht der "Sport Bild" soll Kimmich zukünftig allerdings in der Zentrale etwas offensiver agieren.

Umso wichtiger wäre es, dass ein defensiver Mittelfeldspieler an seiner Seite für die Absicherung sorgt. Der Neuzugang Konrad Laimer, der von RB Leipzig zum FC Bayern wechselt, könnte diese Rolle übernehmen, weil er viele Bälle gewinnt und Passwege oftmals sehr gut zustellt.

Zudem sucht der FC Bayern nach einem weiteren defensiven Mittelfeldspieler. Als Wunschlösung gilt Declan Rice von West Ham United, um den sich allerdings offenbar auch viele potente Vereine aus der Premier League bemühen. Selbst wenn sich dieser Transfer nicht realisieren lässt, wird der deutsche Rekordmeister wohl weiter nach einem passenden Spieler Ausschau halten.

Dabei wäre der Konkurrenzkampf auch so schon hart genug: Neben Kimmich, Laimer und Goretzka stehen in Ryan Gravenberch und Leih-Rückkehrer Marcel Sabitzer noch zwei weitere zentrale Mittelfeldspieler unter Vertrag.

Der FC Bayern möchte wohl noch Spieler verkaufen – auch Goretzka?

Während Goretzka in der Nationalmannschaft keine andere Wahl hat, als sich dem Konkurrenzkampf zu stellen, könnte er sich auf Vereinsebene nach Alternativen umschauen. Laut dem Bericht der "Sport Bild" will der FC Bayern in diesem Sommer noch Spieler verkaufen. Der Verein rechnet damit, dass es späte Entscheidungen geben wird.

Erst im Verlaufe der Saisonvorbereitung, die am 13. Juli beginnt, könne sich abzeichnen, welchen Stellenwert die einzelnen Akteure unter Tuchel haben. Dann dürfte sich auch herausstellen, ob einige Bayern-Profis einen Wechsel in Betracht ziehen, wenn ihnen die Rolle nicht ausreichen sollte.

Noch soll Goretzka, der bis zum Sommer 2026 in München unter Vertrag steht, nicht an einen Vereinswechsel denken. Dies könnte sich aber ganz schnell ändern, wenn Tuchel ihm keinen Stammplatz in Aussicht stellt.

Verwendete Quellen:

  • Sport Bild (24/2023): Goretzka-Zukunft hängt an Tuchel-Gespräch
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