Eine Saison mit vielen Auf und Abs endete für den FC Bayern München doch noch mit einem Happy End. Das Double mit einem Sieg über RB Leipzig in einem hochklassigen Pokalfinale ist mehr, als über weite Strecken der Spielzeit zu erwarten war. Zum Abschluss blicken wir auf die Gewinner und Verlierer.

Steffen Meyer
Eine Kolumne

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Die Gewinner

Niko Kovac

Über weite Strecken der Saison hätte man nicht gedacht, dass der zwischenzeitlich heftig kritisierte Coach zu den Gewinnern der Saison gehören würde. Noch kurz vor dem Saisonfinale war nicht mal klar, ob Kovac überhaupt über den Sommer hinaus Trainer bleibt.

Doch Kovac hat es allen gezeigt. Er holte einen gewaltigen Rückstand in der Bundesliga auf, überholte Borussia Dortmund auf der Zielgeraden und gewann am Ende auch das Pokalfinale gegen starke Leipziger. Kovac hat Bayerns Spiel im Verlauf der Saison stabilisiert. Durch ein abruptes Ende jeglicher Rotation und klareren Strukturen im Mittelfeld.

Im kommenden Jahr wird er mit einem aufgerüsteten Kader beweisen müssen, dass er in der Champions League den nächsten Schritt machen kann. Das wird über seine weitere Zukunft entscheiden.

Serge Gnabry

Der Neuzugang aus Hoffenheim ist die Entdeckung dieser Saison. Viele zweifelten im Sommer, ob Gnabry, der gute Spielzeiten in Bremen und Hoffenheim hinter sich hatte, auch in München funktionieren würde.

In der Tat waren bei dem Offensivmann Anpassungsschwierigkeiten zu spüren. Das Spiel gegen brutal tiefstehende Gegner ist etwas anderes, als die häufig auf Umschaltmomente ausgelegte Taktik bei seinen Stationen zuvor.

Gnabry brauchte bis November, um anzukommen. Dann platzte der Knoten. 14 Pflichtspieltreffer und sechs Assists sammelte der Nationalspieler zwischen November und April. Darunter ein Tor und eine Vorlage beim vorentscheidenden 5:0-Erfolg gegen Borussia Dortmund. Erst ganz am Ende der Saison ging ihm ein wenig die Luft aus.

Gnabry und sein Flügelpartner Kingsley Coman, der ebenfalls eine gute Saison spielte, sind der Grund, warum der Abschied von Arjen Robben und Franck Ribéry zwar emotional war, aber sportlich für keine großen Bauchschmerzen sorgt.

Sollte zudem Leroy Sané tatsächlich nach München kommen, hat der FC Bayern ein starkes Zukunftstrio für den Angriff auf die Champions League.

Niklas Süle

In seinem zweiten Jahr in München hat sich Niklas Süle in der internen Innenverteidiger-Rangordnung von Platz drei auf Platz eins vorgearbeitet. Süle spielte fast immer und spielte fast immer gut.

Als im Herbst über Defensiv- und Geschwindigkeitsprobleme der Bayern-Hintermannschaft diskutiert wurde, ging es meist um seine Kollegen Mats Hummels und Jerome Boateng. Beim wichtigen 1:0 gegen Bremen im Saisonsschlussspurt erzielte er sogar den erlösenden Siegtreffer.

Mit den Transfers von Lucas Hernandez und Benjamin Pavard kommt im Sommer neue Qualität für die Defensive hinzu. Süle muss sich um seine Rolle dennoch keine Sorgen machen.

Miroslav Klose

Miroslav Klose? Ja, genau. Bayerns U17-Trainer spielt aktuell mit den Bayern-Junioren in den Finalspielen um die Deutsche Meisterschaft und hat sich vereinsintern schon in seinem ersten Jahr als Trainer einen hervorragenden Ruf erarbeitet.

Im Sommer soll er befördert werden und die für den Verein sehr wichtige U19 übernehmen. Klose ist ein Name, den man für die Zukunft auf dem Zettel haben sollte. Auch für größere Aufgaben.

Die Verlierer

Jerome Boateng

Boatengs Zeit in München scheint sich dem Ende zuzuneigen. Boateng war immer wieder die Zielscheibe von Kritik. Nicht immer zu Recht, aber eben auch nicht immer zu Unrecht.

Sportlich spielte Boateng keine schlechte, aber eine höchstens durchschnittliche Saison. Hinzu kam in den letzten Wochen das Bild des bockigen Ersatzspielers, der sich an den Feierlichkeiten der Mannschaft nach dem Double kaum beteiligte.

Boateng (30) hat zwar an Spritzigkeit eingebüßt, kann aber immer noch einer Reihe von Top-Clubs weiterhelfen. Auch ihm wäre es zu gönnen, dass er einen neuen Verein findet, der seine Qualitäten mehr wertschätzt, als es die Verantwortlichen des FC Bayern zuletzt taten.

James Rodriguez

Niko Kovac wurde nie richtig warm mit dem Kolumbianer, der nach der WM 2018 nicht richtig in Tritt kam. Zwei langwierigere Verletzungen und keine logische Position im häufigen 4-2-3-1 der Rückrunde taten ihr Übriges. Wettbewerbsübergreifende 19 Startelfeinsätze sind zu wenig für die Ansprüche der Real-Leihgabe.

Zwar war der Mittelfeldspieler in der Bundesliga im Schnitt in jedem zweiten Spiel an einem Tor beteiligt, doch gerade in der Champions League war er nicht der Unterschiedmacher, der er eigentlich von der Gehaltsstruktur her sein müsste. Lediglich ein Assist steht hier zu Buche.

Nachdem es im Vorjahr unter Jupp Heynckes nur eine Frage der Zeit schien, wann der FC Bayern die Kaufoption zieht, tendiert die Wahrscheinlichkeit, dass James auch im nächsten Jahr das Bayern-Trikot trägt, inzwischen gen null.

Renato Sanches

Auf dem Papier war es wohl die beste Saison des Portugiesen seit seinem Wechsel aus Lissabon im Jahr 2016. Über 20-mal durfte er mitwirken - häufig jedoch nur als Einwechselspieler.

In der Vorbereitung deutete sich an, dass er unter Kovac eine etwas wichtigere Rolle bekommen könnte, doch spätestens nach dem Ende der Rotation in der Rückrunde spielte Sanches quasi keine Rolle mehr.

Sein Treffer gegen Frankfurt am letzten Spieltag war sicher ein emotionaler Höhepunkt für ihn und Lohn für die inzwischen von allen Seiten anerkannte Arbeit, die er im Training leistet. Und doch muss auch diese Saison für den 21-Jährigen eher als verlorene Saison bezeichnet werden.

Der FC Bayern steht nun vor einer schwierigen Entscheidung. Eigentlich ist es zu früh, den talentierten Mittelfeldspieler, der immer wieder Qualität aufblitzen lässt, aufzugeben. Bis 2021 hat er aktuell noch Vertrag. Eine Leihe innerhalb der Bundesliga ist auf Grund des Gehalts von Sanches schwierig.

Eine Leihe ins Ausland würde die Anpassung an das Leben und den Fußball in Deutschland wieder unterbrechen. Sanches will spielen. Gut möglich also, dass er ohne Perspektive in München auch selbst auf einen Abschied drängt.

Die Bayern-Bosse

Die unsägliche Pressekonferenz mit unsachlicher Medienschelte in der Hinrunde. Das Herumgeeiere um Niko Kovac zum Saisonende. Unwidersprochene Berichte über einen Riss in der Führung. Die Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß scheinen in dieser Saison ihre lange so erfolgreiche Linie verloren zu haben. Bei vielen Fans saß der Frust über das Führungsduo tief wie vielleicht noch nie.

Beide stehen nach Jahrzehnten kurz davor, die Macht im Verein in andere Hände zu legen. Der Name Oliver Kahn wird dabei immer wieder genannt. Ob dieser Übergang gelingt, ist für das Vermächtnis der beiden großen Bayern-Funktionäre durchaus nicht unwichtig. Beide sollten im Sommer in sich gehen und in der neuen Saison wieder stärker als Einheit auftreten. Denn davon hat der FC Bayern immer profitiert.

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