Am Mittwochabend blickte Sandra Maischberger mit ihren Gästen zurück auf die Woche: Die Impfpflicht-Debatte, das Missbrauchsgutachten in der katholischen Kirche und der Ukraine-Konflikt bestimmten die Themenagenda. Während sich Katrin Göring-Eckardt (Grüne) und Dietmar Bartsch (Die Linke) über die Wirksamkeit einer Impfpflicht in die Haare kamen, war die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) von den Aussagen des Putin-Biographen Hubert Seipel schockiert.
Noch immer erreicht die bundesweite Inzidenz laufend neue Rekordwerte – zuletzt lag sie in Deutschland bei 940,6. Gleichzeitig wird eine Impfpflicht aber wegen vorrangig milder Verläufe bei der Omikron-Variante wieder in Frage gestellt.
Neben der Pandemie standen aber weitere Themen auf der Tagesordnung: Der Umgang der katholischen Kirche mit den neu bekanntgewordenen Missbrauchsfällen bewegt die Öffentlichkeit. Gleichzeitig drängt Russland-Chef Wladimir Putin mit seinem Verhalten in der Ukraine auf außenpolitische Antworten.
Das ist das Thema bei "Maischberger"
Gemeinsam mit ihren Gästen blickte
Aber nicht alles drehte sich um Corona: Wie groß ist die Kriegsgefahr durch
Das sind die Gäste
Caren Miosga : Für die "ARD"-Moderatorin ist die katholische Kirche klarer Verlierer der Woche. Den Umgang mit den neu bekanntgewordenen Missbrauchsfällen hält die Journalistin für einen Skandal – besonders das Verhalten von Joseph Ratzinger: "Er entschuldigt sich nicht dafür, dass unter seiner Verantwortung ein Mann Kinder und Jugendliche weiter missbrauchen konnte!", betonte sie. Gewinner der Woche ist für sie hingegen Friedrich Merz. "Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt", sagte Miosga. Merz habe es geschafft, sein Image zu wechseln – der Neuanfang der CDU könnte gelingen.- Melanie Amann: Dass
Angela Merkel den Ehrenvorsitz der CDU abgelehnt hat, irritierte die "Spiegel"-Journalistin. "Das wirft auf das Ende ihrer Amtszeit einen Schatten", bemerkt Amann. In Sachen Impfpflicht hielt sie es für scheinheilig, dass Kanzler Olaf Scholz (SPD) die Debatte als Gewissensfrage von der Regierung ins Parlament verlagert. "Die Regierung kann sich einfach nicht auf eine gemeinsame Haltung einigen", glaubte sie. Eine Impfpflicht hielt sie "nicht für verhältnismäßig". "Wir wissen nicht, wie der Impfstoff gegen neue Varianten wirkt", erklärte Amann. Aktuell tue die Regierung zu wenig. "Man versucht es gar nicht mehr mit Freiwilligkeit", sagte Amann. Robin Alexander : Dass die AfD den CDU-Politiker Max Otte als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten aufgestellt hat, hielt der "Welt"-Journalist für einen Gefallen an die Union. "Jetzt kann niemand mehr sagen, die CDU gehe nicht hart am rechten Rand vor", kommentierte Alexander das Parteiausschlussverfahren. Alice Weidel habe "einen Tagessieg errungen", der AfD aber langfristig keinen Gefallen getan. Nach der Orientierungsdebatte ist der Journalist pessimistisch geworden, dass eine Impfpflicht kommt. Es sei unplausibel, wie das ohne Impfregister aussehen solle. Trotzdem gelte: "Zwischen Lockdown und überlasteten Intensivstationen ist die Impfpflicht das mildeste Übel."Katrin Göring-Eckardt : Nach zwei Jahren Pandemie sah die Bundestagsvizepräsidentin die Gesellschaft am Rand der Erschöpfung. "Wir haben keinen Bock mehr, wir können nicht mehr", sagte die Grünen-Politikerin. Grundschüler würden teilweise keinen normalen Unterricht mehr kennen, in den Pflegeheimen vereinsamten alte Menschen. "Das gehört auch alles zur Verhältnismäßigkeit", erinnert sie mit Blick auf die Impfpflicht. Wenn man nicht wieder in eine Dauerschleife aus Maßnahmen kommen wolle, müsse die Impfpflicht endlich eingeführt werden – und zwar "für alle ab 18 Jahren".Dietmar Bartsch : Der Linken-Politiker vertrat am Mittwochabend seine ParteikolleginSahra Wagenknecht . Die musste sich zuvor entschuldigen – aufgrund einer Corona-Erkrankung. Wagenknecht hatte sich bislang nicht impfen lassen. "Ich habe Frau Wagenknecht versucht zu überzeugen", verriet Bartsch. Er sei für das Impfen, aber trotzdem kein Freund der Impfpflicht. "Wir wissen viel zu wenig, zu viele Fragen sind nicht beantwortet", meinte Bartsch. Eine Impfpflicht sei eine "Illusion, die die Gesellschaft spaltet".Marie-Agnes Strack-Zimmermann : Dass der Kreml-Chef Putin inzwischen über 100.000 Soldaten an der ostukrainischen Grenze aufgebaut hat, bezeichnete die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses als "eine aggressive Art". Eine Osterweiterung sei in der Russland-Nato-Akte ausgeschlossen worden. Für Putins Verhalten gebe es deshalb "keinen Grund, außer, dass er innenpolitisch Riesenprobleme hat", sagte die FDP-Politikerin. Die westlichen Staaten könnten aber nicht hinnehmen, dass Putin auf diese Weise von seinen innenpolitischen Problemen ablenken wolle.- Hubert Seipel: Der Putin-Biograph hielt den Truppenaufmarsch von Putin für eine Inszenierung. "Wir leben in einer ziemlichen Hysterie", sagte er. Er glaube nicht, dass es zu geplanten kriegerischen Handlungen kommen werde. "Wir erleben aktuell eine ziemlich harte Poker-Situation zwischen Amerika und Russland", sagte Seipel.
Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger"
Schon während er spricht, schüttelte die FDP-Politikerin Strack-Zimmermann immer wieder verbissen mit dem Kopf. Der per Live-Übertragung zugeschaltete Putin-Biograph Seipel warb für Verständnis für Russland: Die Nato sei die größte Militärmacht der Welt, "Russland ist durchaus eingezingelt", bemerkte Seipel. Er verglich den russischen mit dem amerikanischen Militärhaushalt und dem der Nato und schob hinterher: "Wenn wir ständig von der russischen Gefahr sprechen, frage ich mich, warum wir nie über diese Proportionen sprechen."
Strack-Zimmermann versetzte das in Aufruhr: "Putin würde sich über diese Aussagen freuen!", rief sie empört. "Bei allem Respekt", sagte die FDP-Politikerin, "wenn Sie in den baltischen Staaten mit der Zivilbevölkerung sprechen – die haben Angst." Putin sei ein Machtpolitiker: "Er wird nicht nach Hause gehen, wenn er nicht irgendetwas territorial erreicht", meinte sie.
Das ist das Rede-Duell des Abends
Das Rede-Duell des Abends drehte sich um ein altbekanntes Thema: die Impfpflicht. Hier waren Göring-Eckart (Grüne) und Bartsch (Die Linke) völlig anderer Meinung. "Operationen, die jetzt eigentlich dran wären, finden nicht statt", argumentierte die Bundestags-Vizepräsidentin gerade für eine Impfpflicht, da kam von Bartsch schon ein Einwand: "Unsere Probleme im Gesundheitswesen sind viel tieferliegender."
Anstelle einer Impfpflicht müsse man über den Abbau von Intensivbetten und Personalmangel im Pflegebereich sprechen.
"Eine Impfpflicht wird befrieden", betonte Göring-Eckardt hingegen, sie erspare Diskussionen in Familien. Bartsch sah das ganz anders: "Das wird gesellschaftlich zu einer Radikalisierung führen", war er sich sicher. Die Impflücke müsste man mit einer besseren Impfkampagne schließen. Bei der Impfpflicht würden Versprechungen gemacht, nie nicht hielten.
So hat sich Sandra Maischberger geschlagen
Ein paar Mal legte Sandra Maischberger den Finger in die Wunde. Als Linkspolitiker Bartsch etwa ankündigte, er werde keinem der bisherigen Anträge zur Impfpflicht zustimmen, hakte sie nach: "Sie drücken sich also vor der Verantwortung?". Bartsch verneinte das erwartungsgemäß.
Gleichzeitig war Maischberger auf klare Ergebnisse aus: "Wie würden Sie abstimmen?", "Für wen soll die Impfpflicht gelten?" fragte sie die Runde. Und auch als Putin-Biograph Seipel zu weit in die Geschichte Russlands abdriftete, holte ihn Maischberger zurück: "Geht von Putin jetzt eine Kriegsbedrohung aus, oder nicht?".
Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"
In Sachen Impfpflicht gibt es noch keine deutlich unterscheidbaren Positionen – da hat auch die Orientierungsdebatte im Bundestag keine weitere Klarheit gebracht. Viele Argumente aus ganz unterschiedlichen Bereichen liegen nebeneinander auf dem Tisch.
Für die Runde wird’s aber nicht nur in Sachen Impfpflicht in Zukunft noch spannend: Beobachtenswert bleibt vor allem der weitere Werdegang der CDU. Schafft der wirtschaftsliberale
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