Ob ans Meer in Kroatien oder in die österreichischen Berge: Hält der Trend bei den Corona-Zahlen an, sind in Europa einige Grenzen ab 15. Juni wieder offen. Tourismusbranche und Urlauber schöpfen Hoffnung.
Die derzeit eingeschränkte Reisefreiheit innerhalb der EU soll schrittweise zurückkehren - die Bundesregierung macht Hoffnung, dass der Sommerurlaub im Ausland doch noch klappen könnte. Er sehe "gute Chancen, dass die Menschen im Sommer in ihre liebsten europäischen Urlaubsregionen reisen können", sagte der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU). Außenminister Heiko Maas (SPD) zeigte sich nach ersten Beratungen mit den Nachbar- und Urlaubsländern zuversichtlich, die bestehende Reisewarnung zumindest für die EU nach dem 14. Juni wieder aufheben zu können. Man sei diesem Ziel "ein gutes Stück näher gekommen".
Einer Umfrage von infratest dimap im Aufrag der Sendung "ARD Extra" zufolge wollen jedoch 50 Prozent der Befragten, die sich schon über Urlaubspläne Gedanken gemacht haben, in diesem Jahr nach jetzigem Stand zu Hause bleiben. Zugleich stellte der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium klar, dass der Urlaub in diesem Jahr anders werden wird als sonst. Die Vorbereitungen laufen vielerorts an. Ein Überblick.
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Urlaub in Österreich und der Schweiz könnte ab Mitte Juni möglich sein
In der Alpenrepublik ist die Erleichterung groß. Vieles spricht dafür, dass Urlauber nun ab Mitte Juni anreisen dürfen. Hotels und Beherbergungsbetriebe in Österreich können ab 29. Mai wieder öffnen. Es gelten dann nur kleine Einschränkungen. Laut Tourismusministerin
Auch die Grenzen zur Schweiz sollen am 15. Juni wieder öffnen, Beschränkungen der Bewegungsfreiheit im Land gibt es nicht. Viele Hotels hatten nie geschlossen. Geschäfte sind auch wieder auf, ebenso Restaurants, wo allerdings nicht mehr als vier Gäste am Tisch sitzen sollen und zwischen den Tischen Abstand gehalten werden muss. Veranstaltungen wie das große Festival der klassischen Musik in Luzern und das Jazz-Festival in Montreux wurden allerdings abgesagt. Die Zahl der Neuansteckungen ist seit April sehr gering. Auf dem Höhepunkt der Epidemie hatte die Schweiz gemessen an der Bevölkerungszahl viele Corona-Infektionen. Betroffen waren vor allem die Grenzkantone Tessin Richtung Italien im Süden sowie Genf und Waadt im Westen Richtung Frankreich.
Italien: Einreisen aus dem Ausland ab Juni
Angesichts von Grenzöffnungen in anderen EU-Ländern war auch Italien unter Zugzwang. Denn die Sommersaison steht vor der Tür - Urlauber sollen da auch nach Italien kommen. Daher sind ab dem 3. Juni Einreisen aus dem Ausland wieder erlaubt, auch die Flughäfen sollen dann wieder öffnen. Auch innerhalb Italiens darf man dann wieder reisen. Regionen wie Südtirol, die Hotels schon ab Ende Mai öffnen, buhlen um deutsche Touristen. Doch die Grenze zu Österreich ist noch dicht. In jedem Fall sollen überall Abstandsregeln gelten, Sonnenschirme am Strand weit genug voneinander weg stehen. Buchungen für den Zugang zu Strandbädern sollen verhindern, dass die Menschen zu dicht aneinander in der Sonne braten. Buffets in Hotels sind verboten. Desinfektionsmittel müssen überall bereit stehen.
Spanien: Grenzöffnung für Touristen frühestens Ende Juni
Einen Spanien-Urlaub sollten Deutsche und Sonnenhungrige anderer Länder für den Frühsommer noch nicht buchen. Die Regierung in Madrid bekräftigte, dass man frühestens ab Ende Juni mit einer weitgehenden Grenzöffnung für Touristen rechnen könne. Selbst den Spaniern werde es bis dahin verboten bleiben, in andere Regionen des Landes zu reisen. Mallorca und andere Urlaubsinseln können aber darauf hoffen, vielleicht doch ein wenig früher eine beschränkte Zahl von in- und ausländischen Besuchern empfangen zu dürfen. Es gebe eine Arbeitsgruppe, die über ein solches Pilotprojekt spreche, mit dem man erste Erfahrungen sammeln wolle, hieß es aus der Regierung. Menschen, die trotz geschlossener Grenzen einreisen dürfen, weil sie in Spanien eine Erstwohnung haben oder eine Arbeitsstelle antreten, müssen bis auf weiteres zwei Wochen in Quarantäne.
Frankreich: Sommerurlaub eventuell ab Juli möglich
Nach der Vorstellung der Regierung sollen die Franzosen diesen Sommer vor allem heimische Touristenziele anpeilen. Zur Unterstützung dafür werde derzeit auch an Reisegutscheinen etwa für bedürftige Familie gearbeitet, sagte Frankreichs zuständiger Staatssekretär für Tourismus, Jean-Baptiste Lemoyne, am Mittwoch dem Radiosender RTL. Bis Ende Juni soll ein Großteil der Touristenziele wieder geöffnet werden. Einige Strände sind bereits seit dem Wochenende wieder zugänglich. Die Regierung will in der Woche des 25. Mai einen zeitlichen Ausblick zu den weiteren Entwicklungen geben. Große Museen wie der Louvre in Paris hoffen, Mitte Juli wieder aufmachen zu können. Kleinere Museen dürfen schon wieder Besucher empfangen. Cafés und Restaurants in Frankreich könnten ab dem 2. Juni in den Regionen wieder öffnen, in denen das Virus weniger verbreitet ist. Sommerurlaub, so hofft die Regierung, soll im Land ab Juli möglich sein.
Portugal: Hotels können voraussichtlich Mitte Juli wieder öffnen
Weniger düster sehen die Aussichten auf einen Sommerurlaub in Portugal aus. Das Land ist extrem vom Tourismus abhängig, der etwa 15 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht. 2019 verbuchten die Feriengebiete 27 Millionen Gäste. Um zu retten, was zu retten ist, will sich Portugal nun schrittweise für ausländischen Tourismus öffnen. Der Hotelverband AHP teilte zuletzt mit, dass Mitte Juli die meisten Hotels wieder offen sein könnten. Die Tourismusbehörde will zudem mit einem neuen Hygiene-Siegel unter dem Motto "Clean & Safe" Vertrauen aufbauen. Tourismuseinrichtungen können sich kostenlos darum bewerben. Die Einhaltung der Bestimmungen soll regelmäßig überprüft werden. Dank einer frühen Reaktion und strikter Maßnahmen war das Land am Atlantik viel weniger von Covid-19 betroffen als etwa Spanien.
Griechenland: Tourismus soll ab Juli beginnen
Die griechischen archäologischen Freiluft-Stätten wie die Akropolis von Athen sind wieder geöffnet. Museen sollen nach Angaben des Kulturministeriums am 15. Juni folgen. Auch Badestrände sind wieder nutzbar. Reisen in alle Landesteile sowie zur Insel Kreta sind ebenfalls erlaubt. Zu den kleineren Inseln soll man laut Regierung ab Ende Mai reisen können. Einreisende aus dem Ausland müssen derzeit in 14-tägige Quarantäne. Für Reisende aus Ländern mit niedriger Ausbreitung des Coronavirus soll das bald aufgehoben werden. Ab 1. Juli soll der Tourismus laut dem griechischen Regierungschefs Kyriakos Mitsotakis in vollem Umfang, aber unter hygienischen Auflagen neu starten. Der Tourismus ist extrem wichtig für das Land, das seine große Wirtschaftskrise erst 2018 hinter sich gelassen hatte. Zuletzt kamen im Jahr 33 Millionen Touristen.
Niderlande öffnet Tourismus ab Juli
Der Holland-Urlaub wird wieder möglich. Schon jetzt öffnen stufenweise Bungalowparks ihre Tore, und es werden auch wieder Ferienwohnungen vermietet. Ab dem 1. Juli sollen dann alle Campingplätze und Ferienparks wieder voll geöffnet werden. Bisher galt das nur eingeschränkt. So mussten etwa auf Campingplätzen Duschen und WCs geschlossen bleiben. Die sanitären Einrichtungen werden ab 1. Juli auch an Stränden und in Naturparks wieder geöffnet. Museen dürfen ab 1. Juni wieder Besucher empfangen - vorausgesetzt, sie melden sich vorher online an. Auch Restaurants, Cafés, Strandpavillons und Kneipen dürfen jeweils maximal 30 Gäste bewirten. Ab Juli sind dann bis zu 100 Gäste erlaubt.
Dänemark und Schweden zeigten sich offen, noch kein genaues Datum
Als eines der ersten Länder Europas hatte Dänemark im Kampf gegen Corona am 14. März seine Grenzen dichtgemacht. Touristen und andere Ausländer ohne konkreten Einreisegrund kommen seitdem nicht mehr ins Land. Das warf nicht nur die Reisepläne deutscher Frühjahrsurlauber über den Haufen, sondern auch die Finanzen der dänischen Ferienhausbetreiber, deren Gäste großteils aus Deutschland stammen. Wer aber eine Sommerreise nach Kopenhagen oder an die dänische Küste plant, für den besteht Hoffnung: Regierungschefin Mette Frederiksen hatte sich in einer TV-Debatte offen für die Möglichkeit gezeigt, Touristen bald ins Land zu lassen, die etwa mit einem Mietvertrag für ein Ferienhaus oder mit einer Hotelreservierung den Grund ihrer Einreise nachweisen könnten. Dies müsse aber erst in politischen Gesprächen diskutiert werden, schränkte Frederiksen ein.
Von der dänischen Entscheidung dürften auch die Reisen vieler Schweden-Urlauber abhängen. Denn wer beispielsweise mit dem Auto nach Schweden reisen möchte, der fährt in der Regel über Dänemark. Eine Alternative kann die Anreise per Fähre etwa von Kiel, Rostock oder Travemünde sein, die Strecken werden weiterhin befahren. Flüge aus Deutschland in Richtung Stockholm oder Göteborg gibt es momentan kaum und wenn, dann lediglich aus Frankfurt. Darüber hinaus besteht in Schweden bis vorläufig zum 15. Juni ein Einreiseverbot - dies gilt jedoch nicht für Länder der EU und der Europäischen Freihandelszone.
Türkei und Zypern lockern schrittweise
Die Türkei lockert schrittweise die Corona-Maßnahmen und bereitet sich auf eine Öffnung für den Tourismus vor. Ende Mai will das Land den inländischen Reiseverkehr aufnehmen, im Juni hofft es auf internationale Urlauber. Für Hotels und Restaurants sollen strenge Corona-Auflagen gelten. Es müssen etwa Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden, das Personal soll eine Pandemie-Ausbildung erhalten. Die Türkei hat zudem ein Zertifikationsprogramm für Hotels entwickelt. Nach der Öffnung für internationale Flüge sollen an den Grenzübergängen, etwa am Flughafen Antalya, Corona-Tests durchgeführt werden. Die halbstaatliche Fluggesellschaft Turkish Airlines hatte ihren Flugstopp für internationale Flüge zuletzt bis zum 1. Juni verlängert.
Nikosia führt zurzeit Verhandlungen mit Israel und Griechenland über eine baldige Wiederaufnahme der Flüge für Urlauber. Bei einer Einigung können Israelis und Griechen nach Zypern fliegen, ohne anschließend 14 Tage lang in Quarantäne bleiben zu müssen. Die größere Frage bleibt jedoch, welche Regelungen für die Länder gelten, aus denen die meisten Touristen stammen: Großbritannien und Deutschland. Denn der quarantänefreie Rückflug muss auch gesichert sein, heißt es aus Regierungskreisen. Mehr als 25 Prozent der Wirtschaft Zyperns ist mit dem Tourismus verbunden.
Kroatien: Ausländer mit Unterkunftsbuchung dürfen bereits seit 9. Mai einreisen
Das stark vom Tourismus abhängige Land an der Adria mit seiner langen, buchtenreichen Küste und den vielen Inseln dringt energisch auf eine Öffnung der europäischen Grenzen. Es geht mit eigenem Beispiel voran: Seit 9. Mai dürfen Ausländer, die eine Unterkunftsbuchung vorweisen können, ohne Corona-Test und ohne Quarantäne-Auflagen einreisen. Dasselbe gilt für Ausländer, die geschäftlich unterwegs sind, zu einem Begräbnis reisen oder eine Immobilie oder ein Boot in Kroatien besitzen. Die Behörden arbeiten zudem an neuen Regeln, die zu große Menschenansammlungen an den Stränden verhindern sollen.
Slowenien und Polen ohne genaues Datum
Das kleine EU-Land zwischen Alpen und Adria will EU-Bürgern bis zum 1. Juni die Einreise ohne Corona-Tests und Quarantäne-Auflagen ermöglichen. Vor allem für Urlauber aus Deutschland, die mit dem eigenen Wagen nach Kroatien fahren wollen, wäre das eine große Erleichterung, denn ihr Urlaubsziel ist praktisch nur über Slowenien erreichbar. Das Land verfügt selbst über einen 46 Kilometer langen Abschnitt an der Adria mit gut ausgebauter touristischer Infrastruktur. Hotels mit weniger als 30 Zimmern dürfen seit dem 18. Mai wieder öffnen. Für größere Bettenburgen gibt es diesbezüglich noch keine Entscheidung. Für den Strandbetrieb gelten noch Einschränkungen: Man darf zwar schwimmen und surfen, nicht aber am Strand in der Sonne liegen.
Polen hält bis zum 12. Juni an Kontrollen an den Grenzen zu anderen EU-Ländern fest. Ausländer dürfen nicht rein. Bisher gelten Ausnahmen für Menschen mit Daueraufenthaltsgenehmigung, für Lastwagenfahrer und Diplomaten. Seit dem 4. Mai sind Hotels und Einkaufszentren wieder geöffnet. Auch Restaurants und Cafés dürfen wieder öffnen.
Tschechien soll Einreise von ausländischen Touristen Mitte Juni erlauben
Es gibt noch keinen festen Fahrplan für die Wiederbelebung des Tourismusgeschäfts. Ministerpräsident Andrej Babis will die geschlossene Grenze zuerst für Reisende aus Österreich und der Slowakei öffnen - voraussichtlich schon Mitte Juni. Deutsche müssen sich noch etwas gedulden. In Bayern sei die Corona-Lage "nicht ideal", sagte Babis in einem Interview. Dabei wurden 2019 noch mehr als zwei Millionen deutsche Übernachtungsgäste gezählt. Sie machten die größte Gruppe unter den ausländischen Touristen aus. Die historische Prager Altstadt, normalerweise ein Magnet für Menschen aus aller Welt, ist derzeit fast menschenleer. In einigen Hostels und Hotels der Moldau-Metropole finden Obdachlose eine vorübergehende Bleibe. Wenn die Grenzen wieder öffnen, treffen Reisende auf ein Land, das vom Coronavirus weitgehend verschont geblieben ist.
Bulgarien lockert ab Juni
Das Urlaubsland am Schwarzen Meer rüstet sich für eine Sommersaison unter Corona-Auflagen. An den langen Badestränden stehen die Liegestühle bereits in großen Abständen. Dosierspender mit Desinfektionsmitteln sollen zum Standard gehören. Die Hotels hielten bereits coronabedingte Maßnahmen ein und könnten nun heimische Touristen aufnehmen, versicherte Tourismusministerin Nikolina Angelkowa. Bulgarien vereinbarte mit Griechenland und Serbien bereits die Öffnung der gemeinsamen Grenzen für den Straßenverkehr: ab 1. Juni soll es für Reisende keine verpflichtende 14-tägige Quarantäne wegen des Coronavirus mehr geben. Doch Bulgariens Fremdenverkehr hängt zum großen Teil von Auslandsflügen ab, über die es noch keine Klarheit gibt. Für das ärmste EU-Land ist der Fremdenverkehr ein außerordentlich wichtiger Sektor: Die Branche erwirtschaftet gut 12 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und beschäftigt 11 Prozent aller Werktätigen.
Ägypten: Einreise für Ausländer noch nicht absehbar
Es ist weiter unklar, wann an Ferienorten wie Hurghada und Scharm el Scheich wieder Normalität einkehrt. Hotels dürfen für einheimische Urlauber bei 25 Prozent Belegung inzwischen aber wieder öffnen und ab 1. Juni bei 50 Prozent Belegung. Die Betreiber müssen unter anderem Desinfektionsmittel am Eingang bereitstellen und das Gepäck der Gäste bei Ankunft und Abreise desinfizieren. Gutachter prüfen diese Zustände und stellen ein Zertifikat aus, um das sich bisher rund 170 Hotels bewarben. Am Flughafen in Kairo sollen neue Wärmebildkameras außerdem prüfen, ob Reisende Fieber haben. Für Urlauber aus dem Ausland sind die Grenzen aber nach wie vor dicht. (ash/dpa)
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