- William und Kate gelten als die Aushängeschilder des britischen Königshauses.
- Doch wie ist es um die Monarchie und das Ansehen der Queen bestellt, wenn selbst das beliebte royale Paar – wie diese Woche im Rahmen seines Karibik-Trips geschehen – mit Protestaktionen konfrontiert wird?
- RTL-Adelsexperte Michael Begasse hat die Intention dieser offiziellen Reise auf Nachfrage unserer Redaktion eingeordnet und erklärt, dass mit dieser "Charme-Offensive" ein "Domino-Effekt" verhindert werden soll.
Vor fast elf Jahren gaben sich
Kurzum: Der kleinen Familie, die mit den Geburten der gemeinsamen Kinder George, Charlotte und Louis komplettiert wurde, fliegen sämtliche Herzen entgegen – und das weit über die heimischen Palastmauern hinaus. Modern, eloquent, volksnah: So kennt und schätzt die Öffentlichkeit das royale Paar.
"Diese Reise ist ein Investment in die Zukunft des künftigen Königs"
Umso überraschender erscheinen vor diesem Hintergrund die Meldungen, die sich diese Woche ihren Weg aus der fernen Karibik nach Europa gebahnt haben. Im Rahmen ihrer Reise durch Mittelamerika, namentlich Belize, Jamaika und Bahamas, mussten die beiden Royals Proteste über sich ergehen lassen – mit Blick auf die koloniale Vergangenheit der britischen Monarchie.
Doch was steckt genau dahinter? Warum sind William und Kate dieses Wagnis überhaupt eingegangen? Und könnte dieser Trip dem bis dato glanzvollen Image des Paars nachhaltig schaden? Michael Begasse hat das royale Karibik-Beben eingeordnet. Der RTL-Adelsexperte stellt klar: "William und Kate machen das aus eigenem Interesse. Diese Reise ist ein Investment in ihre Zukunft als künftiger König und künftige Königin von Großbritannien."
Jamaika: Das frühere Drehkreuz des Sklavenhandels in der Karibik
Auf dem Papier sind die beiden Royals natürlich im Auftrag der Queen vor Ort – um das Thronjubiläum der Regentin auch in den Ländern zu feiern, in denen sie seit 70 Jahren das Zepter in der Hand hält. Die Karibikstaaten, die William und Kate bereisen, sind ebenso wie zum Beispiel Kanada, Neuseeland oder Australien unabhängige Länder.
"Denn", wie der Experte ergänzend hinzufügt, "es gibt Gruppen, die sich fragen, warum ausgerechnet die britische Königin ihr Staatsoberhaupt ist. Eine Königin, deren Vorfahren dafür verantwortlich waren, dass zum Beispiel Jamaika das Drehkreuz des Sklavenhandels in der Karibik war". Nachdem eine offizielle Entschuldigung bisher ausgeblieben war, hat Prinz William jetzt auf Jamaika gezeigt, dass er die Zeichen der Zeit erkannt hat und dass auch die Krone endlich Verantwortung für die Vergangenheit übernehmen muss.
Sein Statement: "Ich schließe mich meinem Vater an, der vergangenes Jahr auf Barbados gesagt hat, dass die schreckliche Grausamkeit der Sklaverei für immer unsere Geschichte beschmutzt. Ich möchte meine tiefe Trauer ausdrücken. Die Sklaverei war abscheulich und hätte niemals passieren sollen."
Adelsexperte Begasse: "William und Kate waren darauf vorbereitet"
Es ist kein Geheimnis, dass "die Briten in Zeiten ihrer Weltherrschaft (Stichwort: British Empire) nur aus eigenem wirtschaftlichen Kalkül gehandelt haben", gibt Begasse zu bedenken. Aus diesem Grund seien William und Kate nicht im Geringsten überrascht gewesen, dass sie sich im Rahmen ihrer offiziellen Reise auch Gegenstimmen ausgesetzt sahen.
Die Gefahr eines Image-Schadens bestehe nicht – im Gegenteil. "Die beiden waren und wurden darauf vorbereitet – und sie machen es perfekt. Besser kann eine Krone nicht repräsentiert werden", führt der Adelsexperte aus und plädiert in seiner Analyse für einen differenzierteren Blick auf die Protestaktionen vor Ort: "Wir reden hier von 250 bis 300 Leuten, es handelt sich also um keine Massenbewegung."
Bei dem Karibik-Trip gehe es darum, einen Domino-Effekt zu verhindern. Begasse präzisiert: "William und Kate wollen die bereisten Länder für ihre eigene Regentschaft sichern. Barbados ist bereits im vergangenen Jahr von der Stange gegangen. Primär sind es nur noch 14 Länder, in denen Elizabeth II. Königin ist." Um zu verhindern, dass weitere Länder auf den Zug aufspringen und sich von der Krone loseisen, sei jede Nation aus britischer Sicht wichtig.
Jamaika deutet Abschied von der britischen Monarchie an
Daher dürfte die Andeutung von Jamaikas Premierminister Andrew Holness, sich in absehbarer Zeit von der britischen Monarchie zu verabschieden, in London zumindest für eine gewisse Unruhe gesorgt haben. Der Inselstaat, der im August seine 60-jährige Unabhängigkeit feiern wird, könnte nämlich einen solchen Domino-Effekt auslösen.
"Ich habe dem Herzog gegenüber zum Ausdruck gebracht, dass es unvermeidlich ist, dass wir uns darauf zubewegen, eine Republik zu werden und damit den Willen des jamaikanischen Volkes und unsere Ambitionen, ein unabhängiges, entwickeltes und wohlhabendes Land zu werden, erfüllen", twitterte Holness.
Sollte Jamaika den Worten Taten folgen lassen, wäre das Szenario eines "Flächenbrands", wie es Begasse nennt, nicht abwegig: "Natürlich wäre das denkbar. Die Queen musste im Laufe ihrer Regentschaft mehr als 30 Länder in die Unabhängigkeit entlassen." Die Königin ist klug genug, um sich dieser Gefahr bewusst zu sein.
Genau aus diesem Grund hat sie auch nicht etwa Thronfolger Charles, sondern William und Kate damit beauftragt, die strategisch wichtige Reise anzutreten, wie Begasse erläutert: "In den Augen der jungen Bevölkerung ist Prinz Charles gefühlt genauso alt wie die Queen. Hingegen stehen William und Kate für die neue Generation. Sie laufen nicht Gefahr, in diesem rassistischen Dunstkreis zu stehen. Denn machen wir uns nichts vor: Natürlich geht es hier um Rassismus."
Darum brauchen viele Staaten den engen Schulterschluss mit London
Um die Wogen zu glätten, hat die Regentin, die im April 96 Jahre alt wird, also ihre jungen, modernen Aushängeschilder dort hingeschickt, wo andere Urlaub machen. Diese Überzeugungsarbeit des beliebten Paares direkt vor Ort ist ein Hoffnungsschimmer für die Royal Family, die Kritik an der Monarchie möglichst klein zu halten.
Ein anderer ist ein wirtschaftlicher und politischer Faktor, den man laut des Adelsexperten nicht vergessen sollte: "Die betroffenen Karibikstaaten werden genau abwägen, wie sie sich entscheiden. Schließlich ziehen sie auch Vorteile daraus, dass sie eng mit der britischen Krone verbunden sind. Anders ausgedrückt: Sie brauchen diesen Schulterschluss mit London."
Als konkretes Beispiel nennt Begasse Belize, das mit Mexiko auf der westlichen Seite einen großen Nachbarn hat und nach wie vor in Grenzstreitigkeiten mit Guatemala verstrickt ist. Für ein kleines Land wie Belize sei es daher von Vorteil, im Zweifel die Briten an seiner Seite zu haben.
Diese Ausgangslage, die jüngsten entschuldigenden Worte des Prinzen sowie die Charme-Offensive von William und Kate als mögliches Zünglein an der Waage: Mehr Trümpfe hat das britische Königshaus aktuell nicht in der Hand, um einen Domino-Effekt in der Karibik zu verhindern.
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