• Thomas Müller wurde beim Jahresauftakt des FC Bayern München gegen RB Leipzig erst spät eingewechselt.
  • Die Vereins-Ikone könnte der große Verlierer im internen Konkurrenzkampf sein.
  • Sportvorstand Hasan Salihamidzic verweist auf das Leistungsprinzip.

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Seine Fröhlichkeit hatte er nicht verloren. Thomas Müller machte nach dem 1:1 des FC Bayern München gegen RB Leipzig einen gutgelaunten Eindruck, lud sogar scherzhaft einen Reporter am Spielfeldrand zum gemeinsamen Auslaufen ein und stellte sich danach den Fragen der Presse.

Dabei hatte er beim Jahresauftakt der Fußball-Bundesliga keine Hauptrolle gespielt – im Gegenteil. 83 Minuten musste er sich gedulden, ehe er für Serge Gnabry eingewechselt wurde. Mehr als einen ordentlichen Torschuss bekam er in der verbleibenden Zeit nicht mehr zustande.

Müller ist heiß darauf, "Minuten zu sammeln"

Ob er gerne früher zum Einsatz gekommen wäre? "Grundsätzlich ist man immer bereit, man ist bereit für alles", sagte der 33-Jährige, der allerdings die eigene Situation nicht in den Fokus stellen wollte. "Das Wichtigste ist, dass wir als Mannschaft gewinnen. Jeder Einzelne muss sich dem Team unterordnen. Das gilt genauso für mich. Trotzdem bin ich natürlich heiß darauf, Minuten zu sammeln."

Dies ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Galt früher unter Ex-Trainer Louis van Gaal noch das Motto "Müller spielt immer", droht er nun seinen Stammplatz weitestgehend zu verlieren. Vor der WM-Pause kam er in den letzten sieben Bundesligaspielen nicht mehr zum Einsatz, weil er unter verschiedenen Beschwerden litt – von einer Grippe bis hin zu hartnäckigen Hüftproblemen.

Danach folgte die Weltmeisterschaft, bei der Deutschland in der Vorrunde scheiterte. Müller stand zwar in allen drei Gruppenspielen in der Startelf, lieferte aber (genauso wie die meisten anderen Nationalspieler auch) keine überzeugende Leistung ab. Schwer vorstellbar, dass er bei der Europameisterschaft 2024 noch einmal eine Schlüsselrolle einnimmt.

Und welchen Status hat er beim FC Bayern? "Thomas ist ein extrem wichtiger Spieler, wir sind sehr viel im Austausch", stellt Trainer Julian Nagelsmann klar. Doch wo soll er spielen? Eric Maxim Choupo-Moting, der am Freitagabend zum zwischenzeitlichen 1:0 traf, ist aufgrund seiner Treffsicherheit als Mittelstürmer gesetzt.

"Er ist intelligent genug, dass er sieht, dass Choupo-Moting es sehr gut gemacht hat", sagt Nagelsmann über Müller. "Aber er ist auch intelligent genug zu wissen, dass er auf verschiedenen Positionen Weltklasse ist. Er ist nicht beschränkt auf eine Position und wird weiterhin eine tragende Rolle für den FC Bayern haben. Wir haben sehr viele Spiele und brauchen alle Spieler in Topverfassung."

Wohin mit Müller?

Im Spielsystem des FC Bayern verbleiben hinter dem Mittelstürmer drei Offensivpositionen. Jamal Musiala ist als Ausnahmespieler, der mit einer einzigen Aktion den Unterschied ausmachen kann, unantastbar und agiert meistens von der Mitte aus.

Für die Flügelpositionen sind Leroy Sane, Serge Gnabry, Kingsley Coman sowie der noch verletzte Sadio Mane mit ihrer Geschwindigkeit besser geeignet als Müller. Dahinter lauert auch noch das aufstrebende 17-jährige Ausnahmetalent Mathys Tel, der sowohl als Mittelstürmer als auch als Flügelspieler einsetzbar ist. Stellt sich die logische Frage: Wohin mit Müller?

Müller dürfte sich mit Nagelsmann über solche Fragen unterhalten und bestätigt einen engen Austausch mit dem Trainer: "Wir sind beide sehr kommunikativ. Wir reden ganz offen miteinander. Wir sind beide daran interessiert, dass der FC Bayern so viele Titel wie möglich gewinnt. Und wir versuchen, uns beide gegenseitig dafür zu benutzen, um erfolgreich zu sein."

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Salihamidzic stellt klar: "Wer Leistung bringt, wird spielen"

Als Sportvorstand Hasan Salihamidzic nach dem Spiel in Leipzig auf die Situation von Müller angesprochen wurde, verwies er auf den engen Konkurrenzkampf: "Wir haben eine starke Mannschaft. Thomas kennt genauso wie jeder andere die Situation in der Mannschaft. 'King' (Kingsley Coman, Anm.d.Red.) saß auch auf der Bank, genauso Ryan (Gravenberch) und Tel – da kann man alle durchgehen. Das ist völlig normal. Wir sind der FC Bayern München."

Salihamidzic heizt den Konkurrenzkampf an: "Wer gute Leistung bringt, wird sicherlich spielen. Das ist das Leitungsprinzip des FC Bayern München. Dadurch kann sich vieles noch ändern."

Aufgrund des engen Spielplans mit Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal werden Rotationen unumgänglich sein, sodass Müller seine Einsätze bekommen wird. Möglicherweise auch bereits am morgigen Dienstag, wenn das Heimspiel gegen den 1. FC Köln ansteht.

Doch die entscheidenden Fragen lauten: Wer spielt, wenn es in der Champions League gegen Paris Saint-Germain geht, wenn im DFB-Pokal ein einziges Spiel über das Weiterkommen entscheidet oder wenn in der Bundesliga (wie am Freitag gegen RB Leipzig) gegen einen direkten Konkurrenten gespielt wird?

Sollte Müller in solchen Spielen dauerhaft nur zweite Wahl sein, könnte ihm seine Fröhlichkeit früher oder später doch noch vergehen.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenzen und Interviews in der Mixed Zone beim FC Bayern München
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