Ein ZDF-Journalist ließ bei Maischberger kein gutes Haar an der Wahlkampfführung von Olaf Scholz. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst warf dem SPD-Politiker vor, "billige Punkte" zu machen. Nur ein Gast verteidigte den Amtsinhaber, der endlich mal Emotionen zeige.
Die CDU stellt ihr neues Wahlprogramm vor, mit dem sie die SPD von Bundeskanzler Olaf Scholz ablösen möchte. Welche Pläne verfolgt die CDU für Deutschland und wie sollen diese umgesetzt werden? Und wie will Scholz das Ruder im Wahlkampf noch einmal herumreißen? Zuletzt hatten sich die gegenseitigen Vorwürfe und Schuldzuweisungen zwischen Scholz und Merz deutlich verschärft. Besonders die höhnischen Bemerkungen des Kanzlers gegenüber dem CDU-Chef analysierten die Gäste bei Sandra Maischberger ausführlich.
Das waren die Gäste
Die Ablehnung einer schwarz-grünen Koalition im Bund durch Bayern konterte Wüst mit dem Verweis auf erfolgreiche Bündnisse in anderen Bundesländern. Wüst warf Kanzler
Ann-Kathrin Hipp: Die Tagesspiegel-Journalistin hätte sich gewünscht, dass Scholz etwas mehr reflektiert, was in den letzten drei Jahren in der Ampel passiert ist, und nicht gleich in den Wahlkampfmodus übergeht und "seine Marktplatzsprüche" im Bundestag platziert. Das Vorgehen in der Ukraine sollten die Unterstützer des Landes "in erster Linie von der Ukraine aus denken". Und nicht daran ausrichten, was
Gregor Peter Schmitz: Auch der Chefredakteur des Sterns warf Kanzler Scholz vor, dass er "zur Selbstkritik nicht in der Lage gewesen ist in den letzten Jahren". Nur so könne er aber auch den Wahlkampf führen. "Es muss eine gewisse Autosuggestion dabei sein." Die Provokationen gegen
Das war der Moment des Abends
Dieser Vorwurf von Theo Koll hatte es in sich. Anlass war Scholz' Beschimpfung von CDU-Chef Friedrich Merz in einer Schalte aus dem Kanzleramt im "Heute Journal" am Montag ("Fritze Merz erzählt gern Tünkram"). Mit dem plattdeutschen Begriff bezichtigte er Merz der Lüge. "Olaf Scholz bekleidet derzeit eine Doppelrolle als Kanzler und Wahlkämpfer. Er muss aufpassen, dass er die Kanzlerschaft nicht missbraucht", warnte der Journalist. "Er hat das ganze Instrumentarium eines Kanzlers. Er hat die Wucht, Kanzler zu sein. Er bespielt internationale Termine, lässt sich aus dem Kanzleramt schalten und steigt dann auf das Niveau eines Wahlkämpfers. Und da müsste er sich eigentlich bremsen. Er missbraucht seine Funktion."
Das war das Rededuell des Abends
Ann-Kathrin Hipp war der Meinung, dass sich die Leute im Wahlkampf für Inhalte und nicht für Demütigungen oder Beleidigungen interessieren. Für sie wirkt der Fritze-Merz-Spruch von Scholz wie politisches Kabarett. Den Gegensatz zwischen dem gern zitierten Respekt, den der Kanzler immer für gewisse Bevölkerungsgruppen einfordert, und dem eigenen respektlosen Handeln, findet Hipp offensichtlich.
Dem widersprach Stern-Chefredakteur Schmitz. Vorher habe es immer Kritik gegeben, dass Scholz keine Emotionen zeige, und jetzt, wo er harte Bandagen anlegt, sei es einigen auch nicht recht. "Wenn er noch etwas reißen will, muss er aus sich herausgehen", betonte Schmitz.
So hat sich Sandra Maischberger geschlagen
Ein unaufgeregter Auftritt der Gastgeberin, die Hendrik Wüst nach langem Vorlauf seine Ambitionen aufs Kanzleramt entlockte. Kleiner Patzer: Kurz vor Wüsts Vorstellung als Gast sprach sie noch über den bayerischen Ministerpräsidenten
Das ist das Fazit
Was blieb nach 75 Minuten Maischberger am Dienstag? Vor allem der souveräne Auftritt von Hendrik Wüst, der auch bei den kommenden Wahlen im Februar 2025 schon ein würdiger Kanzlerkandidat der Union gewesen wäre. Der 49-Jährige liegt in den Umfragen derzeit bei 41 Prozent. "Und das in NRW", wie er stolz betonte. NRW? War das nicht immer das Stammland der SPD? Genau. Aber dort krebst die Kanzlerpartei auch wegen Wüst derzeit bei nur 16 Prozent herum.
Wüst lief an allen Bananenschalen, die ihm Sandra Maischberger hinwarf, souverän vorbei. Über den bayerischen CSU-Ministerpräsidenten Markus Söder verlor er kein böses Wort – trotz dessen Störfeuer in Sachen Schwarz-Grün. Auch seine früheren Differenzen mit Friedrich Merz stellte Wüst völlig überzeugend als erledigt dar. Anfang des Jahres hatte Wüst in einem Gastbeitrag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" Merz indirekt kritisiert, sodass dieser sogar über den Rücktritt als CDU-Chef nachgedacht haben soll. Heute ist das nur noch eine Anekdote. Wüst würde Merz sogar eine zehnjährige Kanzlerschaft wünschen, das sei "gut für das Land".
Könnte man sich so viel Fairness auch von Friedrich Merz vorstellen, wenn er sich hinter Wüst hätte einreihen müssen? Eher schwer. Das beantwortet nicht die Frage, wer der bessere Kanzler wäre. Aber wer charakterlich wahrscheinlich besser für die Härten und Enttäuschungen in so einem Amt geeignet ist, schon. Da war von Markus Söder, der 2021 den Wahlkampf von CDU-Chef Armin Laschet torpediert hatte und jetzt mit seinem Schwarz-Grün-Bashing schon wieder querschieß, noch gar nicht die Rede. Der künftige Schattenkanzler der Union heißt Wüst.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.