Nomen ist nicht immer Omen, das hat uns Lionel Messi, der Cristiano Ronaldo des Fußballs, an diesem Wochenende eindrucksvoll bewiesen. Keine Angst, es folgt keine Armada von unterklassigen Witzen á la "für einen Messi hat der aber ziemlich wenig WM-Titel" oder "Für Frankreich ist die Messi gelesen".

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Nomen (für alle Elon Musk-Fans aus den deutschen Rechtsbubble-Elitekadern: Das ist lateinisch für "Name") bezieht sich in diesem Fall nicht auf Lionel Messi, sondern auf Argentinien. Wir Kinder vom humanistischen Mädchengymnasium (mit Latinum) wissen natürlich: Der Name Argentinien leitet sich vom lateinischen "argentum" ab – Silber. Und genau dieses Silber hatte man den Weiß-Hellblauen Nationalhelden aus dem Land, das der Durchschnittsmichel in erster Linie für seine Steakhäuser kennt, auch maximal zugetraut, als die WM in Katar endlich ihren ersten Höhepunkt erfuhr: Das letzte Spiel.

Mehr News zu Stars & Unterhaltung

Silber, das sportliche Äquivalent für Zweiter. Oder wie Motorsport-Legende Ayrton Senna zu sagen pflegte: Der Zweite ist immer der erste Verlierer. Erster Verlierer, das hatte man den Gauchos um Dribbelzwerg Messi auch im Endspiel 2022 am ehesten zugetraut. Vor allem, weil man mit Niederlagen in WM-Finalen seit 2014 schon eine große Routine erarbeitet hatte.

Damals stand noch Fußball im Mittelpunkt einer WM-Endrunde und nicht "One Love"-Binden, plötzlich und unerwartet vor Ort verstorbene Journalisten oder 15.000 beim Stadionbau verendete Billiglohnmigranten. Seinerzeit hatte der inzwischen im Weltfußball weitestgehend unbedeutende Mario Götze auf speziellen Wunsch von Nivea-Testimonial und Schritt-Geruchstester Jogi Löw gezeigt, dass er besser ist als eben jener Messi. Mit einer artistischen Kunsteinlage, die man seither nie mehr von ihm gesehen hat, schoss er Deutschland zum WM-Titel und Messi in kurzfristige Vergessenheit.

Problem: Es gibt nur einen Kylian Mbappé

Frustriert vom Götze-Trauma beschäftigte Messi sich in den Folgejahren vornehmlich mit verschiedenen Gerichtsverfahren, zumeist in der Alice Schwarzer und Uli Hoeneß Gedächtnis-Disziplin Steuerhinterziehung. Das Größte endete im Juli 2016 mit einer Verurteilung Messis zu 21 Monaten Haft auf Bewährung sowie einer Geldstrafe in Höhe von 3,7 Millionen Euro. Da Messi aber weder Politiker noch Würstchenverkäufer ist, durfte er sich, anstatt seine Haft anzutreten, unbehelligt von Barcelona nach Paris weiterdribbeln. So lange, bis er im Spätherbst seiner internationalen Karriere in der Fußballhochburg Lusail im Norden der Menschenrechts-Metropole Doha dann doch noch das argentinische Silber gegen den goldenen WM-Pokal eintauschen durfte.

Paris Saint-Germain-Kollege Kylian Mbappé traf für seine Les Bleus und den überbordenden französischen Nationalstolz zwar drei Mal in der regulären Spielzeit und nochmals im Elfmeterschießen (Messi nur zwei Mal plus Shootout) – aber die Franzosen haben bei Mbappé dasselbe Problem wie wir einstmals mit Rudi Völler: Es gibt nur einen.

In der Endabrechnung zeigt sich daher, dass die Franzosen neben dem grandiosen Mbappé vor allem eines haben: keinen Elfmeterkiller. Null Elfmeter der argentinischen Neo-Weltmeister wurden aus der Kategorie "unhaltbar" abgefeuert – auch der von Messi nicht. Frankreichs Schlussmann Hugo Lloris, quasi der Tomislav Piplica des WM-Finales, parierte keinen. Sein argentinischer Kollege Emiliano Martínez dagegen zumindest einen, nämlich den von FC Bayern Münchens französischem Flügelflitzer Kingsley Coman, der abseits des Platzes für sein karitatives Engagement für Opfer von häuslicher Gewalt bekannt wurde.

Comans Mannschaftskamerad Aurélien Tchouameni setzte seinen Elfmeter zusätzlich dahin, wo sich bereits die Tweets von Stefan Homburg befinden: komplett am Ziel vorbei. Das reichte der treffsicheren Messi-Boyband für den WM-Titel. Herzlichen Glückwunsch! Star-Singersongwriter Joshua Kadison schrieb spontan sogar einen Welthit: "Messi paint your pictures. About how it's gonna be. By now I should know better. Your dreams are never free."

Richard David Precht – das Katar der politischen Prognosen

Persönlich vor Ort sind am Finalabend vor allem Prominente, an denen die Kritik an Katar offenbar irgendwie vorbei gegangen ist. Oder denen Menschenrechte halt nicht so wahnsinnig am Herzen liegen. Diese Entscheidung überlasse ich Ihnen. In der Ehrenloge jedenfalls tummelten sich mit den Öl-Scheichs unter anderem Elon Musk, Jared Kushner und Sebastian Kurz. Im Prinzip eine Auflistung der BRAVO-Starschnitte, die in der Chefredaktion der "Welt" über dem Konferenzraum thronen.

Musk ist Milliardär und fährt gerade Tesla und Twitter gleichzeitig an die Wand. Seinen Auftritt bei der Menschenrechts-Olympiade in Katar dokumentierte er höchstselbst umfangreich auf Twitter. Ob er sich dafür jetzt wegen der Veröffentlichung seiner Live-Standorte selbst bei Twitter sperrt, ist noch unklar. Kushner ist der Schwiegersohn von Donald Trump und hatte sich schon vor Jahren intensiv um hohe Investitionssummen aus Katar bemüht. Kurz ist der ehemalige österreichische Kanzler, über den der Universalgelehrte Richard David Precht mal sagte, er werde Österreich länger regieren als Fidel Castro Kuba.

Genaugenommen hatte Precht mit dieser Prognose, sagen wir mal, nicht unbedingt hundertprozentig recht. Castro regierte Kuba fast 50 Jahre lang, Kurz musste 2021 nach Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wegen Korruptionsverdachts von allen politischen Ämtern zurücktreten. Zu diesem Zeitpunkt war er in zwei Amtszeiten insgesamt 38 Monate Kanzler. Gut, jetzt muss man zu Prechts Ehrenrettung natürlich sagen: 38 Monate und 49 Jahre, da ist die Fehlerquote zumindest nicht so groß wie bei Prechts anderen Lieblingsthemen Waffenlieferungen und Gleichschaltung der Medien. Außerdem, immerhin: Kurz hat zumindest Österreich länger regiert als Fidel Castro. Da steht es nach wie vor 38 Monate zu Null. Stichwort Null: Marco Buschmann. Nein, kleiner Scherz. Alles Liebe!

Zum Glück scheint Precht sich nur mit untergeordneter Euphorie für Fußball zu begeistern, sonst hätte er vermutlich Italien als absoluten Top-Favoriten für den WM-Titel 2022 ausgerufen. Und da hätte sogar der bodenständige Currywurst-Connaisseur und CDU-Chef Friedrich Merz vor Lachen mit seinem Privatjet mal eben versehentlich die RAF-Nachkommen der "Letzten Generation" von der Einfahrt zur Bundestags-Garage weggekärchert. Berufsrisiko, wenn man professionell als Klebstoff-Tester arbeitet. Kein Mitleid vor mir an dieser Stelle.

Lesen Sie auch: Blockadeversuch vor Bundestagsgebäuden – Merz reagiert unwirsch: "Raus hier"

Das Kleben der Anderen

Stichwort Klebstoff: Bei einer für Aufsehen sorgenden Großrazzia hat die Staatsanwaltschaft Neuruppin diese Woche gegen die Staatsfeinde vom klimaaktivistischen Terror-Rand mal so richtig mobil gemacht. Elf Wohnungen wurden durchsucht. Unbestätigten Quellen zufolge wurden dabei neben 13 Tuben Sekundenkleber auch fünf Liter Tomatensuppe und drei Eimer Kartoffelpüree gefunden. Und da echauffiert sich das linksgrünversiffte Mainstream-Establishment tagelang über eine zahme und ungefährliche Rentnerband, nur weil da fast 100 Waffen, Umsturzpläne und Verstrickungen in Polizei, Judikative und Politik gefunden wurden.

Für mich wäre es ein Skandal, wenn die Politik jetzt nicht endlich aus ihrem Woke-Winterschlaf erwacht und mit angemessener Härte reagiert: Der Einstufung der "Letzten Generation" als Terror-Organisation und die Erhöhung der Mindesthaftstrafe für das Mitführen von Kartoffelpüree auf fünf Jahre (ohne Bewährung).

Wenn Sie da meiner Meinung sind, schreiben Sie gerne eine Mail mit dem Betreff "KARTOFFELPÜREE STRAFBAR MACHEN JETZT!!!!!!!!!" an internetredaktion@bmi.bund.de. Untermauern Sie dabei Ihren vollkommen korrekten und für jeden echten Freund von Freiheit, Free Speech und Patriotismus zweifelsfrei obligatorischen Standpunkt gerne mit einigen exzellenten Fakten zum aktuellen politischen Führungspersonal. Hier als Gedankenstütze einige offizielle Korrelationshilfen, die in Ihrem Text an das Innenministerium nicht fehlen dürfen: Annalena Baerbock – Plagiatorin. Olaf Scholz – CumEx. Robert Habeck – Kinderbuchautor. Ricarda Lang – Studienabbrecherin. Karl Lauterbach – Pharmalobby. Marie-Agnes Strack-Zimmermann – Kriegstreiberin. Nancy Faeser – Instagram.

Bitte bedenken Sie: Ohne diese wissenschaftlich fundierten Kurzvitae ist Ihre Mail ungültig! Ob Ihr längst überfälliger, friedlich-revolutionärer Akt in "Wir sind das Volk"-Tradition zeitnah erste Erfolge verzeichnen kann, werde ich dann in der kommenden Woche an genau dieser Stelle analysieren. Also: Ran an die Tasten! Außerdem gehe ich der Frage auf den Grund: Haben sich Franca Lehfeld und Christian Lindner als Opfer für freiheitliche und unabhängige Berichterstattung schon scheiden lassen – und wenn ja: Wann ziehen Luisa Neubauer und Louis Klamroth endlich nach? Bis Montag!

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.