- Eigentlich wollte Schlagersänger Heino schon vor ein paar Jahren kürzertreten – gelungen ist ihm das offenkundig nicht.
- Ab 11. November ist der 83-Jährige auf Kirchentournee in Österreich und Deutschland. Interpretiert werden vor allem klassische Lieder, aber nicht nur.
- Bei einem Treffen in Wien erzählt Heino, warum das mit dem Ruhestand nicht geklappt hat, wie er zur Kirche steht und warum "Leuchtturm" von Nena weiter von seiner Setlist gestrichen ist.
Eigentlich wollten Sie ja kürzertreten, auch für Hannelore. Wenn ich mir Ihren aktuellen Terminkalender anschaue … das hat nicht so gut geklappt, oder?
Wie geht es Hannelore?
Ihr geht es so weit gut, sie ist nur nicht mehr so gut zu Fuß. Aber auf meiner Tournee begleitet Sie mich.
Sie gehen jetzt auf Kirchentournee, geben Konzerte in vielen Kirchen in Österreich und auch in Deutschland. Sind Sie ein religiöser Mensch?
Ich bin sehr katholisch erzogen wurden durch meine Mutter. Die war zwar evangelisch, aber das war im Sinne meines Vaters, er war Organist im Kölner Dom. Auch mein Großvater war sehr katholisch, meine beiden Cousins sind Pastoren geworden. Bei mir ist das auch hängen geblieben. Wenn ich mit Hannelore unterwegs bin, gehen wir in jeder Stadt in eine Kirche und zünden eine Kerze an. Und jetzt haben wir eine schöne Konzertreihe mit 16 Konzerten in Düsseldorf, Wien, Graz, Millstatt und vielen mehr.
Heino: Darum hat er "Leuchtturm" von Nena von seiner Setlist gestrichen
Sie werden vor allem klassische Lieder wie "Ave Maria" auf Ihrer Tour spielen. "Sonne" von Rammstein vor dem Altar zu singen geht nicht?
Doch, na klar! Ich werde auch "Junge" von den Ärzten singen – aber dann natürlich nicht begleitet vom Schlagzeug, sondern von der Orgel. Es kommen wesentlich mehr junge Leute in die Kirche, als man denkt. Die mögen das! Ich könnte mir auch vorstellen, "Sonne" von Rammstein vor dem Altar zu singen. Ich finde, das passt - es ist nur eine Frage des Arrangements.
Aber "Leuchtturm" von
Ich habe "Leuchtturm" letztes Jahr aus dem Programm genommen, weil mich das geärgert hat. Man muss schon dumm sein, wenn Corona ist und man die Anweisungen des Staates ignoriert. Sie muss es nicht richtig finden, aber sie darf Leute nicht auffordern, etwas anderes zu tun. Das macht man nicht, man muss sich doch an Gesetze halten. Da dachte ich, schmeißen wir den Song raus – ich habe auch ohne den Song Erfolg.
Allgemein kehren immer mehr Menschen der Kirche den Rücken zu. Können Sie das nachvollziehen?
Für mich kam das nie infrage, aus der Kirche auszutreten. Aber ich kann das verstehen - die Kirche tut einfach zu wenig, gerade auch bei uns in Köln. Wir haben heute hier in Wien in der Kirche mit einem jungen Pfarrer gesprochen, der sagt auch: Wir müssen hier was tun, sonst gehen der Kirche echt die Leute verloren.
"Aber ich mache noch mehr, nur rede ich nicht darüber"
Neben Corona haben wir schon die nächste Krise, eine Energiekrise. Keine guten Aussichten für die Kulturbranche.
Die Zeiten sind hart. Die Situation, zu frieren, kein Essen zu haben – das kenne ich alles. Ich bin ja ein Kriegskind, ich wurde 1938 geboren und 1945 war der Krieg zu Ende. Aber ich hoffe sehr, dass das nicht wieder passiert. Für mich wäre das vielleicht nicht so schlimm, aber für junge Familien ist das schon sehr hart.
Ist es Ihnen wichtig, Ihre Popularität zu nutzen, um gesellschaftlich Einfluss zu nehmen?
Das ist schon wichtig. Ich habe zum Beispiel eben ein Benefizkonzert mit meiner Band gespielt. Aber ich mache noch mehr, nur rede ich nicht darüber. Das gibt mir ein besseres Gefühl, als wenn ich damit noch prahlen würde. Ich habe großes Glück, mir geht es gut und seit 65 Jahren wollen mich die Leute auf der Bühne sehen. Wenn ich das Gefühl habe, ich muss was zurückgeben, dann tue ich das - aber dabei geht es mir nicht um Publicity.
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