Nachdem das Jahr 2015 für die deutsche Nationalmannschaft sportlich gesehen nicht besonders spannend war - sieht man mal von der äußerst lästigen EM-Qualifikation und einigen Freundschnarchspielen ab - geht es 2016 richtig zur Sache. Immerhin findet eine Europameisterschaft statt. Und das heißt: Vorbereitung, Nominierung, enttäuschte Gesichter, großer Jubel, Tränen - und ein Bundestrainer, der die Lage wie immer hervorragend im Griff hat.

Eine Glosse

Januar:

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Die Nationalspieler sind im Urlaub. Lukas Podolski twittert in drei Sprachen (Deutsch, Türkisch, Kölsch), wie dankbar er für Sonne ist. Holger Badstuber schuftet im Kraftraum. In den Pausen zwischen den Einheiten wirft er Pfeile auf eine Dartscheibe mit dem Konterfei von Mats Hummels."Bis zur EM bin ich fitter als du", schwört Badstuber bei jedem Treffer.

März:

26.03.2016: Deutschland - England (Freundschaftsspiel)

Deutschland verliert mit 1:5 nach einem desaströsen Auftritt. Während Englands Fans grölend durch die Straßen von Berlin ziehen, denkt Jogi Löw ganz leise darüber nach, Rafinha vielleicht doch für die Nationalelf zu nominieren.

29.03.2016: Deutschland - Italien (Freundschaftsspiel)

Deutschland gewinnt mit 1:0 durch ein Tor von Jerome Boateng. Überschattet wird das Spiel von einer Roten Karte für Bastian Schweinsteiger. Der bringt Balotelli mit einem Kopfstoß zu Fall und wird im Nachgang für fünf Spiele gesperrt. Jogi Löw versichert der wartenden Presse nach dem Spiel dennoch, Schweinsteiger mit zur EM nach Frankreich nehmen zu wollen.

April:

Die Rückrunde der Bundesliga gehört Alex Meier von Eintracht Frankfurt. Mit einer durchschnittlichen Trefferquote von 3,2 Toren pro Spiel, ist er besser als Robert Lewandowski, der lediglich auf 2,5 Treffer kommt. Während der FC Bayern bereits Vertragsgespräche mit Meier führt, wird Löw vermehrt gefragt, ob er nicht gedenke, Meier für die EM zu nominieren. Immerhin sei Mario Gomez verletzt und Lukas Podolski seit 20 Pflichtspielen ohne Treffer. Der Bundestrainer wirkt kurzzeitig verunsichert, besteht dann jedoch darauf, auf Podolski setzen zu wollen, "für die gute Stimmung im Team".

Mai:

Um den 21. Mai herum bricht die DFB-Elf nach Ascona am Lago Maggiore auf. Da kennt man sich noch von 2008 aus. Jeder weiß, wo das Klo ist und die Getränkeautomaten.
Die nominierten Bayern-Spieler Thomas Müller, Mario Götze, Holger Badstuber, Manuel Neuer und Rafinha sind allerdings noch nicht da. Sie müssen am 28. Mai Champions-League-Finale spielen.
Auch Augsburg-Star und Mittelfeldmotor Daniel Baier fehlt. Er steht mit dem FCA am 18. Mai im Europa-League-Endspiel.

Juni - Juli: die Europameisterschaft

Die DFB-Elf wohnt in Evian-les-Bains am Genfer See im Vier-Sterne-Hotel "Ermitage". Für Fünf Sterne hat es leider nicht gereicht. Das Campo Bahia muss noch immer abgezahlt werden.

10. Juni – 22. Juni: Gruppenphase

Deutschland muss gegen die Ukraine, Ungarn und Nordirland spielen. Die Gruppe wurde zugelost von Losfee Oliver Bierhoff. Jeder weitere Kommentar erübrigt sich.
Es nutzt nichts. Die DFB-Elf qualifiziert sich mit Ach und Krach im letzten Spiel gegen Nordirland für das Achtelfinale. Das entscheidende Tor schießt der eingewechselte Mario Götze. "Zeig der Welt, dass du besser bist als Josh Magennis", flüstert Löw Götze ins Ohr.

Deutschlands Experten sind sich einig: Löw muss weg, Deutschland wird das Achtelfinale nicht überstehen.

25. Juni - 03. Juli:

Achtelfinale und Viertelfinale gehen mit zwei 3:0-Siegen über Spanien und Gastgeber Frankreich äußerst locker über die Bühne. Thomas Müller steuert in beiden Spielen jeweils zwei Tore bei. Der weiterhin gesperrte Bastian Schweinsteiger schäkert mit Angela Merkel auf der Tribüne.

Deutschlands Experten sind sich einig: Löw muss verlängern, Deutschland kommt ins Finale.

06. Juli: Halbfinale

Im Halbfinale wartet Italien. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel wird Jogi Löw gefragt, wie er gegen die Italiener zu spielen gedenkt. Löw weicht der Frage aus: "Teile meiner Antwort würden Sie nur verunsichern".
Die Fans sind dennoch positiv gestimmt. Immerhin hat man schon einmal in diesem Jahr bewiesen, dass man gegen Italien gewinnen kann. Auch Bastian Schweinsteiger kann nach seiner Sperre endlich wieder mitwirken. Den Platz im Kader hat ihm Löw natürlich frei gehalten. Kevin Trapp als dritter Torhüter wurde stattdessen zu Hause gelassen.
Nach wenigen Minuten muss jedoch Manuel Neuer verletzt vom Platz. André ter Stegen, der ihn ersetzt, hält zunächst gut. In der 87. Minute beim Stand vom 0:0 entwischt Ciro Immobile einem sichtlich überraschten Mats Hummels ("Bei uns war der nie so schnell"). Ter Stegen bleibt nur die Notbremse. Er sieht Rot.

Während ZDF-Experte Oliver Kahn am Seitenrand schon die Praktikanten anbrüllt, ihm seine Torwarthandschuhe zu bringen, entscheidet sich Löw dafür, Jerome Boateng ins Tor zu stellen. Der kann den fälligen Elfmeter zunächst nach vorne abprallen lassen, doch Mario Balotelli kann abstauben. 1:0 für Italien. Vor Wut bringt Schweinsteiger den italienischen Stürmer, der sich gerade mit nacktem Oberkörper in eine Pose geworfen hat, mit einem Kopfstoß zu Fall. Er wird vom Platz gestellt. Es ist Schweinsteigers letzter Auftritt im Dress der DFB-Elf.

Deutschland scheidet aus. Österreich wird Europameister.
Das Spiel um Platz drei bleibt der DFB-Elf erspart.

August:

Manuel Neuer, Rafinha, Daniel Baier und Mats Hummels erklären ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Bastian Schweinsteiger hingegen will weitermachen. "Mindestens noch bis zur WM 2018".

September:

Nachdem Löw nach der EM mehrere Wochen von der Bildfläche verschwunden ist, gibt er am 1. September eine denkwürdige Pressekonferenz. Darin verkündet er, der DFB habe ihm einen unbefristeten Vertrag vorgelegt, den er nach reiflicher Überlegung unterschrieben habe. Das Angebot des FC Bayern, den Posten des gescheiterten Trainers Matthias Sammer anzunehmen, habe er abgelehnt.

Nun zähle nur eins: Der WM-Titel 2018.

Das erste Spiel der WM-Qualifikation in Norwegen am 4. September geht verloren.

Oktober - Dezember:

Nachdem auch das zweite Qualifikationsspiel verloren geht, bietet Jogi Löw seinen Rücktritt an. Bei einer genaueren Analyse der möglichen Nachfolge-Kandidaten (Friedhelm Funkel, Lothar Matthäus und Matthias Sammer) hält der DFB jedoch weiter an ihm fest.

Ob zu Recht, das wird sich erst im nächsten Jahr zeigen.

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