- Wer ist wichtiger für den FC Bayern München: Hansi Flick oder Hasan Salihamidzic?
- Der Trainer hat beste Argumente auf seiner Seite.
- Für den Sportvorstand spricht das grundsätzliche Konstrukt beim Rekordmeister - und ein bisschen auch die Geschichte des Klubs.
Der "Kicker" hat neulich eine Umfrage gestartet. Das Fachmagazin wollte herausfinden, wen die Fans wichtiger für den FC Bayern München finden, Hansi Flick oder Hasan Salihamidzic. Mehr als 317.000 Stimmen, eine stattliche Zahl, wurden abgegeben. Und wohl selten zuvor ermittelte der "Kicker" in einer Erhebung ein derart eindeutiges Stimmungsbild.
Auf
Der lange Streit zwischen Flick und Salihamidzic
Nun ist ein Fußballklub ja immer noch ein in sich geschlossenes System, die Rechte seiner Fans und Mitglieder stoßen in den meisten Fällen recht früh an unüberwindbare Grenzen und das operative Geschäft lenken ausschließlich die dafür angestellten Mitarbeiter und Gremien. Und trotzdem ist die Welle der Sympathie für den Trainer Hansi Flick so enorm, dass sie für die Bayern ein echtes Problem darstellt.
Denn Flick will nicht mehr so recht Bayern-Trainer sein und ginge es nach Volkes Stimme, dann solle doch lieber Salihamidzic als Verlierer aus dem seit Monaten schwelenden Machtkampf herausgehen und nicht Flick. Und wenn schon einer ganz gehen sollte, dann doch auch der Sportvorstand und nicht einer der erfolgreichsten und zugleich sympathischsten Trainer der Klubgeschichte. Aber so leicht ist das alles nicht.
Es ist ein ganz schönes Durcheinander entstanden bei den Bayern. Vor dem Champions-League-Spiel in Paris hatte
Die "SportBild" führte am Mittwoch die lange Liste der kleinen und großen Reibereien zwischen Flick und Salihamidzic auf. Insgesamt 20 Punkte umfasst das Sujet, es beginnt im Januar 2020 und endet - vorläufig, muss man wohl sagen - im April 2021.
Bayern ist anders geprägt als andere Klubs
In der Regel geht es dabei um die Kaderplanung und die Einschätzung von aktuellen und potenziellen Spielern für den FC Bayern. Die Ansichten des Trainers und des Sportvorstands divergieren dabei teilweise so extrem, dass die Frage im Raum steht, wie um alles in der Welt die Bayern eigentlich die jüngsten Erfolge hatten einfahren können?
Flick hat den Bayern das erfolgreichste Jahr ihrer langen und gewiss ruhmreichen Klubgeschichte beschert, er ist das Gesicht des Sextuples. Und nicht Robert Lewandowski, Manuel Neuer oder Thomas Müller.
In der Frage nach der wichtigsten Person in einem Fußballklub hat Flick die Beweisführung längst abgeschlossen. In München muss man sich an diese Erkenntnis vielleicht noch etwas gewöhnen - so es in diesem Klub überhaupt jemals möglich sein wird, sich damit zu arrangieren. Die Bayern sind geprägt von 40 Jahren
In München ist die Liste der Manager oder Sportdirektoren so kurz wie bei keinem anderen Bundesligisten, die Plastik-Konstruktion von RB Leipzig mal ausgenommen. Aber immerhin entwickelte sich bei den Bayern der Prototyp des gewieften Kümmerers: Robert Schwan war ebenso legendär wie gefürchtet, auf ihn folgte der blasse Walter Fembeck, dann kam Hoeneß, beerbt von Christian Nerlinger. Matthias Sammer löste den ab und später übernahm Salihamidzic. Das war's, sechs Chefs in mehr als 60 Jahren Profifußball bei den Bayern.
Hainers Versuch der Deeskalation
Der Titel ist dabei natürlich abhängig von der Rechtsform des Klubs, aber auch eher zweitrangig. Ob Manager, Sportdirektor oder wie mittlerweile in Salihamidzic' Fall Sportvorstand: Im Organigramm standen und stehen sie alle über dem jeweiligen Trainer. Das macht Salihamidzic' Rolle ungeachtet der fehlenden Sympathiebekundungen so ungemein stark.
Außerdem steht der Verdacht im Raum, dass Hoeneß vom fernen Tegernsee aus "seinen Mann" Salihamidzic lenkt und über den immer noch Einfluss auf die eine oder andere Entscheidung nimmt. Hoeneß hatte damals Salihamidzic überraschend als Sportdirektor durchgesetzt und nach langen Monaten endlich ein Vakuum geschlossen, das den Bayern nach Sammers Ausscheiden sehr zu schaffen machte. Salihamidzic war zuvor Markenbotschafter der Bayern, das Geschäft als Sportchef hat er nie gelernt.
"Das sind zwei meinungsstarke Typen. Wichtig ist nur, dass beide das gleiche Ziel haben. In den letzten 18 Monaten haben die beiden eine Mannschaft aufgebaut, die sechs Titel geholt hat und attraktiven Fußball spielt. So schlecht kann das nicht sein." Überhaupt sei das eher ein medial aufgebauschtes Thema, es gehe intern "nicht so zu, wie dargestellt. Wir haben ein intaktes Verhältnis." Hainer geht deshalb auch weiter fest von einem Verbleib von Hansi Flick aus. Aber was sollte der oberste Repräsentant des Klubs in einer Fernsehsendung auch anderes sagen?
Die Zeichen stehen eindeutig auf Abschied, nach dem Ausscheiden in der Champions League gegen Paris nahm sich Flick rund fünf Minuten lang am "Sky"-Mikrophon Zeit für eine Art öffentliche Abschiedsrede. So konnte man den Monolog, der einige Pirouetten schlug, durchaus interpretieren.
Für die Bayern wäre das ein herber Verlust und eine Aufgabenstellung für die Zukunft zugleich. Flick war ja zunächst ein Trainer auf Zeit, sollte nur ein paar Spiele bis zur Winterpause überbrücken. Erst dann fand Karl-Heinz Rummenigge Gefallen an dessen Arbeit, machte ihn zum "echten" Interimscoach und dann zur Dauerlösung. Legendär das doch recht bemühte Bild mit dem Kugelschreiber als Geschenk.
Die Bayern müssen sich hinterfragen
Aber trotz der vielen Erfolge in so kurzer Zeit, trotz der Rekordjagd und sicherlich auch dem Spaß an der Arbeit mit einem derart wissbegierigen und gierigen Team, machte Flick doch immer auch den Eindruck, als fühle er sich nicht bis in die letzte Pore seines Körpers wohl in seiner Rolle bei den Bayern.
Da war immer eine gewisse Distanz und Zurückhaltung. Das mag an Flicks grundsätzlich eher introvertierten Art liegen, aber diese dauerhafte Präsenz im Rampenlicht beim wichtigsten Klub des Landes und einem der größten der Welt übte auf ihn wohl alles andere als eine magische Anziehungskraft aus.
Sollte Flick wirklich alsbald gehen, müssen sich die Bayern schon auch die Frage gefallen lassen, wie so etwas eigentlich sein kann: Dass ein über die Maßen verdienter Mitarbeiter nicht jene Rahmenbedingungen und offenbar auch Zusammenarbeit mit seinem Vorgesetzten vorfinden kann, um über einen längeren Zeitraum auch bleiben zu wollen.
In der gefühlten Wirklichkeit würden die Bayern dann ihren wichtigsten Angestellten verlieren, die Trainersuche würde im Sommer eine Mammutaufgabe angesichts der rar gesäten potenziellen Kandidaten. Es wäre an Salihamidzic, dann die Nachfolge zu regeln. Und auch hier schwingt jetzt schon eine gehörige Portion Skepsis mit.
Flicks Standing bei den Fans ist ja auch deshalb so enorm, weil sein Referenzpunkt in der Causa nicht etwa einer wie Hoeneß wäre oder vielleicht Rummenigge, Instanzen des Klubs. Sein Widerpart ist Hasan Salihamidzic und der hat bisher in der öffentlichen Wahrnehmung noch nicht besonders viel vorzuweisen. Dabei ist der - ganz offiziell und in den Statuten der AG verankert - die wichtigere Figur von beiden für den FC Bayern. Und am Ende auch derjenige, der bleiben wird.
Verwendete Quellen:
- kicker.de: Wer ist wichtiger für Bayern: Flick oder Salihamidzic?
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