• Unentschieden gegen Spanien, Niederlage gegen Kanada: Eine ersatzgeschwächte DFB-Auswahl hat beim Arnold Clark Cup Schwierigkeiten.
  • Trotzdem gibt es für Deutschland Grund zur Hoffnung bei der kommenden EM.
  • Die Berichterstattung rund um den Arnold Clark Cup ist ein weiterer Beleg dafür, dass Frauenfußball nicht ernst genug genommen wird.

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1:1 und 0:1 – das deutsche Frauennationalteam ist nicht gut in den Arnold Clark Cup gestartet. Gegen Spanien und England kam das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg noch nicht in die Spur.

Das neue Vier-Nationen-Turnier wird in Spielerinnenkreisen als sehr gute Gelegenheit angesehen, sich selbst mit den Besten der Welt zu messen. Meist werden die Top-Spielerinnen in den Länderspielpausen eher unter- als richtig gefordert.

Über den Arnold Clark Cup lässt sich das sicher nicht sagen. Deutschland hat bisher große Probleme, diesen Test erfolgreich zu absolvieren. Die bisherigen Ergebnisse im Überblick:

  • Deutschland 1:1 Spanien
  • England 1:1 Kanada
  • England 0:0 Spanien
  • Kanada 1:0 Deutschland

Damit führt Kanada (4 Punkte) vor England, Spanien (je 2 Punkte) und Deutschland (1 Punkt). Die Gründe für das mäßige Abschneiden der DFB-Elf, ein dennoch hoffnungsvoller Blick in die Zukunft und die halbherzige Berichterstattung sind unsere Themen der Woche.

1. Deutschland müht sich bei der EM-Generalprobe

Kapitänin Alexandra Popp, Almuth Schult, Svenja Huth, Lena Lattwein (alle VfL Wolfsburg), Marina Hegering (FC Bayern München), Dzsenifer Marozsan (Olympique Lyon) und Melanie Leupolz (FC Chelsea) – das ist nur eine kleine Auswahl an Spielerinnen, auf die die Bundestrainerin beim Arnold Clark Cup nicht zurückgreifen kann. Insgesamt sind es mindestens 14 Ausfälle – größtenteils coronabedingt.

Das allein erschwert eine Bewertung der bisher gezeigten Leistungen. Aus der gewünschten Standortbestimmung wird nun eher ein Test für den erweiterten Kader im Kampf um die begehrten letzten Plätze bei der EM im Sommer. Gegen Spanien wirkte das Spiel aber lange Zeit wie ein Klassenunterschied.

In der ersten Halbzeit wurde das deutsche Team von den Spaniern rund um Weltfußballerin Alexia Putellas regelrecht vorgeführt. Deutschland verteidigte tief, kam in den wenigen Ballbesitzphasen aber nur selten gefährlich nach vorn. Zu erdrückend war das spanische Pressing, zu einfallslos waren die eigenen Lösungen dagegen.

Die DFB-Auswahl blieb zwar nicht ohne eigene Möglichkeiten, hatte selbst den einen oder anderen guten Konter, der dann aber nicht gut ausgespielt wurde. Spanien blieb das bessere Team. Zu Beginn der zweiten Halbzeit klärte Lena Oberdorf dann unglücklich und Putellas ließ sich die Chance aus kurzer Distanz nicht nehmen.

Erst gegen Ende schien die Elf von Voss-Tecklenburg zu begreifen, dass sie mindestens ein Tor braucht. Eine couragierte Schlussphase wurde mit dem Ausgleich durch Lea Schüller in der 88. Minute belohnt. Schön war es nicht, was Deutschland zeigte, aber „wichtig war die Mentalität“, stellte die Bundestrainerin fest.

Kanadas Defensive zu stark – Deutschlands Offensive zu schwach

Gegen Kanada waren die Deutschen mehr im eigenen Ballbesitz gefordert – und das offenbarte die Probleme noch deutlicher. Voss-Tecklenburg rotierte zuvor auf sieben Positionen – nur Feldkamp, Bühl, Brand und Magull standen erneut in der Startelf. Dementsprechend unruhig begann die Partie auch.

Keine acht Minuten waren vorbei, da nutze Kanada die fehlende Abstimmung bei der DFB-Elf erstmals aus. Nach einer Ecke köpfte Vanessa Gilles zum 1:0 ein. Fortan taten die Ahornblätter das, was sie schon bei ihrem Olympiasieg so hervorragend getan hatten: Tief stehen, verteidigen und auf offensive Umschaltsituationen warten.

Deutschland tat sich schwer damit, das Spiel machen zu müssen. Wie schon gegen Spanien gelang es ihnen nicht, Dynamik in ihren Spielaufbau zu bringen. Einzelne Spielerinnen hielten zu lange den Ball, offene Räume wurden zu spät gesehen und bespielt, aber auch das eigene Passspiel insgesamt war zu unsauber.

Selbst der abermaligen Druckphase in den Schlussminuten fehlte es an Struktur. Deutschland versuchte es mit der Brechstange, aber das war zu wenig. Will man den Arnold Clark Cup also doch irgendwie als Standortbestimmung für die gebeutelte Nationalelf sehen, dann steht vor dem letzten Spiel gegen England bereits das Fazit, dass noch viel Arbeit auf sie wartet.

Spielerin der Woche

Alexia Putellas unterstreicht bisher ihren Status als Weltfußballerin. Ihre deutschen Gegenspielerinnen ließ sie im ersten Spiel mehrfach alt aussehen. Vor allem ihr technisches Niveau ragt heraus. Kicken können viele und im Frauenfußball ist die Leistungsspitze in den vergangenen Jahren deutlich breiter geworden. Aber kaum eine Spielerin trifft so zuverlässig gute Entscheidungen auf dem Platz wie der Barca-Star. Putellas zuzusehen ist auch beim Arnold Clark Cup wieder eine große Freude.

2. DFB darf trotzdem auf erfolgreiche EM hoffen

Es gibt dennoch keinen Grund, das Abschneiden der DFB-Auswahl ausschließlich negativ zu bewerten. Auch wenn der deutsche Fußball dieser Tage mühsam und langsam wirkt, zeigen einzelne Spielerinnen während des Turniers durchaus, dass die Zukunft des DFB rosig sein kann.

Dass das zusammengewürfelte Team immer noch konkurrenzfähig ist, ist talentierten Fußballerinnen wie Giulia Gwinn (22), Klara Bühl (21), Selina Cerci (21), Jule Brand (19), Nicole Anyomi (22) oder Lena Oberdorf (20) zu verdanken. Der Arnold Clark Cup ist für sie eine riesige Chance: Die Talente werden dadurch entsprechend gefordert und in der Konsequenz auch gefördert, was im Frauenfußball noch viel zu selten passiert.

Mit Blick auf die Weltmeisterschaft 2027, die unter anderem in Deutschland stattfinden könnte, kann der DFB jetzt schon auf einen breiten Pool an Spielerinnen zurückgreifen, die das Potential haben, eines Tages in die Weltklasse vorzustoßen. Dafür wird es dann aber auch eine Spielanlage benötigen, die eine klarere Handschrift trägt als die aktuelle.

Der Arnold Clark Cup ist nur eine Fortsetzung der Geschichte, die die DFB-Auswahl in den letzten Jahren geschrieben hat. An technisch begabten Spielerinnen fehlt es der Bundestrainerin nicht. Es wird im Sommer an ihr liegen, dem Talent auch die passenden Rahmenbedingungen auf und neben dem Platz zu bieten. Das Abschneiden in England könnte dann richtungsweisend sein.

Zitat der Woche

"Da kann ich nur den FA Player empfehlen", schrieb Bianca Rech am Sonntagabend auf Twitter. Damit antwortete die sportliche Leiterin des FC Bayern München etwas süffisant auf einen Tweet, der die Übertragungsqualität der ARD kritisierte. Der "FA Player" ist eine englische Plattform, die dem Frauenfußball auf der Insel eine wertschätzende Bühne gibt. Etwas Vergleichbares gibt es hierzulande nicht.

3. Frauenfußball bekommt hierzulande zu wenig Aufmerksamkeit

Wertschätzung und Sichtbarkeit des deutschen Frauenfußballs bleiben ein Problem. Das geht schon bei der Frage los, wo der Arnold Clark Cup übertragen wird. In Deutschland sind ARD und ZDF für die Partien der DFB-Auswahl zuständig – allerdings laufen alle Partien ausschließlich in Streams im Internet.

Auf der Seite selbst wird das Turnier kaum nennenswert beworben. Hinzu kommt, dass die ARD den kleinstmöglichen Aufwand betreibt. Es gibt keine Berichterstattung rund um die Partien, in der Halbzeit laufen ein paar Highlights und Liveaufnahmen aus den leeren Stadien, im Nachhinein erscheinen Agenturartikel. Für Menschen, die nicht selbst aktiv danach suchen, findet der Arnold Clark Cup so gut wie gar nicht statt.

Oftmals wird argumentiert, dass der Frauenfußball deshalb nicht so präsent sei, weil er zu wenig Leute interessiere. Das verdreht aber die Tatsachen. Wie verkaufen sich beispielsweise Produkte im Supermarkt, wenn sie nicht im Kassenbereich, sondern in der hintersten Ecke des Ladens platziert werden? Nur weil etwas unbekannt ist, ist es nicht schlechter oder weniger unterhaltsam.

Andere Länder haben das in den vergangenen Jahren ausreichend bewiesen. In Deutschland gibt es den Mut noch zu selten, mit bewährten Mustern zu brechen. Die Argumentation dagegen ist oftmals bequem. Sichtbarkeit, Zugänglichkeit und angemessene Präsentation – das bleiben zentrale Themen der Zukunft.

So geht es jetzt weiter

Für die DFB-Elf steht jetzt noch ein letztes Spiel gegen England an (Mittwoch, 19.30 Uhr, zdf.de). Können sie sich nochmal steigern und die Gastgeberinnen vielleicht sogar schlagen, winkt ein versöhnlicher Abschluss. Aber neben den Resultaten geht es vor allem darum, sich ein gutes Gefühl für die kommende Europameisterschaft zu holen.

Ab dem kommenden Wochenende geht es dann im Klubfußball weiter. Am Sonntag spielen die Wolfsburgerinnen in Sand ihr Nachholspiel vom vergangenen Spieltag (ab 14.00 Uhr, MagentaSport), dann geht es im Viertelfinale des DFB-Pokals weiter. Die Spiele im Überblick:

  • Carl Zeiss Jena – FC Bayern München (28.2., 18.30 Uhr, Sky)
  • SGS Essen – Bayer 04 Leverkusen (1.3., 19.00 Uhr, DFB-TV)
  • VfL Wolfsburg – SC Sand (2.3., 18.00 Uhr, DFB-TV)
  • SV Henstedt-Ulzburg – Turbine Potsdam (2.3., 19.00 Uhr, DFB-TV)
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