Bayern-Sportdirektor Christoph Freund kündigte Vertragsgespräche mit Joshua Kimmich an. Die früheren Bayern-Spieler Didi Hamann und Lothar Matthäus bezweifeln jedoch, dass Kimmich noch lange in München bleibt. Laut Medienberichten sind mehrere Top-Vereine an dem Mittelfeldspieler interessiert.

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Während seine Mannschaftskameraden im Trainingslager in Portugal schwitzen, hält sich Joshua Kimmich in München individuell fit. Der 28-Jährige blieb in der Landeshauptstadt, weil seine Frau Lina das vierte gemeinsame Kind erwartet.

Währenddessen kommen immer wieder neue Gerüchte um die Zukunft von Kimmich auf. Nachdem in der vergangenen Woche mehrere Medien vermeldet haben, dass der französische Top-Verein Paris Saint-German den deutschen Nationalspieler gerne verpflichten würden, soll sich nun auch Newcastle United nach Kimmich erkundigt haben.

Damit nicht genug: Auch Xavi, der Trainer des FC Barcelona, sprach Ende des vergangenen Jahres ganz offen davon, an Kimmich interessiert zu sein. Dem Mittelfeldspieler scheinen also mehrere Optionen offenzustehen.

Weil sein Vertrag lediglich bis zum Sommer 2025 läuft, müsste seine Zukunft zeitnah geklärt werden. Verlängert er seinen Vertrag nämlich nicht, wäre der kommende Sommer für den FC Bayern vielleicht die letzte Gelegenheit, um noch eine hohe Ablöse zu kassieren.

FC Bayern und Kimmich wollen sich zusammensetzen – mit offenem Ausgang

Kimmich selber tut zumindest so, als würden ihn die Gerüchte um seine Zukunft nicht interessieren. "Ich konzentriere mich tatsächlich nur auf Bayern, für mich war das jetzt gar kein Thema im Winter", sagte er nach dem 3:0 gegen die TSG Hoffenheim am vergangenen Freitag. "Ich weiß nicht, wie der Verein denkt, ich denke, dass wir uns irgendwann mal zusammensetzen werden, dass der Verein auf mich zukommen wird."

Tatsächlich kündigte Sportdirektor Christoph Freund in der "Sport Bild" an: "Wir werden uns zusammensetzen und über seine Zukunft sprechen. Wir wissen, was wir an Jo Kimmich haben." Die Gerüchte um einen möglichen Abgang dementierte er: "Da kann ich nur darüber schmunzeln. Das ist total an den Haaren herbeigezogen. Joshua Kimmich ist für uns ein ganz wichtiger Spieler, einer unserer Führungsspieler."

Dies spiegelte sich allerdings nicht immer in den Aussagen von Trainer Thomas Tuchel wider. Im vergangenen Sommer forderte Tuchel öffentlich einen defensiven Mittelfeldspieler, der sich auf die Abwehrarbeit fokussiert. Einen "solchen Spielertypen" habe der FC Bayern nicht im Kader, betonte der Trainer. Kimmich sei, genauso wie seine Mitspieler Leon Goretzka und Konrad Laimer, eher ein offensiver Spielertyp. Kimmich sah dies anders und stellte öffentlich klar: "Ich bin ein Sechser."

Didi Hamann hält einen Abgang von Kimmich für "nicht ausgeschlossen"

Der frühere Bayern-Spieler Didi Hamann kann den Umgang des FC Bayern mit Kimmich nicht nachvollziehen. "Für mich hat er eine große Bedeutung - aber im Verein scheint man das anders zu sehen. Der Trainer hat ihm vor einigen Monaten abgesprochen, dass er die Sechser-Position spielen kann. Trotzdem hat er auf dieser Position die meisten Spiele gemacht", sagte Hamann im Gespräch mit unserer Redaktion.

"Die Frage ist, was die Bayern mit ihm vorhaben. Auf der Sechs scheint man von ihm nicht überzeugt zu sein, also dürfte im Sommer ein neuer Spieler kommen. Sicherlich kann Kimmich auch mal ein oder zwei Spieler als Rechtsverteidiger spielen, aber das hat er mehr oder weniger über seine gesamte Karriere gesehen nicht gespielt."

Daher habe ihn auch überrascht, dass Bundestrainer Julian Nagelsmann ankündigte, Kimmich sei als Rechtsverteidiger eine Option: "Einen Spieler dort spielen zu lassen, der in den letzten sechs, sieben Jahren nur sporadisch dort eingesetzt wurde, wäre für mich ein zu großes Risiko."

Ebenso müsse sich der FC Bayern "Gedanken machen, wo sie ihn sehen und wie sie ihn sehen. Ein Abgang ist, glaube ich, nicht ausgeschlossen. Jetzt wollen sie ihn nicht abgeben, weil sie hinsichtlich der Kadergröße sehr auf Kante genäht sind. Aber spätestens im Sommer muss man sich Gedanken machen. Denn wenn ein Sechser kommen sollte, bin ich mir auch nicht sicher, ob Kimmich ihnen auf der Achter-Position weiterhelfen würde."

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Lothar Matthäus: FC Bayern würde Kimmich "keine Steine in den Weg legen"

Auch Lothar Matthäus hält einen Abgang von Kimmich für realistisch. "Wenn Joshua meint, er müsse noch einmal etwas Neues erleben, dann wird man ihm seitens des FC Bayern sicher keine Steine in den Weg legen", schreibt er in seiner Sky-Kolumne.

"Ich fände es schade, wenn Kimmich München verlassen würde, denn ich schätze seine Qualität sehr hoch ein, wenn er auf der Sechs das zeigt, was ihm das Prädikat Weltklasse eingebracht hat, wenn er die Mannschaft organisiert, seine Position hält und sich auf sein Spiel konzentriert."

Aus Spieler-Sicht könne Matthäus aber nachvollziehen, dass sich Kimmich eventuell umorientiert: "Ich glaube, dass es an einem Spieler nagen kann, wenn er ständig hört, dass sich der Verein auf seiner Position, die er jahrelang als Führungsspieler bekleidet hat, nach einem neuen Spieler umschaut."

Paris und Barcelona hält Matthäus für gute Optionen. Zwar sei die Liga in Frankreich nicht so stark wie die Bundesliga, "aber der Verein ist eine Herausforderung und die Stadt ist wunderbar", schreibt er. "Kimmich würde auch gut zum FC Barcelona passen." Eines sei laut Matthäus jedenfalls sicher: "Wenn Kimmich nicht länger bei Bayern bleiben will, wird er langfristig Angebote von Vereinen bekommen, die international um Pokale spielen."

Kimmich befindet sich also in einer guten Verhandlungsposition. Der FC Bayern muss entscheiden, wie damit umzugehen ist.

Verwendete Quellen

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