Der FC Bayern München muss vorerst ohne Harry Kane auskommen. Laut Trainer Vincent Kompany gäbe es mehrere Alternativen. Doch wer kann die Rolle des Mittelstürmers wirklich ausfüllen?

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Der FC Bayern München muss im Jahresendspurt ohne seinen Top-Stürmer auskommen. Harry Kane zog sich beim 1:1 gegen Borussia Dortmund einen kleinen Muskelfaserriss im rechten, hinteren Oberschenkel zu.

Er dürfte mindestens das DFB-Pokalspiel am Dienstagabend gegen Bayer Leverkusen und das Bundesligaspiel am Samstag gegen den 1. FC Heidenheim verpassen. Möglicherweise fehlt er sogar noch länger. Umso mehr stellt sich die Frage, wer den besten Torjäger der Bundesliga ersetzen soll.

Vincent Kompany lässt sich nicht in die Karten blicken. "Wir haben viele Optionen. Thomas Müller, Mathys Tel, Serge Gnabry, Michael Olise, Leroy Sané, wir haben Optionen", sagte der Trainer des FC Bayern am Montag bei der Pressekonferenz vor dem DFB-Pokal.

"Harry hat schon 20 Tore gemacht, das kannst du nicht ersetzen. Aber wir haben Spieler, die torgefährlich sind, die sieben bis zehn Tore gemacht haben, auch Jamal Musiala. Das hilft uns, die Situation zu lösen. Wir haben genügend Spieler, die diese Rolle taktisch spielen können."

Welche Option wäre wohl die beste?

Thomas Müller

Müller wurde gegen Dortmund für den verletzten Kane eingewechselt und übernahm die Rolle im Sturmzentrum, war allerdings kein großer Faktor. In 58 Minuten hatte er zwei Torabschlüsse, ließ dabei eine große Torchance ungenutzt. In der laufenden Bundesliga-Saison hat er im Schnitt alle 46 Minuten einen Torschuss, Kane hingegen alle 21 Minuten.

Müller selbst definiert sich nicht als Stürmer, sondern als Offensivspieler "mit Qualitäten in der Box". Er braucht Freiheiten, um sein Spielverständnis und seinen Torinstinkt einzubringen. Allerdings agierte Müller im August beim DFB-Pokalspiel gegen den SSV Ulm bereits als Mittelstürmer, schoss dabei zwei Tore und bereitete einen Treffer vor.

Stefan Effenberg sagte im "Sport1 Doppelpass" über den Kane-Ausfall: "100-prozentig kannst du das nicht kompensieren. Jetzt gilt es für Thomas Müller wahrscheinlich einzuspringen, da zu sein und die anderen Jungs auch zu führen – aufgrund der Erfahrung, die er hat. Ich gehe schwer davon aus, dass Thomas Müller spielen wird."

Mathys Tel

Der 19-Jährige gilt eigentlich als eines der größten Offensiv-Talente Europas, wird aber zu selten eingesetzt. Sky-Experte Didi Hamann sagte im Interview mit unserer Redaktion: "Er kam mit großen Erwartungen nach München. Und ich glaube nicht, dass ein Hugo Ekitike viel besser ist als Tel. Aber wenn man sieht, wie er sich entwickelt hat, seitdem er zu Frankfurt kam, dann besteht ein großer Unterschied zu Tel."

Tel stand in dieser Saison erst zweimal in der Startelf. So auch am vergangenen Samstag gegen Borussia Dortmund. Dort agierte er allerdings als Linksaußen und fand nie richtig ins Spiel. Er bekam lediglich einen Torschuss zustande und wurde nach 61 Minuten ausgewechselt. Er wartet in dieser Spielzeit noch auf die erste Torbeteiligung. Als Mittelstürmer stand er zuletzt im Mai gegen die TSG Hoffenheim in der Startelf. Immerhin: Damals gelangen ihm ein Tor und eine Vorlage.

Serge Gnabry

Gnabry fehlte gegen Dortmund aufgrund von Knieproblemen. Ob er im Pokalspiel gegen Leverkusen überhaupt einsatzfähig ist, kann Trainer Kompany selber kaum abschätzen: "Bei Serge Gnabry müssen wir im Abschlusstraining schauen, da müssen wir die letzten Stunden vor dem Spiel abwarten."

Gnabry war bereits vergangene Saison von Verletzungen geplagt, erwischte aber in dieser Spielzeit einen starken Beginn und verbuchte in den ersten sechs Pflichtspielen zwei Tore und drei Vorlagen – allerdings stets als Flügelspieler. In den folgenden zehn Pflichtspielen gelang ihm nur noch ein Assist. Als Mittelstürmer wurde er 2022/23 elfmal eingesetzt und schoss damals sechs Tore. Ist er fit, wäre er eine Option.

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Michael Olise

Der Sommer-Neuzugang durchlebt Formschwankungen. "Michael Olise hat gut angefangen, aber wurde zuletzt etwas ruhiger", befindet Hamann. Nach 18 Pflichtspieleinsätzen steht er bei sieben Tore und fünf Vorlagen. Er wurde bislang vorwiegend auf den Flügelpositionen eingesetzt, nur gegen den SC Freiburg und Aston Villa agierte er zentraler – allerdings im offensiven Mittelfeld, nicht als Mittelstürmer.

Überhaupt ist die klassische Neun eine Position, mit der Olise als technisch starker Dribbelkünstler nahezu keine Erfahrung hat. Er dürfte als Kane-Ersatz nicht die erste Option sein.

Leroy Sane

Es ist überraschend, dass Kompany überhaupt Sane als möglichen Mittelstürmer nennt. Der deutsche Nationalspieler ist ein klassischer Flügelspieler, der vor allem durch sein Tempo besticht. Als Mittelstürmer hat er nahezu keine Erfahrung. Eine kleine Ausnahme: Im März 2019 stellte der damalige Bundestrainer Joachim Löw im Spiel gegen die Niederlande Sane gemeinsam mit Gnabry in die Sturmspitze. Damals gelang Sane sogar ein Treffer.

Als alleinige Sturmspitze, wie sie der FC Bayern normalerweise praktiziert, müsste Sane seinen Spielstil allerdings komplett umstellen. Zumal er momentan nicht allzu effektiv ist. In den letzten 13 Pflichtspielen gelangen ihm zwei Treffer und keine einzige Vorlage.

Jamal Musiala

Musiala wird zwar nicht als Stürmer agieren, könnte als Torjäger aber nun besonders wichtig sein. Wurde der 21-Jährige früher vorwiegend wegen seiner Technik gelobt, so entwickelte er zuletzt große Qualitäten beim Torabschluss – sogar per Kopfball. In der laufenden Saison gelangen ihm in 17 Pflichtspielen zehn Tore und vier Assists.

Alle 121 Minuten erzielte er in dieser Saison einen Treffer. Das ist beim FC Bayern der zweitbeste Wert hinter Kane, der alle 74 Minuten traf. Laut Hamann war Musiala zuletzt "der einzige Spieler, der für Überraschungsmomente gesorgt hat." Dies könnte dabei helfen, den Ausfall von Kane zu kompensieren.

Verwendete Quellen

  • Pressekonferenz des FC Bayern München
  • Sport1 Doppelpass, 01.12.2024

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