Der FC Bayern München möchte die Stars von morgen verstärkt selber ausbilden. Von der Mentalität sollen sie sich an Franz Beckenbauer und Cristiano Ronaldo orientieren. Bei der Karriereplanung allerdings könnte ein Umweg wie bei Harry Kane notwendig sein.

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Nachwuchsarbeit statt Millionen-Transfers: Der FC Bayern München möchte Top-Spieler verstärkt selbst entwickeln. Jamal Musiala, Aleksandar Pavlovic oder Josip Stanisic wurden zumindest zeitweise am FC Bayern Campus ausgebildet und sind heute ein wichtiger Bestandteil der Profimannschaft. Einer, der diese Entwicklung weiter vorantreiben soll, ist Richard Kitzbichler, der als Koordinator Talentförderung für die Talente des FC Bayern zuständig ist.

In einem auf "fcbayern.com" erschienen Beitrag erinnerte er sich daran, wie Pavlovic noch im Sommer 2023 für die zweite Mannschaft des FC Bayern in der Regionalliga gegen den SV Wacker Burghausen spielte und aufgrund einer mäßigen Leistung ausgewechselt wurde. "Aber er hat immer extrem an sich gearbeitet – und jetzt ist er bei den Profis, deutscher Nationalspieler mit einem Marktwert von 30 Millionen Euro." Der Marktwert ist mittlerweile sogar noch deutlich gestiegen und liegt aktuell bei 50 Millionen Euro.

Der Erfolgsschlüssel: "Mehr machen als die anderen"

Weitere Talente sollen folgen und später ebenfalls beim FC Bayern durchstarten. Dabei empfiehlt Kitzbichler, sich an den Legenden dieses Sports zu orientieren: "Wenn man Interviews der Größten betrachtet, ob das früher ein Franz Beckenbauer war oder heute ein Cristiano Ronaldo, bekommst du immer eines zu hören: Du musst mehr machen als die anderen."

Klar ist aber auch: Nicht jedes Top-Talent wird sich im jungen Alter direkt bei den Profis des FC Bayern durchsetzen können. Laut Nachwuchsleiter Jochen Sauer gäbe es zwar Beispiele wie Bastian Schweinsteiger oder Thomas Müller, denen das gelang. "Aber Philipp Lahm, Toni Kroos, David Alaba haben alle einen Umweg genommen. Wir mussten uns breiter aufstellen, um den nächsten Schritt anzubieten."

Das heißt: Eine Ausleihe zu einem anderen Verein ist oftmals notwendig, um Spielpraxis zu sammeln und danach möglicherweise gestärkt wieder zurückzukommen.

Stanisic zeigt, wie es gehen kann

Laut Sportdirektor Christoph Freund müsse man "die verschiedenen Charaktere und Situationen berücksichtigen: Zum einen wollen wir Talente von unserem Campus auf ihrem Weg eng begleiten, zum anderen haben wir Spieler wie Alex Nübel, Frans Krätzig oder Bryan Zaragoza, die bereits bei den Profis Fuß gefasst haben und über den einen oder anderen Zwischenschritt noch reifen sollen. Bei Josip Stanisic hat das super funktioniert."

Stanisic wurde vergangene Saison an Bayer Leverkusen verliehen, entwickelte sich dort zu einem Top-Spieler und gewann die Meisterschaft und den DFB-Pokal. Aktuell hat der FC Bayern Paul Wanner (1. FC Heidenheim), Armindo Sieb, Gabriel Vidovic (beide 1. FSV Mainz 05), Frans Krätzig, Alexander Nübel (beide VfB Stuttgart), Lovro Zvonarek (Sturm Graz), Maurice Krattenmacher (SSV Ulm), Gibson Adu (SpVgg Unterhaching) und Bryan Zaragoza (CA Osasuna) verliehen.

Auch wenn die Spieler derzeit bei anderen Vereinen aktiv sind, bleibt der Kontakt bestehen. "Es ist uns wichtig, dass wir uns als FC Bayern bei den jungen Spielern zeigen", sagte Kitzbichler. "Sie sollen spüren, dass der Klub hinter ihnen steht, dass uns ihre Entwicklung viel wert ist. Sie sollen wissen: Sie sind Spieler des FC Bayern – auch wenn sie gerade ausgeliehen sind."

Jonathan Tah als abschreckendes Beispiel

Tatsächlich haben schon einige Bundesligisten den Fehler gemacht, während einer Ausleihe den Kontakt zu ihrem Leihspieler zu verlieren. Ein prominentes Beispiel war der deutsche Innenverteidiger Jonathan Tah, der in der Saison 2014/15 vom Hamburger SV an Fortuna Düsseldorf verliehen wurde. Damals war er vom Verhalten des HSV so enttäuscht, dass er nicht wieder zurückwollte und daraufhin zu Bayer Leverkusen wechselte.

"Normalerweise sollte eine Leihe dazu dienen, dass besonders junge Spieler sich weiterentwickeln. Dazu gehört für mich auch, dass der Stammverein Kontakt hält. Das war damals nicht der Fall", sagte Tah später in einem Interview. "Mir wurde nicht das Gefühl vermittelt, dass ich ein wichtiger Teil des Vereins bin. Dementsprechend hätte ich mich mit einer Rückkehr nicht wohlgefühlt."

So etwas soll beim FC Bayern nicht passieren. Das Ziel sei laut Kitzbichler, "dass alle unsere Talente am Ende eine klare FC-Bayern-Zugehörigkeit haben, dass jeder weiß: Sie kommen vom Campus, das ist ein Begriff, auch international – made in Bayern!"

Krattenmacher und Zvonarek wissen Ausleihe zu schätzen

Die aktuellen Leihspieler bestätigen, dass dies tatsächlich gelebt wird. Der momentan in Ulm spielende Krattenmacher verriet erst im Oktober im Gespräch mit unserer Redaktion: "Ich stehe mit Richard Kitzbichler im wöchentlichen Austausch, er hat öfter bei mir zugeschaut, gibt mir gute Tipps und verrät, was ich bereits gut mache und was ich noch besser machen kann."

Überhaupt stehen junge Spieler einer Ausleihe vielfach positiv gegenüber. "Ich bin sehr zufrieden, diesen Weg gegangen zu sein", sagte der nach Graz verliehene Zvonarek kürzlich im Interview mit unserer Redaktion. "Das war meine Entscheidung. Natürlich ist es nie einfach, wenn man den Verein wechselt. Nicht immer funktioniert vom ersten Moment an alles super. Ich bin noch ein junger Spieler und benötige etwas Zeit. Aber wichtig ist, wie ich mich entwickele."

Bestes Beispiel für eine erfolgreiche Ausleihe ist der Top-Torjäger des FC Bayern München. Harry Kane wurde zu Beginn seiner Karriere gleich viermal an andere Klubs abgegeben, um dort Spielpraxis zu sammeln. Erst danach entwickelte er sich bei Tottenham Hotspur und der englischen Nationalmannschaft zum Topstar.

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