Auf Bundesebene kann die AfD seit einigen Monaten Höhenflüge in den Umfragen verzeichnen. In Hessen und Bayern hat die Partei nun auch bei Landtagswahlen deutlich zugelegt. Vor allem CDU/CSU haben dabei Wähler an sie verloren.

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Gewonnen hat die Landtagswahl in Hessen die CDU, in Bayern ist die CSU als Gewinnerin des Abends hervorgegangen. Doch auch wenn die AfD künftig an keiner der beiden Landesregierungen beteiligt sein wird - der große Sieger der beiden Wahlen ist die Partei trotzdem.

Keine Partei konnte bei den beiden Landtagswahlen am 8. Oktober so stark zulegen. Den vorläufigen Ergebnissen zufolge legten die Rechtspopulisten in Bayern um 4,4 Prozentpunkte zu, in Hessen verzeichneten sie sogar ein Plus von 5,3 Prozentpunkten. In Wiesbaden ist die AfD, die dort ihr bestes Ergebnis bei einer Landtagswahl im Westen verzeichnet, sogar zweitstärkste Kraft im Land.

Wenn es noch einen Beweis brauchte, dass die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestufte Partei kein ostdeutsches Massenphänomen mehr ist – in Hessen und Bayern wurde er erbracht.

Bei der AfD war der Jubel dementsprechend groß. "Der Wind ändert sich in Deutschland, der geht von links nach rechts", sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Bundestagsfraktion, Bernd Baumann. AfD-Chefin Alice Weidel schrieb auf der Plattform X (früher Twitter): "Unsere Rekordergebnisse geben unserer Politik recht!"

Doch woher kommen die großen Zuwächse für die Partei genau? Aufschluss darüber geben die Erhebungen von "Infratest Dimap" im Auftrag der ARD.

Wählerwanderung in Bayern und in Hessen: Woher kommen die AfD-Wähler?

In Bayern hat die AfD allen im Landtag vertretenen Parteien Stimmen abringen können, vor allem aber der CSU. 110.000 Menschen sind laut dem Meinungs- und Wahlforschungsinstitut von der Partei von Ministerpräsident Markus Söder zur AfD gewechselt.

Auf Platz zwei und drei folgen die Freien Wähler mit 60.000 Wechselwählern zur AfD und die sonstigen Parteien, die es nicht ins Parlament geschafft haben: Hier sind es 50.000 Menschen, die zur AfD gewandert sind.

Die Zahlen zeigen aber auch: Der AfD ist es gelungen, zahlreiche Nichtwähler zu mobilisieren - 130.000 an der Zahl. Nur die CSU konnte mit 180.000 mehr vorherige Nichtwähler für sich gewinnen.

Wählerwanderung zur AfD in Bayern im Überblick

ParteiStimmen in Richtung der AfD
CSU110.000
Grüne20.000
Freie Wähler60.000
SPD20.000
FDP40.000
Sonstige50.000
Nichtwähler130.000
Zahlen laut Infratest Dimap (Stand: 9. Oktober, 6:00 Uhr)

In Hessen zeigt sich dahingehend ein ähnliches Bild wie in Bayern: Auch hier konnte die AfD Wählerinnen und Wähler von allen bis zum Wahltag im Landesparlament vertreten Parteien abwerben. Mit 40.000 verlor auch hier die Union am meisten Wähler an die AfD. Am zweitmeisten wechselten SPD-Wähler (32.000) zur AfD.

Wie auch in Bayern konnte die AfD zudem besonders stark durch die Mobilisierung von Nichtwählern profitieren: 76.000 von ihnen stimmten für sie. Das ist die zweitgrößte Zahl an Nichtwählern, nach der CDU (81.000).

Wählerwanderung zur AfD in Hessen im Überblick

ParteiStimmen in Richtung der AfD
CDU40.000
Grüne10.000
SPD32.000
FDP28.000
Linke15.000
Sonstige23.000
Nichtwähler76.000
Zahlen laut Infratest Dimap (Stand: 9. Oktober, 6:00 Uhr)

Rechtsextreme Positionen in der AfD sind großen Teilen ihrer Wähler egal

Neben der Wählerwanderung erhebt Infratest Dimap noch weitere Details zu den Wählerschaften der Parteien. So zeigen die Erhebungen des Instituts auch, dass vor allem das Thema Migration der AfD Auftrieb gegeben haben dürfte. Der Aussage: "Ich wähle die AfD, damit die Regierung in der Asylpolitik ihren Kurs ändert", stimmten in Bayern und Hessen jeweils 92 Prozent ihrer Wählerinnen und Wähler zu.

Dabei war es in beiden Bundesländern über 80 Prozent der AfD-Wählerinnen und -Wähler "egal, dass sie in Teilen als rechtsextrem gilt, solange sie die richtigen Themen anspricht". Wobei die Zustimmung zu dieser Aussage in Bayern mit 85 Prozent etwas höher liegt als in Hessen.

Auch bei der Stimmverteilung für die AfD nach Altersgruppen ergeben sich Parallelen zwischen Bayern und Hessen. So fand die Partei in beiden Bundesländern in der Altersgruppe von 35 bis 44 Jahren am meisten Zuspruch. In Bayern wählten 19 Prozent der Wählerinnen und Wähler dieser Gruppe die AfD, in Hessen waren es 24. Allerdings: Die Zustimmung zur AfD ist in Hessen über alle Altersgruppen hinweg größer als im Freistaat.

AfD-Stimmanteil nach Altersgruppen und Bundesland

BayernHessen
Alle1518
18 bis 24 Jahre1618
25 bis 34 Jahre1820
35 bis 44 Jahre 1924
45 bis 59 Jahre1721
60 bis 69 Jahre1318
70 Jahre und älter79
Zahlen entsprechen Prozentwerten, Quelle: Infratest Dimap

Die AfD wurde in beiden Ländern deutlich stärker von Männern als von Frauen gewählt: In Bayern vereinigte die AfD 17 Prozent aller männlichen Stimmen auf sich, aber nur 12 Prozent aller weiblichen. In Hessen ist der Unterschied mit einer Männerquote von 22 zu 14 Prozent noch größer.

Hinweis:

  • Alle Zahlen beruhen auf Berechnungen von Infratest Dimap im Auftrag der ARD. Genauere Informationen zu Erhebungsmethode finden Sie hier und hier.

Verwendete Quellen:

  • Deutsche Presse-Agentur (dpa)
  • Tagesschau.de: Wer wählte die AfD - und warum? Grafiken für Bayern und Hessen
  • Tagesschau.de: Wie Wählende wanderten – Interaktive Grafiken für Bayern und Hessen
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