Donald Trumps neue Zölle erschüttern die Weltmärkte – und könnten Billionen kosten. Bei "Markus Lanz" (ZDF) diskutieren die Gäste, wie Europa reagieren muss. Auffällig still: die AfD.

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Bei "Markus Lanz" (ZDF) geht es am Dienstagabend um Donald Trumps Zollpolitik - und ihre Auswirkungen. Ökonom Michael Hüther spricht von einer "Atombombe auf die Weltwirtschaft", EU-Politiker Manfred Weber fordert ein geeintes Europa und neue Handelsverträge. Die transatlantische Partnerschaft steht auf der Kippe und die AfD schweigt.

Das Thema der Runde

Donald Trumps Zollpolitik hat weltweit Börsen ins Wanken gebracht, der globale Handel ist bedroht. ZDF-Moderator Markus Lanz nahm das zum Anlass und analysierte am Dienstagabend nicht nur das Thema Koalitionspoker zwischen der CDU/CSU und der SPD, das zu Beginn der Sendung schnell in den Hintergrund geriet, sondern diskutierte mit seinen Gäste vor allem: Wie soll Europa handeln?

Die Gäste

  • Der CSU-Vize und Fraktionschef der EVP im EU-Parlament, Manfred Weber, möchte politisch zeigen, dass Zölle ein schlechtes Geschäft für Trump sind und hofft, "dass wirklich jeder kapiert, wie wertvoll jetzt Europa ist".
  • SPD-Politiker Ralf Stegner möchte die transatlantische Partnerschaft noch nicht so schnell abschreiben. Auch, wenn Trump "intellektuelle Defizite" hat, ist er für Diplomatie.
  • Die Politik-Insiderin der "Rheinischen Post" Kerstin Münstermann ist der Meinung, dass Europa vor allem seine "Glaubwürdigkeit" zurückgewinnen muss.
  • Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Michael Hüther sagt über Trumps Zollobsession: "Der Einbruch weltweit ist noch nicht zu Ende."
Markus Lanz, Manfred Weber, Ralf Stegner, Kerstin Münstermann, Michael Hüther
Über Trumps Zollpolitik sprach (v.l.n.r.) Markus Lanz mit Manfred Weber, Ralf Stegner, Kerstin Münstermann und Michael Hüther. © ZDF / Markus Hertrich

Das Wortgefecht des Abends

Von der AfD ist man es gewohnt, dass sie besonders schnell besonders laut wird. Doch seit Trumps harter Zollpolitik sind die Stimmen plötzlich verstummt. Ungewöhnlich, finden die Gäste bei Lanz. "Wo sind denn die jetzt? Die Alice Weidel war froh, dass sie bei der Münchner Sicherheitskonferenz ein Foto mit Vizepräsident JD Vance bekommen hat hat sie ihn denn jetzt schon angerufen? Hat sie schon unsere deutschen Arbeitsplätze verteidigt gegenüber Amerika? Das zeigt doch die ganze Verlogenheit", schimpft Manfred Weber.

Die anderen Gäste nicken, fallen sich gegenseitig ins Wort. "Das ist ja der Irrsinn", sagt Journalistin Kerstin Münstermann. "Herr Chrupalla hat gesagt, er findet das alles prima und hat damit mal wieder seine ökonomische Inkompetenz unterstrichen", fügt Michael Hüther hinzu.

"Indem er was gesagt hat?", hakt Lanz nach. "Er findet das mit den Zöllen verständlich. Die tun ja gerade so, als wären das kleine, feindosierte Zollerhöhungen hier und da. Nein, das ist eine Atombombe auf die Weltwirtschaftsordnung", wettert Hüther. "Ich bin völlig bei Ihnen, das Gute ist, dass man nicht alleine kämpft", ergänzt Münstermann: "Mein Eindruck war, dass man jetzt auf die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hofft, die kommende Woche nach Washington reisen soll und da der Versuch unternommen wird, unter Gleichgesinnten...", - "Ja, aber das funktioniert doch auch nicht", mischt sich Hüther ein. "Stopp", sagt Münstermann und hebt die Hände schützend hoch: "Man versucht, Trump noch mal anders Herr zu werden als mit wohlüberlegten Zoll-Listen. Denn am Ende ist klar: Das schadet der deutschen Wirtschaft."

SPD-Mann Stegner nennt Trumps Zölle bei Lanz "brandgefährlich"

Donald Trump gehe bei seiner Zollpolitik "nicht mit der Abrissbirne, sondern mit einer Sprengladung" vor, mahnte SPD-Politiker Ralf Stegner am Dienstagabend im ZDF-Talk "Markus Lanz". Dies sei "brandgefährlich" - auch für Europa. Sehen Sie die Lanz-Sendung in voller Länge jederzeit bei https://kurz.zdf.de/LANZ/ © ProSiebenSat.1

Die Offenbarung des Abends

Manfred Weber spricht aus, wovor wohl viele Angst haben: "Die USA haben ihre Substanz verändert." Schon zu Joe Bidens Zeiten hätte das langsam begonnen. "Jetzt ist der zentrale Punkt, mit einem neuen Europa zu beginnen", sagt Weber und spricht in diesem Zusammenhang von einer historischen Wende. Was es vor allem braucht: "Neue Partner, neue Handelsverträge. Mein Bild von Europa glaubt weiter an einen regelbasierten, fairen Handel."

Doch: Was bedeutet Europa überhaupt (noch)? Was will Europa nicht sein? Bedeutet Europa das Europa von Victor Orbán oder das von Emmanuel Macron? Wie handlungsfähig sind wir? Das möchte auch Lanz wissen, er blickt fragend in seine Gästerunde.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Manfred Weber hat darauf eine knappe Antwort: "Das wird in Brüssel entschieden." Verteidigung sei das nächste große Thema unseres Kontinents. Europa müsse vor allem seine "Glaubwürdigkeit" zurückgewinnen, glaubt Münstermann. Stegner findet, dass das vor allem die Aufgabe der neuen Regierung aus SPD und CDU/CSU sein wird, die demonstrieren müsse, dass demokratische Parteien in der Lage sind, das Leben der Menschen "vernünftig zu regeln". Europa dürfe nicht "Heil bei Populisten suchen", sondern zeigen, dass "regelbasierte Ordnung und Wohlstand für Frieden sorgen".

Der Erkenntnisgewinn

An diesem Dienstagabend bleiben im ZDF-Talk die Antworten auf die ganz großen Fragen aus: Wie geht es mit Europa weiter? Was steckt hinter Trumps Zollpolitik? Mehr als Rache ja, sogar ein bestimmtes Motiv?

Manfred Weber animiert nochmal, etwas aufgebracht: "Ich hoffe, dass wirklich jeder kapiert, wie wertvoll jetzt Europa ist. Wenn wir da nicht geeint reagieren würden, wären wir Spielball von diesen Mächten." Deutschland würde dann überhaupt keine Rolle mehr spielen in diesem "globalen Wahnsinn", so Weber.

Michael Hüther ist der Meinung: "Der Einbruch weltweit ist noch nicht zu Ende. Die USA besitzen nicht nur den roten Knopf für die Atombombe, sondern auch den roten Knopf für die weltwirtschaftspolitische Atombombe." Das sei etwas, das die Märkte eben nicht nur drei Tage beunruhigt. Es bleibt ungewiss, wie sich die Situation weiterentwickelt und wie sich Europa entscheidet zu positionieren.  © 1&1 Mail & Media/teleschau